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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Die Cyperaceen und Juncaceen.
Vegetation der Erde. 6 Gattungen zählen hundert oder mehrere
Hunderte von Arten: Cyperus (700), dessen Mehrzahl an Arten in
den tropischen Gebieten enthalten ist und nicht an Sumpf- und
Torfgrund gebunden zu sein scheint; Fimbristylis (300) hauptsäch-
lich in den Tropen und Subtropen, Scirpus (300) vom hohen Nor-
den bis zu den australen Gebieten, Rhynchospora (200) in den
Tropen und gemäßigten Klimaten, Scleria (100) in den Tropen und
Subtropen, endlich die bekannteste und für die kalten und ge-
mäßigten Klimate ungleich wichtigste Gattung Carex (800), von
welcher nur wenige Arten in die Tropen sich hineinerstrecken.
Noch einige andere Gattungen sind durch Geselligkeit einzelner
weniger Arten charakteristisch für einzelne Formationen, so Erio-
phorum im nordischen Florenreich ("Wollgras"), und Kobresia im
centralen Hochasien, wie überhaupt die Cyperaceen mehr als die
Gräser zum Ueberwiegenlassen einzelner geselliger Arten neigen.

Die Juncaceen bilden eine viel kleinere Ordnung. Buche-
nau
hat darüber wertvolle monographische Arbeiten geliefert,
nach welchen auch ihre Verbreitung in Berghaus' physik. Atlas
Bl. Nr. 45 kartographiert wurde. Eine grosse Gattung Juncus
(165 Arten), eine mittelgrosse Luzula (51 Arten) und 5 kleine, die
letzteren sämtlich entweder im westlichen Südamerika von Peru bis
Südgeorgien, oder auf Neuseeland und den anliegenden antarktischen
Inseln, 1 Monotyp (Prionium) am Kap stellen den ganzen, von
Buchenau in Englers botan. Jahrb. I, S. 118 tabellarisch in geo-
graphische Uebersicht gebrachten Artenreichtum vor. Danach sind
die Arten von Juncus und Luzula, Binse und Hainsimse, haupt-
sächlich teils arktisch-boreal, teils im Kapland zu Hause, andere
wieder in Kalifornien, auch im Mediterranflorenreich, und einzelne
in allen möglichen anderen Gebieten endemisch, so dass hier eine
wirklich ubiquitäre systematische Vegetationsform vorliegt. In-
teressant sind auch hier wieder die verbindenden Gruppen vom
Kaplande durch Centralafrika nach Abessinien, dem steinigen
Arabien und dem Sinai.

Es ist durch genauere Untersuchungen in Mittel-
europa bekannt geworden, wie verschiedene auf das Wasser
angewiesene Formationen mit dessen Schwinden nach ein-
ander auftreten, um dann endlich einer zusammenhängen-
den Rasendecke (oder aber einem Moosmoor) Platz zu
machen. Vielleicht ist das am besten zu solchen Studien
geeignete europäische Gebiet Ungarn. Kerner schildert
in seinem "Pflanzenleben der Donauländer" die Trocken-
legung der Teiche, welche zuerst am Rande eine mächtige
Schilfvegetation besitzen, mit diesen schwimmende Inseln
auf torfiger Unterlage bilden, den offenen Wasserspiegel
beengen und endlich in ein "Röhricht" verwandeln. Nun

Die Cyperaceen und Juncaceen.
Vegetation der Erde. 6 Gattungen zählen hundert oder mehrere
Hunderte von Arten: Cyperus (700), dessen Mehrzahl an Arten in
den tropischen Gebieten enthalten ist und nicht an Sumpf- und
Torfgrund gebunden zu sein scheint; Fimbristylis (300) hauptsäch-
lich in den Tropen und Subtropen, Scirpus (300) vom hohen Nor-
den bis zu den australen Gebieten, Rhynchospora (200) in den
Tropen und gemäßigten Klimaten, Scleria (100) in den Tropen und
Subtropen, endlich die bekannteste und für die kalten und ge-
mäßigten Klimate ungleich wichtigste Gattung Carex (800), von
welcher nur wenige Arten in die Tropen sich hineinerstrecken.
Noch einige andere Gattungen sind durch Geselligkeit einzelner
weniger Arten charakteristisch für einzelne Formationen, so Erio-
phorum im nordischen Florenreich („Wollgras“), und Kobresia im
centralen Hochasien, wie überhaupt die Cyperaceen mehr als die
Gräser zum Ueberwiegenlassen einzelner geselliger Arten neigen.

