Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Subtropische Wälder.
an die immergrüne Abteilung, und so wechselvoll auch die
Bestände der anderen sein mögen, so sind sie doch un-
gleich leichter zu überschauen und in ihrem systemati-
schen Charakter zu definieren.

IV. Subtropische Wälder mit immergrünen
Laubbäumen
. Lianen, Epiphyten, Beigemisch hoher
Palmbäume und anderer stolzer Monokotylen charakteri-
sierten die eigentlichen Tropenwaldungen; jenseit der
Grenze der artenreichen Epiphytenvegetation im Walde,
welche für einige Länder ziemlich bestimmt angegeben
wird (beispielsweise für Mexiko), beginnt eine neue Wald-
formation: ihre Genossen können lange Winterkälten nicht
ertragen, selbst die hier schon zahlreichen Coniferen nicht;
die tropische Ueppigkeit in Belaubung fehlt, breite Riesen-
blätter gibt es nicht mehr; die kleineren, kräftig ge-
bauten Blätter sind immergrün, oder die Bäume werfen
ab: so entstehen gemischte Waldformationen hauptsächlich
aus der Lorbeer-, Oliven, Eucalyptus-, Cypressen- und
Nadelholzform im Sinne Grisebachs. Diese Formationen
bilden hauptsächlich die Wälder der III. und V. Vege-
tationszone (S. 85--87, und S. 91--92). Nach Süden hin
sind ihnen auf den drei grossen Kontinentalausläufern
keine scharfen Grenzen, selbst nicht in Südamerikas
antarktisch genannten Breiten, gesetzt, obgleich die Di-
mensionen des Waldes stets sinken und immergrüne Ge-
büsche mit zunehmender Polhöhe an seine Stelle treten;
auch sei gleich hier bemerkt, dass die selbständigen
immergrünen Gebüschformationen gerade den hier zu be-
sprechenden Wäldern am innigsten gesellt sind und sich
mit ihnen in grosse Länderstrecken, oft nicht zu Gunsten
der Waldausdehnung, teilen. Nach Norden hin, wo noch
das riesige Gebiet der letzten Hauptformation der Wälder
folgt, fällt ihre Grenze zusammen mit dem Eintritt einer
langen und vielfältig mit strengeren Frösten verbundenen
Winterdauer, welcher die immergrünen Laubbäume sämt-
lich, und die grössere Zahl der Coniferengattungen wei-
chen müssen; zugleich aber hat, wie es scheint, zuerst
Schumann ausdrücklich hervorgehoben, dass für sehr viele
Teilhaber der immergrünen dikotylen Waldvegetation

IV. Subtropische Wälder.
an die immergrüne Abteilung, und so wechselvoll auch die
Bestände der anderen sein mögen, so sind sie doch un-
gleich leichter zu überschauen und in ihrem systemati-
schen Charakter zu definieren.

IV. Subtropische Wälder mit immergrünen
Laubbäumen
. Lianen, Epiphyten, Beigemisch hoher
Palmbäume und anderer stolzer Monokotylen charakteri-
sierten die eigentlichen Tropenwaldungen; jenseit der
Grenze der artenreichen Epiphytenvegetation im Walde,
welche für einige Länder ziemlich bestimmt angegeben
wird (beispielsweise für Mexiko), beginnt eine neue Wald-
formation: ihre Genossen können lange Winterkälten nicht
ertragen, selbst die hier schon zahlreichen Coniferen nicht;
die tropische Ueppigkeit in Belaubung fehlt, breite Riesen-
blätter gibt es nicht mehr; die kleineren, kräftig ge-
bauten Blätter sind immergrün, oder die Bäume werfen
ab: so entstehen gemischte Waldformationen hauptsächlich
aus der Lorbeer-, Oliven, Eucalyptus-, Cypressen- und
Nadelholzform im Sinne Grisebachs. Diese Formationen
bilden hauptsächlich die Wälder der III. und V. Vege-
tationszone (S. 85—87, und S. 91—92). Nach Süden hin
sind ihnen auf den drei grossen Kontinentalausläufern
keine scharfen Grenzen, selbst nicht in Südamerikas
antarktisch genannten Breiten, gesetzt, obgleich die Di-
mensionen des Waldes stets sinken und immergrüne Ge-
büsche mit zunehmender Polhöhe an seine Stelle treten;
auch sei gleich hier bemerkt, dass die selbständigen
immergrünen Gebüschformationen gerade den hier zu be-
sprechenden Wäldern am innigsten gesellt sind und sich
mit ihnen in grosse Länderstrecken, oft nicht zu Gunsten
der Waldausdehnung, teilen. Nach Norden hin, wo noch
das riesige Gebiet der letzten Hauptformation der Wälder
folgt, fällt ihre Grenze zusammen mit dem Eintritt einer
langen und vielfältig mit strengeren Frösten verbundenen
Winterdauer, welcher die immergrünen Laubbäume sämt-
lich, und die grössere Zahl der Coniferengattungen wei-
chen müssen; zugleich aber hat, wie es scheint, zuerst
Schumann ausdrücklich hervorgehoben, dass für sehr viele
Teilhaber der immergrünen dikotylen Waldvegetation

