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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Vorwort.
Erde, nach der Dauer der heissen, gemässigten und kalten
Zeit und nach der Wirkung der Wärme auf die organische
Welt betrachtet,
erschienen, und die ihn begleitende Karte
liegt, mit freundlicher Zustimmung ihres Verfassers, unter
den für unsere Zwecke passenden Veränderungen der
Hauptkarte dieses Handbuches zu Grunde.

Zur Vervollständigung des Zweckes, dem die Karte
hier zu dienen hat, bedurfte es jedoch noch der Hinzu-
fügung der zwingend in die Vegetationsverhältnisse ein-
greifenden Hauptverteilung der Niederschläge, für welche
Hanns Darstellungen in Berghaus' physikalischem Atlas
die weitere Grundlage boten; und so mag man diese Karte
als einen, wie ich glaube ersten, Versuch ansehen, alle
der Pflanzenwelt gegenüber mächtig eingreifenden klima-
tischen Einflüsse auf einem einzigen Blatte vereinigt zur
Unterlage der Florenreiche verwendet zu finden, deren
Grenzen sich somit häufig in ein richtigeres Licht stellen,
als wenn die Flora selbst zur Hauptfarbengebung ver-
wendet wird. Zugleich vermag dieses Kartenbild zu illu-
strieren, was Grisebach mit seinem grossen Werke wollte,
"die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen An-
ordnung".

Noch bedarf endlich die hier angewendete Unter-
bringung des floristisch-systematischen Materials einer
Erläuterung. Ein Handbuch der Pflanzengeographie darf
dasselbe nicht zu dürftig ausfallen lassen; ist doch ein
Teil der Geographen, der Forschungsreisenden unserer
Zeit mit der Flora innig vertraut, und ist doch zu hoffen,
dass, wie so viele Geographen treffliche Geognosten ge-
worden sind, auch stets mehr tüchtig geschulte Floristen
sich unter ihnen entwickeln und der Botanik ein lebens-
frisches Element neuer und thatkräftiger Jünger zuführen
werden! Andrerseits würde die Auseinandersetzung der
Grundzüge für die Verteilungsweise der Pflanzen im
strengen Anschluss an das Pflanzensystem hier lähmend
oder ermüdend wirken, wo eine andere Kette von Ge-
danken sich durchflechten soll. So ist denn versucht,
nach einer Probe von 7 Ordnungen als Prüfsteinen der
geographischen Botanik die übrigen Hinweise an die

Vorwort.
Erde, nach der Dauer der heissen, gemässigten und kalten
Zeit und nach der Wirkung der Wärme auf die organische
Welt betrachtet,
erschienen, und die ihn begleitende Karte
liegt, mit freundlicher Zustimmung ihres Verfassers, unter
den für unsere Zwecke passenden Veränderungen der
Hauptkarte dieses Handbuches zu Grunde.

Zur Vervollständigung des Zweckes, dem die Karte
hier zu dienen hat, bedurfte es jedoch noch der Hinzu-
fügung der zwingend in die Vegetationsverhältnisse ein-
greifenden Hauptverteilung der Niederschläge, für welche
Hanns Darstellungen in Berghaus’ physikalischem Atlas
die weitere Grundlage boten; und so mag man diese Karte
als einen, wie ich glaube ersten, Versuch ansehen, alle
der Pflanzenwelt gegenüber mächtig eingreifenden klima-
tischen Einflüsse auf einem einzigen Blatte vereinigt zur
Unterlage der Florenreiche verwendet zu finden, deren
Grenzen sich somit häufig in ein richtigeres Licht stellen,
als wenn die Flora selbst zur Hauptfarbengebung ver-
wendet wird. Zugleich vermag dieses Kartenbild zu illu-
strieren, was Grisebach mit seinem grossen Werke wollte,
„die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen An-
ordnung“.

Noch bedarf endlich die hier angewendete Unter-
bringung des floristisch-systematischen Materials einer
Erläuterung. Ein Handbuch der Pflanzengeographie darf
dasselbe nicht zu dürftig ausfallen lassen; ist doch ein
Teil der Geographen, der Forschungsreisenden unserer
Zeit mit der Flora innig vertraut, und ist doch zu hoffen,
dass, wie so viele Geographen treffliche Geognosten ge-
worden sind, auch stets mehr tüchtig geschulte Floristen
sich unter ihnen entwickeln und der Botanik ein lebens-
frisches Element neuer und thatkräftiger Jünger zuführen
werden! Andrerseits würde die Auseinandersetzung der
Grundzüge für die Verteilungsweise der Pflanzen im
strengen Anschluss an das Pflanzensystem hier lähmend
oder ermüdend wirken, wo eine andere Kette von Ge-
danken sich durchflechten soll. So ist denn versucht,
nach einer Probe von 7 Ordnungen als Prüfsteinen der
geographischen Botanik die übrigen Hinweise an die

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[XI/0017] Vorwort. Erde, nach der Dauer der heissen, gemässigten und kalten Zeit und nach der Wirkung der Wärme auf die organische Welt betrachtet, erschienen, und die ihn begleitende Karte liegt, mit freundlicher Zustimmung ihres Verfassers, unter den für unsere Zwecke passenden Veränderungen der Hauptkarte dieses Handbuches zu Grunde. Zur Vervollständigung des Zweckes, dem die Karte hier zu dienen hat, bedurfte es jedoch noch der Hinzu- fügung der zwingend in die Vegetationsverhältnisse ein- greifenden Hauptverteilung der Niederschläge, für welche Hanns Darstellungen in Berghaus’ physikalischem Atlas die weitere Grundlage boten; und so mag man diese Karte als einen, wie ich glaube ersten, Versuch ansehen, alle der Pflanzenwelt gegenüber mächtig eingreifenden klima- tischen Einflüsse auf einem einzigen Blatte vereinigt zur Unterlage der Florenreiche verwendet zu finden, deren Grenzen sich somit häufig in ein richtigeres Licht stellen, als wenn die Flora selbst zur Hauptfarbengebung ver- wendet wird. Zugleich vermag dieses Kartenbild zu illu- strieren, was Grisebach mit seinem grossen Werke wollte, „die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen An- ordnung“. Noch bedarf endlich die hier angewendete Unter- bringung des floristisch-systematischen Materials einer Erläuterung. Ein Handbuch der Pflanzengeographie darf dasselbe nicht zu dürftig ausfallen lassen; ist doch ein Teil der Geographen, der Forschungsreisenden unserer Zeit mit der Flora innig vertraut, und ist doch zu hoffen, dass, wie so viele Geographen treffliche Geognosten ge- worden sind, auch stets mehr tüchtig geschulte Floristen sich unter ihnen entwickeln und der Botanik ein lebens- frisches Element neuer und thatkräftiger Jünger zuführen werden! Andrerseits würde die Auseinandersetzung der Grundzüge für die Verteilungsweise der Pflanzen im strengen Anschluss an das Pflanzensystem hier lähmend oder ermüdend wirken, wo eine andere Kette von Ge- danken sich durchflechten soll. So ist denn versucht, nach einer Probe von 7 Ordnungen als Prüfsteinen der geographischen Botanik die übrigen Hinweise an die

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/17>, abgerufen am 21.11.2024.