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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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V. Winterkalte Laub- und Nadelwälder.
als in ihrer erdgeschichtlichen Wirkung zusammenfallend
zu betrachten sind.

V. Winterkalte Wälder mit periodischer Be-
laubung und immergrün-frostharten Nadelhöl-
zern
. Schon unter der Gruppe c) der subtropischen
Waldformationen befanden sich zahlreiche, allerdings nie-
mals weit nach den kaltgemäßigten Breiten sich er-
streckende Baumformen mit Laubabfall bei Eintritt der
kühlen oder kalten Jahreszeit, sogar Lauraceen, vornehm-
lich aber neue Ordnungen, wie Platanus, Juglans. Zu-
nächst tritt diese Vegetationsform noch mit den immer-
grünen Bäumen geographisch vereinigt, topographisch
vielleicht häufiger schon getrennt, auf; alsbald aber
herrscht sie in der nördlichen Zone allein, entwickelt
sich zu anhaltend-strenge Winter ertragenden Formen, deren
Vegetationszeit sich dementsprechend zu verkürzen ver-
mag, wechselt die Nadelhölzer aus, indem die frostun-
sicheren verschwinden und frostharte dafür an die Stelle
treten, und endet schliesslich in einer dem Polarkreise
nahe kommenden oder diesen sogar stellenweise über-
schreitenden Linie mit den frosthärtesten Baumformen,
wo alle übertroffen werden durch einen Nadelbaum, der
nun aber selbst zu den wenigen laubwechselnden dieser
Ordnung gehört: die Lärche.

Die anderen laubwechselnden Coniferen sind boreal-subtropisch,
der Gingko (Gingko biloba) und Pseudolarix Kämpferi in China-
Japan; das schöne Taxodium distichum, jetzt im mittleren Nord-
amerika, ist im Tertiär viel höher nach Norden und weiter cir-
cumpolar verbreitet gewesen.

Die Wirkung des Klimas auf die Ausbildung und
Verbreitung dieser Vegetationsform im Verlauf der jünge-
ren Erdentwickelung liegt also als ausgezeichnetes Bei-
spiel hier offenkundig zu Tage. Es ist demnach auch
verständlich, wie ein allmählicher Uebergang im For-
mationsbestande durch Mischung verschieden organisierter
Typen entstehen muss, der eine strenge Scheidung der
hier genannten Abteilungen von Wäldern verhindert. Da
aber die Temperaturen hier für die Verbreitungsweise
ausschlaggebend sind, so ist es leicht, an der Hand
unserer Karte mit Köppens Wärmegürteln die Verbrei-

V. Winterkalte Laub- und Nadelwälder.
als in ihrer erdgeschichtlichen Wirkung zusammenfallend
zu betrachten sind.

V. Winterkalte Wälder mit periodischer Be-
laubung und immergrün-frostharten Nadelhöl-
zern
. Schon unter der Gruppe c) der subtropischen
Waldformationen befanden sich zahlreiche, allerdings nie-
mals weit nach den kaltgemäßigten Breiten sich er-
streckende Baumformen mit Laubabfall bei Eintritt der
kühlen oder kalten Jahreszeit, sogar Lauraceen, vornehm-
lich aber neue Ordnungen, wie Platanus, Juglans. Zu-
nächst tritt diese Vegetationsform noch mit den immer-
grünen Bäumen geographisch vereinigt, topographisch
vielleicht häufiger schon getrennt, auf; alsbald aber
herrscht sie in der nördlichen Zone allein, entwickelt
sich zu anhaltend-strenge Winter ertragenden Formen, deren
Vegetationszeit sich dementsprechend zu verkürzen ver-
mag, wechselt die Nadelhölzer aus, indem die frostun-
sicheren verschwinden und frostharte dafür an die Stelle
treten, und endet schliesslich in einer dem Polarkreise
nahe kommenden oder diesen sogar stellenweise über-
schreitenden Linie mit den frosthärtesten Baumformen,
wo alle übertroffen werden durch einen Nadelbaum, der
nun aber selbst zu den wenigen laubwechselnden dieser
Ordnung gehört: die Lärche.

Die anderen laubwechselnden Coniferen sind boreal-subtropisch,
der Gingko (Gingko biloba) und Pseudolarix Kämpferi in China-
Japan; das schöne Taxodium distichum, jetzt im mittleren Nord-
amerika, ist im Tertiär viel höher nach Norden und weiter cir-
cumpolar verbreitet gewesen.

Die Wirkung des Klimas auf die Ausbildung und
Verbreitung dieser Vegetationsform im Verlauf der jünge-
ren Erdentwickelung liegt also als ausgezeichnetes Bei-
spiel hier offenkundig zu Tage. Es ist demnach auch
verständlich, wie ein allmählicher Uebergang im For-
mationsbestande durch Mischung verschieden organisierter
Typen entstehen muss, der eine strenge Scheidung der
hier genannten Abteilungen von Wäldern verhindert. Da
aber die Temperaturen hier für die Verbreitungsweise
ausschlaggebend sind, so ist es leicht, an der Hand
unserer Karte mit Köppens Wärmegürteln die Verbrei-

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[265/0295] V. Winterkalte Laub- und Nadelwälder. als in ihrer erdgeschichtlichen Wirkung zusammenfallend zu betrachten sind. V. Winterkalte Wälder mit periodischer Be- laubung und immergrün-frostharten Nadelhöl- zern. Schon unter der Gruppe c) der subtropischen Waldformationen befanden sich zahlreiche, allerdings nie- mals weit nach den kaltgemäßigten Breiten sich er- streckende Baumformen mit Laubabfall bei Eintritt der kühlen oder kalten Jahreszeit, sogar Lauraceen, vornehm- lich aber neue Ordnungen, wie Platanus, Juglans. Zu- nächst tritt diese Vegetationsform noch mit den immer- grünen Bäumen geographisch vereinigt, topographisch vielleicht häufiger schon getrennt, auf; alsbald aber herrscht sie in der nördlichen Zone allein, entwickelt sich zu anhaltend-strenge Winter ertragenden Formen, deren Vegetationszeit sich dementsprechend zu verkürzen ver- mag, wechselt die Nadelhölzer aus, indem die frostun- sicheren verschwinden und frostharte dafür an die Stelle treten, und endet schliesslich in einer dem Polarkreise nahe kommenden oder diesen sogar stellenweise über- schreitenden Linie mit den frosthärtesten Baumformen, wo alle übertroffen werden durch einen Nadelbaum, der nun aber selbst zu den wenigen laubwechselnden dieser Ordnung gehört: die Lärche. Die anderen laubwechselnden Coniferen sind boreal-subtropisch, der Gingko (Gingko biloba) und Pseudolarix Kämpferi in China- Japan; das schöne Taxodium distichum, jetzt im mittleren Nord- amerika, ist im Tertiär viel höher nach Norden und weiter cir- cumpolar verbreitet gewesen. Die Wirkung des Klimas auf die Ausbildung und Verbreitung dieser Vegetationsform im Verlauf der jünge- ren Erdentwickelung liegt also als ausgezeichnetes Bei- spiel hier offenkundig zu Tage. Es ist demnach auch verständlich, wie ein allmählicher Uebergang im For- mationsbestande durch Mischung verschieden organisierter Typen entstehen muss, der eine strenge Scheidung der hier genannten Abteilungen von Wäldern verhindert. Da aber die Temperaturen hier für die Verbreitungsweise ausschlaggebend sind, so ist es leicht, an der Hand unserer Karte mit Köppens Wärmegürteln die Verbrei-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/295>, abgerufen am 22.11.2024.