Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Primäre Charaktere der Flora. darin, dass sie weder auf das System, noch auf die geo-graphisch abgegrenzten Floren der Erde, noch endlich auf die sonstige Einteilung der Gewächsformen nach Bäumen, Stauden in ihren verschiedenen Trachten, Wasser- pflanzen etc. zurückgreift, sondern alles dieses nur unter dem Gesichtspunkte eines gleichen klimatischen Grund- bedürfnisses zusammenfügt. Insofern sind es wirklich, was der Verfasser wollte, groupes physiologiques applicables a la geographie botanique ancienne et moderne. Es besagt die Nützlichkeit dieser Gruppenbildung, welche sich am leichtesten auf Erdkarten darstellen lässt (siehe Englers Karte im Vers. Entw. d. Fl. Bd. II.) und in den "Vege- tationszonen der Erde" in Berghaus' physikalischem Atlas eine entsprechende Erweiterung gefunden hat, dass in diesen Bedürfnissen sich entsprechende Kreise von Ord- nungen und Gattungen einerseits, von biologischen Lebe- formen andererseits zusammenfinden, und dass diese für die primären Charaktere der Flora und Vegetation um- fassender, analog gebildeter Erdräume einen Vorrang behaupten. Es finden sich z. B. in der Gruppe (2) der Xerophilen, welche hauptsächlich den Strich beider Wende- kreise einnehmen und bis in die Mediterranregion, nach China und in die Prairien Nordamerikas vordringen, von Familien bestimmte Tribus und Gattungen der Labiaten und Borragineen, Asclepiadeen und Compositen, auch wiederum von den zugleich ganz andere Klimate auf- suchenden Palmen und Liliaceen, Myrtaceen und selbst Cycadeen, und besonders charakteristisch sind fleischige Euphorbiaceen in Vertretung mit Cacteen, die Zygophyl- leen, Ficoideen und Proteaceen, letztere allerdings im Wasserbedürfnis zu der dritten Gruppe hinneigend. Diese und andere Systemgruppen finden sich daselbst zusammen in den Lebeformen von Blatt- und Stammsucculenten, von Zwiebel- und Knollengewächsen, von dornigen Ge- sträuchen mit periodischer Belaubung oder mit Trocken- schutzeinrichtungen, welche wie bei den Blättern der Stauden alle jene mannigfaltigen Mittel durchmachen; oder sie finden sich als rasch ihre Vegetation durchlaufende annuelle Gewächse. Diese ganzen System- und Organi- Primäre Charaktere der Flora. darin, dass sie weder auf das System, noch auf die geo-graphisch abgegrenzten Floren der Erde, noch endlich auf die sonstige Einteilung der Gewächsformen nach Bäumen, Stauden in ihren verschiedenen Trachten, Wasser- pflanzen etc. zurückgreift, sondern alles dieses nur unter dem Gesichtspunkte eines gleichen klimatischen Grund- bedürfnisses zusammenfügt. Insofern sind es wirklich, was der Verfasser wollte, groupes physiologiques applicables à la géographie botanique ancienne et moderne. Es besagt die Nützlichkeit dieser Gruppenbildung, welche sich am leichtesten auf Erdkarten darstellen lässt (siehe Englers Karte im Vers. Entw. d. Fl. Bd. II.) und in den „Vege- tationszonen der Erde“ in Berghaus’ physikalischem Atlas eine entsprechende Erweiterung gefunden hat, dass in diesen Bedürfnissen sich entsprechende Kreise von Ord- nungen und Gattungen einerseits, von biologischen Lebe- formen andererseits zusammenfinden, und dass diese für die primären Charaktere der Flora und Vegetation um- fassender, analog gebildeter Erdräume einen Vorrang behaupten. Es finden sich z. B. in der Gruppe (2) der Xerophilen, welche hauptsächlich den Strich beider Wende- kreise einnehmen und bis in die Mediterranregion, nach China und in die Prairien Nordamerikas vordringen, von Familien bestimmte Tribus und Gattungen der Labiaten und