niederen Zellenpflanzen. Warming fand mitten im Sommer die grönländischen Teiche entweder ganz pflanzenarm, oder ausser weit nach Norden gehenden Pflanzen, wie Hippuris und einer halbschwimmenden Form von Ranunculus hyper- boreus bemerkte er nur zu dichten Filzen zusammenge- webte Fadenalgen und Wassermoose.
Wie weit die im mittleren Europa häufigen Wasser- gewächse sowohl gegen Norden als in die wärmeren Länder hinein verbreitet vorkommen, geht aus einer über- sichtlichen, in Schenks "Biologie der Wassergewächse" (S. 150) zusammengestellten Tabelle hervor.
Zwei Beispiele mögen herausgegriffen werden: Myriophyllum spicatum von den untergetauchten Wasserpflanzen lebt in fast ganz Europa, auf Island, auf Grönland noch bis über den Polarkreis hinaus, in Labrador, im gemäßigten und montanen Nordamerika bis Arkansas, in Algerien, auf den Canaren. Nymphaea alba von den Schwimmpflanzen lebt in Europa von den Mittelmeerinseln bis zum nördlichsten Norwegen, Grossbritannien bis Shetland und Hebriden; in Asien vom Himalaya bis zu der Waldgrenze in Sibirien, in Nordamerika, wird durch N. odorata in den südlichen Vereins- staaten vertreten, dann auch in Nordafrika. Die ihr in diesen Ländern zum Standort dienenden Gewässer müssen sicherlich sehr verschiedenartige Temperaturmittel, also auch verschieden lange Warmwasserperioden zeigen, doch möchte gerade in dem Aus- gleichen durch das Wasser ein Erklärungsgrund für die Breite des Areals liegen.
Unter den von Schenk für die borealen phanero- gamen Wasserpflanzen genauer im einzelnen untersuchten und geschilderten biologischen Eigenschaften ist vom Standpunkte der Formationslehre aus das Zusammen- wachsen, die Erhaltung und Verjüngung von Interesse. Fast alles sind ausdauernde Kräuter, welche entweder mit kriechend im Schlamm hingestrecktem Wurzelstock überwintern, oder deren Triebe im Herbst besondere sich zu Boden senkende Winterknospen ausbilden. Die Haupt- unterschiede darin bewirkt die Bewurzelung am festen Ort oder das wurzellose Freischwimmen. Die Schwimmer bilden bei lebhafter Vegetation und in starker Verzwei- gung, während ihr ursprünglicher Haupttrieb abstirbt, grosse, grüne, wiesenartige Haufen in ruhigem Wasser, während in bewegtem Wasser alles zur Formation Ge-
Biologie der Wassergewächse.
niederen Zellenpflanzen. Warming fand mitten im Sommer die grönländischen Teiche entweder ganz pflanzenarm, oder ausser weit nach Norden gehenden Pflanzen, wie Hippuris und einer halbschwimmenden Form von Ranunculus hyper- boreus bemerkte er nur zu dichten Filzen zusammenge- webte Fadenalgen und Wassermoose.
Wie weit die im mittleren Europa häufigen Wasser- gewächse sowohl gegen Norden als in die wärmeren Länder hinein verbreitet vorkommen, geht aus einer über- sichtlichen, in Schenks „Biologie der Wassergewächse“ (S. 150) zusammengestellten Tabelle hervor.
Zwei Beispiele mögen herausgegriffen werden: Myriophyllum spicatum von den untergetauchten Wasserpflanzen lebt in fast ganz Europa, auf Island, auf Grönland noch bis über den Polarkreis hinaus, in Labrador, im gemäßigten und montanen Nordamerika bis Arkansas, in Algerien, auf den Canaren. Nymphaea alba von den Schwimmpflanzen lebt in Europa von den Mittelmeerinseln bis zum nördlichsten Norwegen, Grossbritannien bis Shetland und Hebriden; in Asien vom Himalaya bis zu der Waldgrenze in Sibirien, in Nordamerika, wird durch N. odorata in den südlichen Vereins- staaten vertreten, dann auch in Nordafrika. Die ihr in diesen Ländern zum Standort dienenden Gewässer müssen sicherlich sehr verschiedenartige Temperaturmittel, also auch verschieden lange Warmwasserperioden zeigen, doch möchte gerade in dem Aus- gleichen durch das Wasser ein Erklärungsgrund für die Breite des Areals liegen.
