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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Grasfluren und Staudenformationen.
ordnungen zu ergänzen. Dass auch dann noch viele
Lücken offen gelassen sind, bedarf kaum einer Erwäh-
nung. Nur die schon in den Hauptbeständen herrschende
Mannigfaltigkeit systematisch zu erörtern, und diese an
Stelle der früheren "Formen" im physiognomisch-schil-
dernden Sinne zu setzen, war hier die Absicht.

Die Grasflur- und Staudenformationen.

Nach Besprechung der von Holzgewächsen gebilde-
ten Vegetationsgenossenschaften bleiben noch die von
ausdauernden krautartigen Pflanzenformen gebildeten für
die Betrachtung übrig. Einjährige Kräuter bilden nir-
gends, soweit bisher genauere Vegetationsaufnahmen be-
kannt geworden sind, zussammenhängend-geschlossene
Vegetationsdecken und treten daher nur als Nebenbestände
auf. Wohl aber sind dann ausserdem die von niederen
Sporenpflanzen gebildeten Formationen in ihrer land-
schaftlichen Wirkung und in ihrem ganz anderen bio-
logischen Verhalten von denen der herrschenden Blüten-
pflanzen zu trennen.

Die ausdauernden Kräuter, welche die botanische
Zeichensprache mit dem einheitlichen 4 zusammenfasst,
sind in ihrem biologischen Verhalten unstreitig sehr viel
mannigfaltiger organisiert, als die Halbsträucher (), Sträu-
cher () und Bäume () zusammengenommen. Auf einige
solcher für das Landschaftsbild wichtigen Züge ist noch
in Ergänzung des oben (S. 66) Gesagten hinzuweisen.
Sie betreffen zuerst die Langlebigkeit der beblätterten
Sprosse über der Erde, wo sie allein einen Eindruck in
den Formationen machen können. Vom immergrünen
Zustande bis zur vergänglichen Vegetation für wenige
Wochen sind hier alle Uebergänge. Wir sehen die Wie-
sen in ihrem Hauptbestande mit fahl gewordenem Grün
in den Winter eingehen, und bald nach der Schneeschmelze
ein neues grünes Frühlingsgewand anlegen; aber die
jungen Blätter kommen nicht unangemeldet aus der Erde,
sondern ihre Plätze sind durch die stehenbleibenden Bü-
schel äusserlich genau vorgezeichnet. Die Herbstzeitlose
dagegen erscheint bei uns überraschend und verschwindet

Grasfluren und Staudenformationen.
ordnungen zu ergänzen. Dass auch dann noch viele
Lücken offen gelassen sind, bedarf kaum einer Erwäh-
nung. Nur die schon in den Hauptbeständen herrschende
Mannigfaltigkeit systematisch zu erörtern, und diese an
Stelle der früheren „Formen“ im physiognomisch-schil-
dernden Sinne zu setzen, war hier die Absicht.

Die Grasflur- und Staudenformationen.

Nach Besprechung der von Holzgewächsen gebilde-
ten Vegetationsgenossenschaften bleiben noch die von
ausdauernden krautartigen Pflanzenformen gebildeten für
die Betrachtung übrig. Einjährige Kräuter bilden nir-
gends, soweit bisher genauere Vegetationsaufnahmen be-
kannt geworden sind, zussammenhängend-geschlossene
Vegetationsdecken und treten daher nur als Nebenbestände
auf. Wohl aber sind dann ausserdem die von niederen
Sporenpflanzen gebildeten Formationen in ihrer land-
schaftlichen Wirkung und in ihrem ganz anderen bio-
logischen Verhalten von denen der herrschenden Blüten-
pflanzen zu trennen.

Die ausdauernden Kräuter, welche die botanische
Zeichensprache mit dem einheitlichen 4 zusammenfasst,
sind in ihrem biologischen Verhalten unstreitig sehr viel
mannigfaltiger organisiert, als die Halbsträucher (♄), Sträu-
cher (♄̅) und Bäume (♄̿) zusammengenommen. Auf einige
solcher für das Landschaftsbild wichtigen Züge ist noch
in Ergänzung des oben (S. 66) Gesagten hinzuweisen.
Sie betreffen zuerst die Langlebigkeit der beblätterten
Sprosse über der Erde, wo sie allein einen Eindruck in
den Formationen machen können. Vom immergrünen
Zustande bis zur vergänglichen Vegetation für wenige
Wochen sind hier alle Uebergänge. Wir sehen die Wie-
sen in ihrem Hauptbestande mit fahl gewordenem Grün
in den Winter eingehen, und bald nach der Schneeschmelze
ein neues grünes Frühlingsgewand anlegen; aber die
jungen Blätter kommen nicht unangemeldet aus der Erde,
sondern ihre Plätze sind durch die stehenbleibenden Bü-
schel äusserlich genau vorgezeichnet. Die Herbstzeitlose
dagegen erscheint bei uns überraschend und verschwindet

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[287/0317] Grasfluren und Staudenformationen. ordnungen zu ergänzen. Dass auch dann noch viele Lücken offen gelassen sind, bedarf kaum einer Erwäh- nung. Nur die schon in den Hauptbeständen herrschende Mannigfaltigkeit systematisch zu erörtern, und diese an Stelle der früheren „Formen“ im physiognomisch-schil- dernden Sinne zu setzen, war hier die Absicht. Die Grasflur- und Staudenformationen. Nach Besprechung der von Holzgewächsen gebilde- ten Vegetationsgenossenschaften bleiben noch die von ausdauernden krautartigen Pflanzenformen gebildeten für die Betrachtung übrig. Einjährige Kräuter bilden nir- gends, soweit bisher genauere Vegetationsaufnahmen be- kannt geworden sind, zussammenhängend-geschlossene Vegetationsdecken und treten daher nur als Nebenbestände auf. Wohl aber sind dann ausserdem die von niederen Sporenpflanzen gebildeten Formationen in ihrer land- schaftlichen Wirkung und in ihrem ganz anderen bio- logischen Verhalten von denen der herrschenden Blüten- pflanzen zu trennen. Die ausdauernden Kräuter, welche die botanische Zeichensprache mit dem einheitlichen 4 zusammenfasst, sind in ihrem biologischen Verhalten unstreitig sehr viel mannigfaltiger organisiert, als die Halbsträucher (♄), Sträu- cher (♄̅) und Bäume (♄̿) zusammengenommen. Auf einige solcher für das Landschaftsbild wichtigen Züge ist noch in Ergänzung des oben (S. 66) Gesagten hinzuweisen. Sie betreffen zuerst die Langlebigkeit der beblätterten Sprosse über der Erde, wo sie allein einen Eindruck in den Formationen machen können. Vom immergrünen Zustande bis zur vergänglichen Vegetation für wenige Wochen sind hier alle Uebergänge. Wir sehen die Wie- sen in ihrem Hauptbestande mit fahl gewordenem Grün in den Winter eingehen, und bald nach der Schneeschmelze ein neues grünes Frühlingsgewand anlegen; aber die jungen Blätter kommen nicht unangemeldet aus der Erde, sondern ihre Plätze sind durch die stehenbleibenden Bü- schel äusserlich genau vorgezeichnet. Die Herbstzeitlose dagegen erscheint bei uns überraschend und verschwindet

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/317>, abgerufen am 22.11.2024.