ohne Jahresschwankung und zugleich an starke Feuchtigkeit. Tropenbewohner der Gegenwart.
2. Xerophilen. Auch diese beanspruchen hohe Tempera- turen, lieben aber zugleich Trockenheit und stärkere Temperatur- ausschläge. Sie bewohnen die Tropen mit längeren Trockenperio- den und die subtropischen Wüsten und Wüstensteppen.
3. Mesothermen. Diese Gruppe beansprucht gemäßigte Wärme (15--20°C.) und gemäßigte Feuchtigkeitsmengen, ein Teil von ihnen verlangt hohe Sommertemperaturen, ein anderer Teil meidet niedere Wintertemperaturen, ein dritter Teil meidet im Gegensatz zu dem ersten die mit hohen Sommertemperaturen ver- bundene Trockenheit. -- Diese Gruppe bewohnt heute die Azoren und Canaren, Mittelmeerländer, China-Japan, die südlichen Ver- einigten Staaten, und auf der südlichen Halbkugel Chile, Argen- tinien, Tasmanien und das südliche Australien, Neuseeland.
4. Mikrothermen, mit Ansprüchen an mittlere Jahres- temperaturen von 14° bis Null, weniger hoher Sommerwärme und Ertragungsfähigkeit von Frost. Jetzige Bewohner unserer zweiten Vegetationszone, sowie auf der südlichen Halbkugel des südlichen Chiles bis zum Cap Horn, der Falklandsinseln etc.
5. Hekistothermen, die biologischen Pflanzengruppen der arktischen, und der strauchlosen antarktischen Vegetationszone umfassend, welcher ich selbst auch allerdings die Kergueleninseln anschliesse; es sind dies Pflanzen mit den geringsten Wärme- ansprüchen.
Die Gleichheiten und Ungleichheiten dieser Einteilung ent- gegen unserer, auf die Zusammenwirkung aller geographischer Agentien begründeten Vegetationszonen-Einteilung sind von selbst klar; mit Ausnahme der Xerophilen lässt sie einen direkten Ver- gleich mit Köppens Wärmezonen zu und stellt ebenso wie diese ihre Gruppen symmetrisch auf beide Seiten des Aequators. Eine wesentliche Aufgabe sucht alsdann de Candolle im paläontologischen Verfolgen dieser physiologischen Gruppen in den verschiedenen Ländern der Erde, worüber er höchst anregende Einzelheiten vorführt.
Eine Wärme-Feuchtigkeitsgruppe ist heutzutage kaum mehr auf der Erde vertreten, nämlich die als "Megistothermen" zu bezeichnenden Algen heisser (30°C.) Quellen; sie lassen sich zwar nicht als Abkömmlinge, doch als analoge biologische Erscheinungen mit den- jenigen Gewächsen vergleichen, welche in den ältesten geologischen Epochen das Feld wahrscheinlich beherrscht haben und als deren Nachfolger auf der Erde wir die Algen, Farne, Lycopodiaceen und Equisetaceen der Stein- kohlenperiode betrachten. Die Megathermen, welche in den sekundären Erdformationen ausser ersteren wohl allein
A. de Candolles’ physiologische Gruppen.
ohne Jahresschwankung und zugleich an starke Feuchtigkeit. Tropenbewohner der Gegenwart.
2. Xerophilen. Auch diese beanspruchen hohe Tempera- turen, lieben aber zugleich Trockenheit und stärkere Temperatur- ausschläge. Sie bewohnen die Tropen mit längeren Trockenperio- den und die subtropischen Wüsten und Wüstensteppen.
3. Mesothermen. Diese Gruppe beansprucht gemäßigte Wärme (15—20°C.) und gemäßigte Feuchtigkeitsmengen, ein Teil von ihnen verlangt hohe Sommertemperaturen, ein anderer Teil meidet niedere Wintertemperaturen, ein dritter Teil meidet im Gegensatz zu dem ersten die mit hohen Sommertemperaturen ver- bundene Trockenheit. — Diese Gruppe bewohnt heute die Azoren und Canaren, Mittelmeerländer, China-Japan, die südlichen Ver- einigten Staaten, und auf der südlichen Halbkugel Chile, Argen- tinien, Tasmanien und das südliche Australien, Neuseeland.
4. Mikrothermen, mit Ansprüchen an mittlere Jahres- temperaturen von 14° bis Null, weniger hoher Sommerwärme und Ertragungsfähigkeit von Frost. Jetzige Bewohner unserer zweiten Vegetationszone, sowie auf der südlichen Halbkugel des südlichen Chiles bis zum Cap Horn, der Falklandsinseln etc.
