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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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subtropischen Waldformationen.

c) Trockenere, seltener feuchtliebende, Subtropen-
waldformationen mit reichlicher Beimischung von Ele-
menten, welche vor der kühlen Jahreszeit ihr Laub gänzlich
abwerfen und darin die ausgesprochene Winterschutz-
einrichtung zeigen. Baumfarne fehlen; unter den diko-
tylen Ordnungen treten die tropischen Vertreter ganz
zurück und einzelne besondere Familien (z. B. Platanen)
erscheinen. Die Eiche dient als Beispiel einer immer-
grünen und laubabwerfenden Gattung.

Die beiden ersteren Typen haben ihre hauptsächliche
Entwickelung im südöstlichen Australien, in Neuseeland,
Valdivien, am Himalaya-Südhang, auf beschränktem Raum
auch am Kap gefunden; der letztere Typus nördlich der
Tropenzone. Das Abwerfen des Laubes ist thatsächlich nörd-
lich vom Wendekreis des Krebses viel umfangreicher, auch
schon unter den subtropischen Formationsgenossen, ausge-
bildet als an den Südspitzen der grossen Kontinente. Es
wäre nicht unmöglich, dass die Rückwirkung der breit nach
Norden hin entwickelten Landflächen mit rauhem Konti-
nentalwinter seit dem Tertiär dazu die Veranlassung ge-
boten hätte. Die beiden einzigen echten Lauraceen,
welche ihr Laub abwerfen, nämlich Lindera und Sassa-
fras
, bewohnen Ostasien und die Vereinigten Staaten.
Die Wallnüsse, Platanen, Maulbeerbäume, der Liquidam-
bar, die carische Feige, alle werfen ihre Blätter im
Herbst ab und besitzen boreal-subtropische Areale. Die
nördlichsten Bäume der Leguminosen (Robinia, Gymno-
cladus, Gleditschia)
zeigen dasselbe. In ihnen ruht wohl
das Stammmaterial, aus welchem die Kinder der nordi-
schen Waldvegetation entsprungen sind, und auf den
Gebirgen mischen sich letztere in die subtropischen For-
mationen mit Bäumen der Lorbeer- und Myrtengruppe
hinein.

So ist denn, nach Florenreichen und dem von ihnen
zur Verfügung gestellten systematischen Material geschie-
den, in dieser Waldformationsabteilung eine grössere
Mannigfaltigkeit, als vielleicht in jeder der beiden Tropen-
waldformationen, entwickelt und bietet ein wechselvolles
Bild, welches erst das genaue Eingehen auf die Einzel-

subtropischen Waldformationen.

c) Trockenere, seltener feuchtliebende, Subtropen-
waldformationen mit reichlicher Beimischung von Ele-
menten, welche vor der kühlen Jahreszeit ihr Laub gänzlich
abwerfen und darin die ausgesprochene Winterschutz-
einrichtung zeigen. Baumfarne fehlen; unter den diko-
tylen Ordnungen treten die tropischen Vertreter ganz
zurück und einzelne besondere Familien (z. B. Platanen)
erscheinen. Die Eiche dient als Beispiel einer immer-
grünen und laubabwerfenden Gattung.

Die beiden ersteren Typen haben ihre hauptsächliche
Entwickelung im südöstlichen Australien, in Neuseeland,
Valdivien, am Himalaya-Südhang, auf beschränktem Raum
auch am Kap gefunden; der letztere Typus nördlich der
Tropenzone. Das Abwerfen des Laubes ist thatsächlich nörd-
lich vom Wendekreis des Krebses viel umfangreicher, auch
schon unter den subtropischen Formationsgenossen, ausge-
bildet als an den Südspitzen der grossen Kontinente. Es
wäre nicht unmöglich, dass die Rückwirkung der breit nach
Norden hin entwickelten Landflächen mit rauhem Konti-
nentalwinter seit dem Tertiär dazu die Veranlassung ge-
boten hätte. Die beiden einzigen echten Lauraceen,
welche ihr Laub abwerfen, nämlich Lindera und Sassa-
fras
, bewohnen Ostasien und die Vereinigten Staaten.
Die Wallnüsse, Platanen, Maulbeerbäume, der Liquidam-
bar, die carische Feige, alle werfen ihre Blätter im
Herbst ab und besitzen boreal-subtropische Areale. Die
nördlichsten Bäume der Leguminosen (Robinia, Gymno-
cladus, Gleditschia)
zeigen dasselbe. In ihnen ruht wohl
das Stammmaterial, aus welchem die Kinder der nordi-
schen Waldvegetation entsprungen sind, und auf den
Gebirgen mischen sich letztere in die subtropischen For-
mationen mit Bäumen der Lorbeer- und Myrtengruppe
hinein.

So ist denn, nach Florenreichen und dem von ihnen
zur Verfügung gestellten systematischen Material geschie-
den, in dieser Waldformationsabteilung eine grössere
Mannigfaltigkeit, als vielleicht in jeder der beiden Tropen-
waldformationen, entwickelt und bietet ein wechselvolles
Bild, welches erst das genaue Eingehen auf die Einzel-

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[263/0293] subtropischen Waldformationen. c) Trockenere, seltener feuchtliebende, Subtropen- waldformationen mit reichlicher Beimischung von Ele- menten, welche vor der kühlen Jahreszeit ihr Laub gänzlich abwerfen und darin die ausgesprochene Winterschutz- einrichtung zeigen. Baumfarne fehlen; unter den diko- tylen Ordnungen treten die tropischen Vertreter ganz zurück und einzelne besondere Familien (z. B. Platanen) erscheinen. Die Eiche dient als Beispiel einer immer- grünen und laubabwerfenden Gattung. Die beiden ersteren Typen haben ihre hauptsächliche Entwickelung im südöstlichen Australien, in Neuseeland, Valdivien, am Himalaya-Südhang, auf beschränktem Raum auch am Kap gefunden; der letztere Typus nördlich der Tropenzone. Das Abwerfen des Laubes ist thatsächlich nörd- lich vom Wendekreis des Krebses viel umfangreicher, auch schon unter den subtropischen Formationsgenossen, ausge- bildet als an den Südspitzen der grossen Kontinente. Es wäre nicht unmöglich, dass die Rückwirkung der breit nach Norden hin entwickelten Landflächen mit rauhem Konti- nentalwinter seit dem Tertiär dazu die Veranlassung ge- boten hätte. Die beiden einzigen echten Lauraceen, welche ihr Laub abwerfen, nämlich Lindera und Sassa- fras, bewohnen Ostasien und die Vereinigten Staaten. Die Wallnüsse, Platanen, Maulbeerbäume, der Liquidam- bar, die carische Feige, alle werfen ihre Blätter im Herbst ab und besitzen boreal-subtropische Areale. Die nördlichsten Bäume der Leguminosen (Robinia, Gymno- cladus, Gleditschia) zeigen dasselbe. In ihnen ruht wohl das Stammmaterial, aus welchem die Kinder der nordi- schen Waldvegetation entsprungen sind, und auf den Gebirgen mischen sich letztere in die subtropischen For- mationen mit Bäumen der Lorbeer- und Myrtengruppe hinein. So ist denn, nach Florenreichen und dem von ihnen zur Verfügung gestellten systematischen Material geschie- den, in dieser Waldformationsabteilung eine grössere Mannigfaltigkeit, als vielleicht in jeder der beiden Tropen- waldformationen, entwickelt und bietet ein wechselvolles Bild, welches erst das genaue Eingehen auf die Einzel-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/293>, abgerufen am 22.11.2024.