Unter den von Schenk für die borealen phanero- gamen Wasserpflanzen genauer im einzelnen untersuchten und geschilderten biologischen Eigenschaften ist vom Standpunkte der Formationslehre aus das Zusammen- wachsen, die Erhaltung und Verjüngung von Interesse. Fast alles sind ausdauernde Kräuter, welche entweder mit kriechend im Schlamm hingestrecktem Wurzelstock überwintern, oder deren Triebe im Herbst besondere sich zu Boden senkende Winterknospen ausbilden. Die Haupt- unterschiede darin bewirkt die Bewurzelung am festen Ort oder das wurzellose Freischwimmen. Die Schwimmer bilden bei lebhafter Vegetation und in starker Verzwei- gung, während ihr ursprünglicher Haupttrieb abstirbt, grosse, grüne, wiesenartige Haufen in ruhigem Wasser, während in bewegtem Wasser alles zur Formation Ge-
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Biologie der Wassergewächse.
niederen Zellenpflanzen. Warming fand mitten im Sommer
die grönländischen Teiche entweder ganz pflanzenarm, oder
ausser weit nach Norden gehenden Pflanzen, wie Hippuris
und einer halbschwimmenden Form von Ranunculus hyper-
boreus bemerkte er nur zu dichten Filzen zusammenge-
webte Fadenalgen und Wassermoose.
Wie weit die im mittleren Europa häufigen Wasser-
gewächse sowohl gegen Norden als in die wärmeren
Länder hinein verbreitet vorkommen, geht aus einer über-
sichtlichen, in Schenks „Biologie der Wassergewächse“
(S. 150) zusammengestellten Tabelle hervor.
Zwei Beispiele mögen herausgegriffen werden: Myriophyllum
spicatum von den untergetauchten Wasserpflanzen lebt in fast ganz
Europa, auf Island, auf Grönland noch bis über den Polarkreis
hinaus, in Labrador, im gemäßigten und montanen Nordamerika
bis Arkansas, in Algerien, auf den Canaren. Nymphaea alba von
den Schwimmpflanzen lebt in Europa von den Mittelmeerinseln
bis zum nördlichsten Norwegen, Grossbritannien bis Shetland und
Hebriden; in Asien vom Himalaya bis zu der Waldgrenze in Sibirien,
in Nordamerika, wird durch N. odorata in den südlichen Vereins-
staaten vertreten, dann auch in Nordafrika. Die ihr in diesen
Ländern zum Standort dienenden Gewässer müssen sicherlich sehr
verschiedenartige Temperaturmittel, also auch verschieden lange
Warmwasserperioden zeigen, doch möchte gerade in dem Aus-
gleichen durch das Wasser ein Erklärungsgrund für die Breite
des Areals liegen.
Unter den von Schenk für die borealen phanero-
gamen Wasserpflanzen genauer im einzelnen untersuchten
und geschilderten biologischen Eigenschaften ist vom
Standpunkte der Formationslehre aus das Zusammen-
wachsen, die Erhaltung und Verjüngung von Interesse.
Fast alles sind ausdauernde Kräuter, welche entweder
mit kriechend im Schlamm hingestrecktem Wurzelstock
überwintern, oder deren Triebe im Herbst besondere sich
zu Boden senkende Winterknospen ausbilden. Die Haupt-
unterschiede darin bewirkt die Bewurzelung am festen
Ort oder das wurzellose Freischwimmen. Die Schwimmer
bilden bei lebhafter Vegetation und in starker Verzwei-
gung, während ihr ursprünglicher Haupttrieb abstirbt,
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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