5. Hekistothermen, die biologischen Pflanzengruppen der arktischen, und der strauchlosen antarktischen Vegetationszone umfassend, welcher ich selbst auch allerdings die Kergueleninseln anschliesse; es sind dies Pflanzen mit den geringsten Wärme- ansprüchen.
Die Gleichheiten und Ungleichheiten dieser Einteilung ent- gegen unserer, auf die Zusammenwirkung aller geographischer Agentien begründeten Vegetationszonen-Einteilung sind von selbst klar; mit Ausnahme der Xerophilen lässt sie einen direkten Ver- gleich mit Köppens Wärmezonen zu und stellt ebenso wie diese ihre Gruppen symmetrisch auf beide Seiten des Aequators. Eine wesentliche Aufgabe sucht alsdann de Candolle im paläontologischen Verfolgen dieser physiologischen Gruppen in den verschiedenen Ländern der Erde, worüber er höchst anregende Einzelheiten vorführt.
Eine Wärme-Feuchtigkeitsgruppe ist heutzutage kaum mehr auf der Erde vertreten, nämlich die als „Megistothermen“ zu bezeichnenden Algen heisser (30°C.) Quellen; sie lassen sich zwar nicht als Abkömmlinge, doch als analoge biologische Erscheinungen mit den- jenigen Gewächsen vergleichen, welche in den ältesten geologischen Epochen das Feld wahrscheinlich beherrscht haben und als deren Nachfolger auf der Erde wir die Algen, Farne, Lycopodiaceen und Equisetaceen der Stein- kohlenperiode betrachten. Die Megathermen, welche in den sekundären Erdformationen ausser ersteren wohl allein
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A. de Candolles’ physiologische Gruppen.
ohne Jahresschwankung und zugleich an starke Feuchtigkeit.
Tropenbewohner der Gegenwart.
2. Xerophilen. Auch diese beanspruchen hohe Tempera-
turen, lieben aber zugleich Trockenheit und stärkere Temperatur-
ausschläge. Sie bewohnen die Tropen mit längeren Trockenperio-
den und die subtropischen Wüsten und Wüstensteppen.
3. Mesothermen. Diese Gruppe beansprucht gemäßigte
Wärme (15—20°C.) und gemäßigte Feuchtigkeitsmengen, ein Teil
von ihnen verlangt hohe Sommertemperaturen, ein anderer Teil
meidet niedere Wintertemperaturen, ein dritter Teil meidet im
Gegensatz zu dem ersten die mit hohen Sommertemperaturen ver-
bundene Trockenheit. — Diese Gruppe bewohnt heute die Azoren
und Canaren, Mittelmeerländer, China-Japan, die südlichen Ver-
einigten Staaten, und auf der südlichen Halbkugel Chile, Argen-
tinien, Tasmanien und das südliche Australien, Neuseeland.
4. Mikrothermen, mit Ansprüchen an mittlere Jahres-
temperaturen von 14° bis Null, weniger hoher Sommerwärme und
Ertragungsfähigkeit von Frost. Jetzige Bewohner unserer zweiten
Vegetationszone, sowie auf der südlichen Halbkugel des südlichen
Chiles bis zum Cap Horn, der Falklandsinseln etc.
5. Hekistothermen, die biologischen Pflanzengruppen der
arktischen, und der strauchlosen antarktischen Vegetationszone
umfassend, welcher ich selbst auch allerdings die Kergueleninseln
anschliesse; es sind dies Pflanzen mit den geringsten Wärme-
ansprüchen.
Die Gleichheiten und Ungleichheiten dieser Einteilung ent-
gegen unserer, auf die Zusammenwirkung aller geographischer
Agentien begründeten Vegetationszonen-Einteilung sind von selbst
klar; mit Ausnahme der Xerophilen lässt sie einen direkten Ver-
gleich mit Köppens Wärmezonen zu und stellt ebenso wie diese
ihre Gruppen symmetrisch auf beide Seiten des Aequators. Eine
wesentliche Aufgabe sucht alsdann de Candolle im paläontologischen
Verfolgen dieser physiologischen Gruppen in den verschiedenen
Ländern der Erde, worüber er höchst anregende Einzelheiten
vorführt.
Eine Wärme-Feuchtigkeitsgruppe ist heutzutage
kaum mehr auf der Erde vertreten, nämlich die als
„Megistothermen“ zu bezeichnenden Algen heisser (30°C.)
Quellen; sie lassen sich zwar nicht als Abkömmlinge,
doch als analoge biologische Erscheinungen mit den-
jenigen Gewächsen vergleichen, welche in den ältesten
geologischen Epochen das Feld wahrscheinlich beherrscht
haben und als deren Nachfolger auf der Erde wir die
Algen, Farne, Lycopodiaceen und Equisetaceen der Stein-
kohlenperiode betrachten. Die Megathermen, welche in
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/134>, abgerufen am 24.11.2024.
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