Borragineen, Asclepiadeen und Compositen, auch wiederum von den zugleich ganz andere Klimate auf- suchenden Palmen und Liliaceen, Myrtaceen und selbst Cycadeen, und besonders charakteristisch sind fleischige Euphorbiaceen in Vertretung mit Cacteen, die Zygophyl- leen, Ficoideen und Proteaceen, letztere allerdings im Wasserbedürfnis zu der dritten Gruppe hinneigend. Diese und andere Systemgruppen finden sich daselbst zusammen in den Lebeformen von Blatt- und Stammsucculenten, von Zwiebel- und Knollengewächsen, von dornigen Ge- sträuchen mit periodischer Belaubung oder mit Trocken- schutzeinrichtungen, welche wie bei den Blättern der Stauden alle jene mannigfaltigen Mittel durchmachen; oder sie finden sich als rasch ihre Vegetation durchlaufende annuelle Gewächse. Diese ganzen System- und Organi- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="114"/><fw place="top" type="header">Primäre Charaktere der Flora.</fw><lb/> darin, dass sie weder auf das System, noch auf die geo-<lb/> graphisch abgegrenzten Floren der Erde, noch endlich<lb/> auf die sonstige Einteilung der Gewächsformen nach<lb/> Bäumen, Stauden in ihren verschiedenen Trachten, Wasser-<lb/> pflanzen etc. zurückgreift, sondern alles dieses nur unter<lb/> dem Gesichtspunkte eines gleichen klimatischen Grund-<lb/> bedürfnisses zusammenfügt. 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Primäre Charaktere der Flora.
darin, dass sie weder auf das System, noch auf die geo-
graphisch abgegrenzten Floren der Erde, noch endlich
auf die sonstige Einteilung der Gewächsformen nach
Bäumen, Stauden in ihren verschiedenen Trachten, Wasser-
pflanzen etc. zurückgreift, sondern alles dieses nur unter
dem Gesichtspunkte eines gleichen klimatischen Grund-
bedürfnisses zusammenfügt. Insofern sind es wirklich,
was der Verfasser wollte, groupes physiologiques applicables
à la géographie botanique ancienne et moderne. Es besagt
die Nützlichkeit dieser Gruppenbildung, welche sich am
leichtesten auf Erdkarten darstellen lässt (siehe Englers
Karte im Vers. Entw. d. Fl. Bd. II.) und in den „Vege-
tationszonen der Erde“ in Berghaus’ physikalischem Atlas
eine entsprechende Erweiterung gefunden hat, dass in
diesen Bedürfnissen sich entsprechende Kreise von Ord-
nungen und Gattungen einerseits, von biologischen Lebe-
formen andererseits zusammenfinden, und dass diese für
die primären Charaktere der Flora und Vegetation um-
fassender, analog gebildeter Erdräume einen Vorrang
behaupten. Es finden sich z. B. in der Gruppe (2) der
Xerophilen, welche hauptsächlich den Strich beider Wende-
kreise einnehmen und bis in die Mediterranregion, nach
China und in die Prairien Nordamerikas vordringen, von
Familien bestimmte Tribus und Gattungen der Labiaten
und Borragineen, Asclepiadeen und Compositen, auch
wiederum von den zugleich ganz andere Klimate auf-
suchenden Palmen und Liliaceen, Myrtaceen und selbst
Cycadeen, und besonders charakteristisch sind fleischige
Euphorbiaceen in Vertretung mit Cacteen, die Zygophyl-
leen, Ficoideen und Proteaceen, letztere allerdings im
Wasserbedürfnis zu der dritten Gruppe hinneigend. Diese
und andere Systemgruppen finden sich daselbst zusammen
in den Lebeformen von Blatt- und Stammsucculenten,
von Zwiebel- und Knollengewächsen, von dornigen Ge-
sträuchen mit periodischer Belaubung oder mit Trocken-
schutzeinrichtungen, welche wie bei den Blättern der
Stauden alle jene mannigfaltigen Mittel durchmachen;
oder sie finden sich als rasch ihre Vegetation durchlaufende
annuelle Gewächse. Diese ganzen System- und Organi-
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