Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Klimatische Sphäre von Ordnungen.
den Charakteren der meisten Ordnungen, auch derer von
weiter Verbreitung, zu gehören; dieselbe zeigt sich ge-
wöhnlich in der massigen Entwickelung von verschiedenen
Formen unter bestimmten, gleichartigen Klimaten. Aber
bestimmte Zweige der Ordnung zeigen sich der klima-
tischen Anpassung freier zugänglich und können die
engere Sphäre bis zu weiten Grenzen überschreiten; diese
Zweige zeigen dann bestimmte Schutzeinrichtungen in
ihren Vegetationsorganen, z. B. Trockenschutz. -- Ord-
nungen von sehr weiter Verbreitung nicht nur von Nord
zu Süd, sondern auch von tropischer Niederschlagsfülle
zu sommerdürren Steppen zeigen dagegen entweder gleich-
artige Schutzorganisationen gegenüber ungleichen Angriffen,
wie z. B. das Ausdauern in Zwiebelform sowohl gegen
den Winterfrost als gegen Sommerdürre gerichtet ist;
oder sie zeigen überhaupt ein sehr ungleiches Verhalten
der Vegetationsorgane, und bringen daher unter ungleichen
Klimaten gewöhnlich verschiedene Sippen zur Entwicke-
lung, wie von den Liliaceen die Dracänen gegenüber
der Lapageria rosea, den Zwiebeln von Allium und dem
Rhizomwuchs von Convallaria, Paris etc. zeigen.

Solche vergleichende Gesichtspunkte erheben die
"geographische Botanik" über die einfache Aufzählung
von Thatsachen hinaus, regen zu einer Verwertung des
riesigen Stoffes an und bedingen die Erforschung der
Kausalität, welche unser letztes Endziel bleiben soll.


Klimatische Sphäre von Ordnungen.
den Charakteren der meisten Ordnungen, auch derer von
weiter Verbreitung, zu gehören; dieselbe zeigt sich ge-
wöhnlich in der massigen Entwickelung von verschiedenen
Formen unter bestimmten, gleichartigen Klimaten. Aber
bestimmte Zweige der Ordnung zeigen sich der klima-
tischen Anpassung freier zugänglich und können die
engere Sphäre bis zu weiten Grenzen überschreiten; diese
Zweige zeigen dann bestimmte Schutzeinrichtungen in
ihren Vegetationsorganen, z. B. Trockenschutz. — Ord-
nungen von sehr weiter Verbreitung nicht nur von Nord
zu Süd, sondern auch von tropischer Niederschlagsfülle
zu sommerdürren Steppen zeigen dagegen entweder gleich-
artige Schutzorganisationen gegenüber ungleichen Angriffen,
wie z. B. das Ausdauern in Zwiebelform sowohl gegen
den Winterfrost als gegen Sommerdürre gerichtet ist;
oder sie zeigen überhaupt ein sehr ungleiches Verhalten
der Vegetationsorgane, und bringen daher unter ungleichen
Klimaten gewöhnlich verschiedene Sippen zur Entwicke-
lung, wie von den Liliaceen die Dracänen gegenüber
der Lapageria rosea, den Zwiebeln von Allium und dem
Rhizomwuchs von Convallaria, Paris etc. zeigen.

Solche vergleichende Gesichtspunkte erheben die
„geographische Botanik“ über die einfache Aufzählung
von Thatsachen hinaus, regen zu einer Verwertung des
riesigen Stoffes an und bedingen die Erforschung der
Kausalität, welche unser letztes Endziel bleiben soll.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0244" n="214"/><fw place="top" type="header">Klimatische Sphäre von Ordnungen.</fw><lb/>
den Charakteren der meisten Ordnungen, auch derer von<lb/>
weiter Verbreitung, zu gehören; dieselbe zeigt sich ge-<lb/>
wöhnlich in der massigen Entwickelung von verschiedenen<lb/>
Formen unter bestimmten, gleichartigen Klimaten. Aber<lb/>
bestimmte Zweige der Ordnung zeigen sich der klima-<lb/>
tischen Anpassung freier zugänglich und können die<lb/>
engere Sphäre bis zu weiten Grenzen überschreiten; diese<lb/>
Zweige zeigen dann bestimmte Schutzeinrichtungen in<lb/>
ihren Vegetationsorganen, z. B. Trockenschutz. &#x2014; Ord-<lb/>
nungen von sehr weiter Verbreitung nicht nur von Nord<lb/>
zu Süd, sondern auch von tropischer Niederschlagsfülle<lb/>
zu sommerdürren Steppen zeigen dagegen entweder gleich-<lb/>
artige Schutzorganisationen gegenüber ungleichen Angriffen,<lb/>
wie z. B. das Ausdauern in Zwiebelform sowohl gegen<lb/>
den Winterfrost als gegen Sommerdürre gerichtet ist;<lb/>
oder sie zeigen überhaupt ein sehr ungleiches Verhalten<lb/>
der Vegetationsorgane, und bringen daher unter ungleichen<lb/>
Klimaten gewöhnlich verschiedene Sippen zur Entwicke-<lb/>
lung, wie von den Liliaceen die Dracänen gegenüber<lb/>
der <hi rendition="#i">Lapageria rosea,</hi> den Zwiebeln von <hi rendition="#i">Allium</hi> und dem<lb/>
Rhizomwuchs von <hi rendition="#i">Convallaria, Paris</hi> etc. zeigen.</p><lb/>
          <p>Solche vergleichende Gesichtspunkte erheben die<lb/>
&#x201E;geographische Botanik&#x201C; über die einfache Aufzählung<lb/>
von Thatsachen hinaus, regen zu einer Verwertung des<lb/>
riesigen Stoffes an und bedingen die Erforschung der<lb/>
Kausalität, welche unser letztes Endziel bleiben soll.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0244] Klimatische Sphäre von Ordnungen. den Charakteren der meisten Ordnungen, auch derer von weiter Verbreitung, zu gehören; dieselbe zeigt sich ge- wöhnlich in der massigen Entwickelung von verschiedenen Formen unter bestimmten, gleichartigen Klimaten. Aber bestimmte Zweige der Ordnung zeigen sich der klima- tischen Anpassung freier zugänglich und können die engere Sphäre bis zu weiten Grenzen überschreiten; diese Zweige zeigen dann bestimmte Schutzeinrichtungen in ihren Vegetationsorganen, z. B. Trockenschutz. — Ord- nungen von sehr weiter Verbreitung nicht nur von Nord zu Süd, sondern auch von tropischer Niederschlagsfülle zu sommerdürren Steppen zeigen dagegen entweder gleich- artige Schutzorganisationen gegenüber ungleichen Angriffen, wie z. B. das Ausdauern in Zwiebelform sowohl gegen den Winterfrost als gegen Sommerdürre gerichtet ist; oder sie zeigen überhaupt ein sehr ungleiches Verhalten der Vegetationsorgane, und bringen daher unter ungleichen Klimaten gewöhnlich verschiedene Sippen zur Entwicke- lung, wie von den Liliaceen die Dracänen gegenüber der Lapageria rosea, den Zwiebeln von Allium und dem Rhizomwuchs von Convallaria, Paris etc. zeigen. Solche vergleichende Gesichtspunkte erheben die „geographische Botanik“ über die einfache Aufzählung von Thatsachen hinaus, regen zu einer Verwertung des riesigen Stoffes an und bedingen die Erforschung der Kausalität, welche unser letztes Endziel bleiben soll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/244
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/244>, abgerufen am 27.11.2024.