Die Juncaceen bilden eine viel kleinere Ordnung. Buche-
nau
hat darüber wertvolle monographische Arbeiten geliefert,
nach welchen auch ihre Verbreitung in Berghaus’ physik. Atlas
Bl. Nr. 45 kartographiert wurde. Eine grosse Gattung Juncus
(165 Arten), eine mittelgrosse Luzula (51 Arten) und 5 kleine, die
letzteren sämtlich entweder im westlichen Südamerika von Peru bis
Südgeorgien, oder auf Neuseeland und den anliegenden antarktischen
Inseln, 1 Monotyp (Prionium) am Kap stellen den ganzen, von
Buchenau in Englers botan. Jahrb. I, S. 118 tabellarisch in geo-
graphische Uebersicht gebrachten Artenreichtum vor. Danach sind
die Arten von Juncus und Luzula, Binse und Hainsimse, haupt-
sächlich teils arktisch-boreal, teils im Kapland zu Hause, andere
wieder in Kalifornien, auch im Mediterranflorenreich, und einzelne
in allen möglichen anderen Gebieten endemisch, so dass hier eine
wirklich ubiquitäre systematische Vegetationsform vorliegt. In-
teressant sind auch hier wieder die verbindenden Gruppen vom
Kaplande durch Centralafrika nach Abessinien, dem steinigen
Arabien und dem Sinai.

Es ist durch genauere Untersuchungen in Mittel-
europa bekannt geworden, wie verschiedene auf das Wasser
angewiesene Formationen mit dessen Schwinden nach ein-
ander auftreten, um dann endlich einer zusammenhängen-
den Rasendecke (oder aber einem Moosmoor) Platz zu
machen. Vielleicht ist das am besten zu solchen Studien
geeignete europäische Gebiet Ungarn. Kerner schildert
in seinem „Pflanzenleben der Donauländer“ die Trocken-
legung der Teiche, welche zuerst am Rande eine mächtige
Schilfvegetation besitzen, mit diesen schwimmende Inseln
auf torfiger Unterlage bilden, den offenen Wasserspiegel
beengen und endlich in ein „Röhricht“ verwandeln. Nun

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[292/0322] Die Cyperaceen und Juncaceen. Vegetation der Erde. 6 Gattungen zählen hundert oder mehrere Hunderte von Arten: Cyperus (700), dessen Mehrzahl an Arten in den tropischen Gebieten enthalten ist und nicht an Sumpf- und Torfgrund gebunden zu sein scheint; Fimbristylis (300) hauptsäch- lich in den Tropen und Subtropen, Scirpus (300) vom hohen Nor- den bis zu den australen Gebieten, Rhynchospora (200) in den Tropen und gemäßigten Klimaten, Scleria (100) in den Tropen und Subtropen, endlich die bekannteste und für die kalten und ge- mäßigten Klimate ungleich wichtigste Gattung Carex (800), von welcher nur wenige Arten in die Tropen sich hineinerstrecken. Noch einige andere Gattungen sind durch Geselligkeit einzelner weniger Arten charakteristisch für einzelne Formationen, so Erio- phorum im nordischen Florenreich („Wollgras“), und Kobresia im centralen Hochasien, wie überhaupt die Cyperaceen mehr als die Gräser zum Ueberwiegenlassen einzelner geselliger Arten neigen. Die Juncaceen bilden eine viel kleinere Ordnung. Buche- nau hat darüber wertvolle monographische Arbeiten geliefert, nach welchen auch ihre Verbreitung in Berghaus’ physik. Atlas Bl. Nr. 45 kartographiert wurde. Eine grosse Gattung Juncus (165 Arten), eine mittelgrosse Luzula (51 Arten) und 5 kleine, die letzteren sämtlich entweder im westlichen Südamerika von Peru bis Südgeorgien, oder auf Neuseeland und den anliegenden antarktischen Inseln, 1 Monotyp (Prionium) am Kap stellen den ganzen, von Buchenau in Englers botan. Jahrb. I, S. 118 tabellarisch in geo- graphische Uebersicht gebrachten Artenreichtum vor. Danach sind die Arten von Juncus und Luzula, Binse und Hainsimse, haupt- sächlich teils arktisch-boreal, teils im Kapland zu Hause, andere wieder in Kalifornien, auch im Mediterranflorenreich, und einzelne in allen möglichen anderen Gebieten endemisch, so dass hier eine wirklich ubiquitäre systematische Vegetationsform vorliegt. In- teressant sind auch hier wieder die verbindenden Gruppen vom Kaplande durch Centralafrika nach Abessinien, dem steinigen Arabien und dem Sinai. Es ist durch genauere Untersuchungen in Mittel- europa bekannt geworden, wie verschiedene auf das Wasser angewiesene Formationen mit dessen Schwinden nach ein- ander auftreten, um dann endlich einer zusammenhängen- den Rasendecke (oder aber einem Moosmoor) Platz zu machen. Vielleicht ist das am besten zu solchen Studien geeignete europäische Gebiet Ungarn. Kerner schildert in seinem „Pflanzenleben der Donauländer“ die Trocken- legung der Teiche, welche zuerst am Rande eine mächtige Schilfvegetation besitzen, mit diesen schwimmende Inseln auf torfiger Unterlage bilden, den offenen Wasserspiegel beengen und endlich in ein „Röhricht“ verwandeln. Nun

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/322>, abgerufen am 22.11.2024.