Binnengebieten fast gänzlich, reicht von der Südgrenze der arktischen Zone bis zur antarktischen, ist in analogen Bildern unter entsprechenden Breiten der grossen Konti- nente, und zeigt je nach dem Florenreichscharakter ein äusserst mannigfaltiges Bild. Wohl die Hälfte der Ord- nungen von Blütenpflanzen beteiligen sich an seinen sozial wechselnden, mit starken Holzstämmen in die Höhe gehenden Genossen. Physiognomisch liefert der Wald das am stärksten ausgeprägte Landschaftsbild, auch er- zeugt er in sich allein die tiefgründigsten Humusschichten auf dem Erdboden; ob die stärkste Produktion organi- scher Substanz, quantitativ nach Fläche gemessen, der tropischen Waldformation zufällt, wie man leicht an- nehmen möchte, erscheint den von Feldgewächsen herge- leiteten Erfahrungen gegenüber doch zweifelhaft.
Obgleich auch die Wälder sogar in der nördlich- gemäßigten Zone meistens, in den subtropischen und der tropischen Zone aber fast ausschliesslich aus ver- schiedenen, und oft aus sehr vielen Arten gemischt sind und die Wälder einfachen Baumschlages seltenere Er- scheinungen bilden, so ist doch vielleicht keine andere Hauptformation noch verhältnismäßig so häufig aus reinen Beständen einer einzelnen Art gebildet, als gerade gewisse Waldformationen. Nicht nur düstere Fichten-, Kiefern- und Tannenwälder des Nordens gehören dazu, sondern auch die Araucariawälder der südlichen Subtropen und die weitzusammenhängenden Bestände der Mauritiapalmen mit ihrem einförmig-säulenförmigen Dom am Amazonas, die argentinischen Bestände der Cocos australis u. a., seltener allerdings -- wie es scheint -- solche von diko- tyledonen Laubbäumen. Es möchte eine dankenswerte Aufgabe für weitgereiste Geographen sein, diejenigen Arten von Bäumen, welche für sich allein Waldungen zu bilden vermögen, mit ihrer Verbreitung zusammen- zustellen.
In der Regel, und zwar mit zunehmender Arten- mischung des Hauptbestandes stets häufiger, ist die Waldformation mehrschichtig, indem im Baumschatten zerstreute Gebüsche, Gesträuche, Stauden und Moose,
Die Klasse der Wälder.
Binnengebieten fast gänzlich, reicht von der Südgrenze der arktischen Zone bis zur antarktischen, ist in analogen Bildern unter entsprechenden Breiten der grossen Konti- nente, und zeigt je nach dem Florenreichscharakter ein äusserst mannigfaltiges Bild. Wohl die Hälfte der Ord- nungen von Blütenpflanzen beteiligen sich an seinen sozial wechselnden, mit starken Holzstämmen in die Höhe gehenden Genossen. Physiognomisch liefert der Wald das am stärksten ausgeprägte Landschaftsbild, auch er- zeugt er in sich allein die tiefgründigsten Humusschichten auf dem Erdboden; ob die stärkste Produktion organi- scher Substanz, quantitativ nach Fläche gemessen, der tropischen Waldformation zufällt, wie man leicht an- nehmen möchte, erscheint den von Feldgewächsen herge- leiteten Erfahrungen gegenüber doch zweifelhaft.
Obgleich auch die Wälder sogar in der nördlich- gemäßigten Zone meistens, in den subtropischen und der tropischen Zone aber fast ausschliesslich aus ver- schiedenen, und oft aus sehr vielen Arten gemischt sind und die Wälder einfachen Baumschlages seltenere Er- scheinungen bilden, so ist doch vielleicht keine andere Hauptformation noch verhältnismäßig so häufig aus reinen Beständen einer einzelnen Art gebildet, als gerade gewisse Waldformationen. Nicht nur düstere Fichten-, Kiefern- und Tannenwälder des Nordens gehören dazu, sondern auch die Araucariawälder der südlichen Subtropen und die weitzusammenhängenden Bestände der Mauritiapalmen mit ihrem einförmig-säulenförmigen Dom am Amazonas, die argentinischen Bestände der Cocos australis u. a., seltener allerdings — wie es scheint — solche von diko- tyledonen Laubbäumen. Es möchte eine dankenswerte Aufgabe für weitgereiste Geographen sein, diejenigen Arten von Bäumen, welche für sich allein Waldungen zu bilden vermögen, mit ihrer Verbreitung zusammen- zustellen.
In der Regel, und zwar mit zunehmender Arten- mischung des Hauptbestandes stets häufiger, ist die Waldformation mehrschichtig, indem im Baumschatten zerstreute Gebüsche, Gesträuche, Stauden und Moose,
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Die Klasse der Wälder.
Binnengebieten fast gänzlich, reicht von der Südgrenze
der arktischen Zone bis zur antarktischen, ist in analogen
Bildern unter entsprechenden Breiten der grossen Konti-
nente, und zeigt je nach dem Florenreichscharakter ein
äusserst mannigfaltiges Bild. Wohl die Hälfte der Ord-
nungen von Blütenpflanzen beteiligen sich an seinen
sozial wechselnden, mit starken Holzstämmen in die Höhe
gehenden Genossen. Physiognomisch liefert der Wald
das am stärksten ausgeprägte Landschaftsbild, auch er-
zeugt er in sich allein die tiefgründigsten Humusschichten
auf dem Erdboden; ob die stärkste Produktion organi-
scher Substanz, quantitativ nach Fläche gemessen, der
tropischen Waldformation zufällt, wie man leicht an-
nehmen möchte, erscheint den von Feldgewächsen herge-
leiteten Erfahrungen gegenüber doch zweifelhaft.
Obgleich auch die Wälder sogar in der nördlich-
gemäßigten Zone meistens, in den subtropischen und
der tropischen Zone aber fast ausschliesslich aus ver-
schiedenen, und oft aus sehr vielen Arten gemischt sind
und die Wälder einfachen Baumschlages seltenere Er-
scheinungen bilden, so ist doch vielleicht keine andere
Hauptformation noch verhältnismäßig so häufig aus reinen
Beständen einer einzelnen Art gebildet, als gerade gewisse
Waldformationen. Nicht nur düstere Fichten-, Kiefern-
und Tannenwälder des Nordens gehören dazu, sondern
auch die Araucariawälder der südlichen Subtropen und
die weitzusammenhängenden Bestände der Mauritiapalmen
mit ihrem einförmig-säulenförmigen Dom am Amazonas,
die argentinischen Bestände der Cocos australis u. a.,
seltener allerdings — wie es scheint — solche von diko-
tyledonen Laubbäumen. Es möchte eine dankenswerte
Aufgabe für weitgereiste Geographen sein, diejenigen
Arten von Bäumen, welche für sich allein Waldungen
zu bilden vermögen, mit ihrer Verbreitung zusammen-
zustellen.
In der Regel, und zwar mit zunehmender Arten-
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Waldformation mehrschichtig, indem im Baumschatten
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/261>, abgerufen am 22.11.2024.
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