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0290" n="260"/><fw place="top" type="header">IV. Subtropische Wälder.</fw><lb/>
an die immergrüne Abteilung, und so wechselvoll auch die<lb/>
Bestände der anderen sein mögen, so sind sie doch un-<lb/>
gleich leichter zu überschauen und in ihrem systemati-<lb/>
schen Charakter zu definieren.</p><lb/>
          <p>IV. <hi rendition="#g">Subtropische Wälder mit immergrünen<lb/>
Laubbäumen</hi>. Lianen, Epiphyten, Beigemisch hoher<lb/>
Palmbäume und anderer stolzer Monokotylen charakteri-<lb/>
sierten die eigentlichen Tropenwaldungen; jenseit der<lb/>
Grenze der artenreichen Epiphytenvegetation im Walde,<lb/>
welche für einige Länder ziemlich bestimmt angegeben<lb/>
wird (beispielsweise für Mexiko), beginnt eine neue Wald-<lb/>
formation: ihre Genossen können lange Winterkälten nicht<lb/>
ertragen, selbst die hier schon zahlreichen Coniferen nicht;<lb/>
die tropische Ueppigkeit in Belaubung fehlt, breite Riesen-<lb/>
blätter gibt es nicht mehr; die kleineren, kräftig ge-<lb/>
bauten Blätter sind immergrün, oder die Bäume werfen<lb/>
ab: so entstehen gemischte Waldformationen hauptsächlich<lb/>
aus der <hi rendition="#i">Lorbeer-, Oliven, Eucalyptus-, Cypressen-</hi> und<lb/><hi rendition="#i">Nadelholzform</hi> im Sinne Grisebachs. Diese Formationen<lb/>
bilden hauptsächlich die Wälder der III. und V. Vege-<lb/>
tationszone (S. 85&#x2014;87, und S. 91&#x2014;92). Nach Süden hin<lb/>
sind ihnen auf den drei grossen Kontinentalausläufern<lb/>
keine scharfen Grenzen, selbst nicht in Südamerikas<lb/>
antarktisch genannten Breiten, gesetzt, obgleich die Di-<lb/>
mensionen des Waldes stets sinken und immergrüne Ge-<lb/>
büsche mit zunehmender Polhöhe an seine Stelle treten;<lb/>
auch sei gleich hier bemerkt, dass die selbständigen<lb/>
immergrünen Gebüschformationen gerade den hier zu be-<lb/>
sprechenden Wäldern am innigsten gesellt sind und sich<lb/>
mit ihnen in grosse Länderstrecken, oft nicht zu Gunsten<lb/>
der Waldausdehnung, teilen. Nach Norden hin, wo noch<lb/>
das riesige Gebiet der letzten Hauptformation der Wälder<lb/>
folgt, fällt ihre Grenze zusammen mit dem Eintritt einer<lb/>
langen und vielfältig mit strengeren Frösten verbundenen<lb/>
Winterdauer, welcher die immergrünen Laubbäume sämt-<lb/>
lich, und die grössere Zahl der Coniferengattungen wei-<lb/>
chen müssen; zugleich aber hat, wie es scheint, zuerst<lb/>
Schumann ausdrücklich hervorgehoben, dass für sehr viele<lb/>
Teilhaber der immergrünen dikotylen Waldvegetation<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0290] IV. Subtropische Wälder. an die immergrüne Abteilung, und so wechselvoll auch die Bestände der anderen sein mögen, so sind sie doch un- gleich leichter zu überschauen und in ihrem systemati- schen Charakter zu definieren. IV. Subtropische Wälder mit immergrünen Laubbäumen. Lianen, Epiphyten, Beigemisch hoher Palmbäume und anderer stolzer Monokotylen charakteri- sierten die eigentlichen Tropenwaldungen; jenseit der Grenze der artenreichen Epiphytenvegetation im Walde, welche für einige Länder ziemlich bestimmt angegeben wird (beispielsweise für Mexiko), beginnt eine neue Wald- formation: ihre Genossen können lange Winterkälten nicht ertragen, selbst die hier schon zahlreichen Coniferen nicht; die tropische Ueppigkeit in Belaubung fehlt, breite Riesen- blätter gibt es nicht mehr; die kleineren, kräftig ge- bauten Blätter sind immergrün, oder die Bäume werfen ab: so entstehen gemischte Waldformationen hauptsächlich aus der Lorbeer-, Oliven, Eucalyptus-, Cypressen- und Nadelholzform im Sinne Grisebachs. Diese Formationen bilden hauptsächlich die Wälder der III. und V. Vege- tationszone (S. 85—87, und S. 91—92). Nach Süden hin sind ihnen auf den drei grossen Kontinentalausläufern keine scharfen Grenzen, selbst nicht in Südamerikas antarktisch genannten Breiten, gesetzt, obgleich die Di- mensionen des Waldes stets sinken und immergrüne Ge- büsche mit zunehmender Polhöhe an seine Stelle treten; auch sei gleich hier bemerkt, dass die selbständigen immergrünen Gebüschformationen gerade den hier zu be- sprechenden Wäldern am innigsten gesellt sind und sich mit ihnen in grosse Länderstrecken, oft nicht zu Gunsten der Waldausdehnung, teilen. Nach Norden hin, wo noch das riesige Gebiet der letzten Hauptformation der Wälder folgt, fällt ihre Grenze zusammen mit dem Eintritt einer langen und vielfältig mit strengeren Frösten verbundenen Winterdauer, welcher die immergrünen Laubbäume sämt- lich, und die grössere Zahl der Coniferengattungen wei- chen müssen; zugleich aber hat, wie es scheint, zuerst Schumann ausdrücklich hervorgehoben, dass für sehr viele Teilhaber der immergrünen dikotylen Waldvegetation

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/290
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/290>, abgerufen am 22.11.2024.