sehr praktisch, die Felsgehänge, im Uebergange von un- ten nach oben in bestimmte Hauptabschnitte eingeteilt, als gemeinsame Formationsklasse zusammenzufassen.
Die Steppenpflanzen zeichnen sich insgesamt durch irgendwelche Trockenschutz-Organisation aus; das Ausdauern in Zwiebelgestalt ist daher bei saftigen Kräu- tern beliebt, oder sie überdauern die Dürre im Samen- korn als einjährige Gewächse; die gewöhnlichen Stauden sind hart und holzig gewachsen, haben wollige oder kleine, lederartige Blätter, die Halbsträucher und Sträucher nei- gen ausser zu ähnlichen Blattbildungen auch noch zu starker Dornbildung (vergl. oben S. 67--68). Die Vege- tationsform der Succulenten (Fettpflanzen) ist hier be- sonders gut ausgeprägt; man versteht hierunter diejenigen Gewächse, bei denen entweder der kaum sichtbare Stamm dicht umschlossen ist von ungemein dicken, saftig-fleischi- gen Blättern, oder bei denen die Blattbildung unterdrückt und nur durch Stachel- und Dornpolster angedeutet ist an einem nunmehr selbst dick-fleischartig gewordenen Stamme, der kugelig, cylindrisch, oder kandelaberartig verästelt auftritt (Blatt- und Stammsucculenten, siehe S. 64 unter Vegetationsformen).
Sehr verschiedene Ordnungen liefern die in den zahlreichen Steppenländern der Erde zerstreuten Fettpflanzen. Die grösste, wenngleich fast ganz auf Amerika von Colorado im Norden bis Patagonien im Süden beschränkte bilden die Cactaceen mit circa 1200 Arten in 15 Gattungen, welche auch in den xerophilen Formationen Brasiliens nicht fehlen, an der trockenen südamerika- nischen Westküste ungemein zum Landescharakter beitragen, hoch in das trockene Andenplateau (3000 m hoch) ansteigen, und von Texas bis Nordmexiko vielleicht am formenreichsten auftreten. Im Landschaftscharakter unterscheidet man zunächst die Säulenform, dargestellt durch die Cereus-Arten (circa 220), die vielkantigen und an den Kanten Stachelpolster tragenden, einfach aufrechten oder kandelaberartig verästelten Fackeldisteln; sodann die gegliederten, oft abgeflachte Zweige in Zickzackform entwickelnden Feigen- disteln der circa 200 Arten zählenden Gattung Opuntia, von welcher eine Art an Südeuropas Fels- und Geröllplätzen sich als gemeine Charakterform heimisch gemacht hat. Die Kugelform als dritte wird durch die beiden grossen Gattungen Mamillaria (360 Arten) und Echinocactus (260 Arten) hauptsächlich dargestellt und er-
Drude, Pflanzengeographie. 21
Steppenformationen.
sehr praktisch, die Felsgehänge, im Uebergange von un- ten nach oben in bestimmte Hauptabschnitte eingeteilt, als gemeinsame Formationsklasse zusammenzufassen.
Die Steppenpflanzen zeichnen sich insgesamt durch irgendwelche Trockenschutz-Organisation aus; das Ausdauern in Zwiebelgestalt ist daher bei saftigen Kräu- tern beliebt, oder sie überdauern die Dürre im Samen- korn als einjährige Gewächse; die gewöhnlichen Stauden sind hart und holzig gewachsen, haben wollige oder kleine, lederartige Blätter, die Halbsträucher und Sträucher nei- gen ausser zu ähnlichen Blattbildungen auch noch zu starker Dornbildung (vergl. oben S. 67—68). Die Vege- tationsform der Succulenten (Fettpflanzen) ist hier be- sonders gut ausgeprägt; man versteht hierunter diejenigen Gewächse, bei denen entweder der kaum sichtbare Stamm dicht umschlossen ist von ungemein dicken, saftig-fleischi- gen Blättern, oder bei denen die Blattbildung unterdrückt und nur durch Stachel- und Dornpolster angedeutet ist an einem nunmehr selbst dick-fleischartig gewordenen Stamme, der kugelig, cylindrisch, oder kandelaberartig verästelt auftritt (Blatt- und Stammsucculenten, siehe S. 64 unter Vegetationsformen).
Sehr verschiedene Ordnungen liefern die in den zahlreichen Steppenländern der Erde zerstreuten Fettpflanzen. Die grösste, wenngleich fast ganz auf Amerika von Colorado im Norden bis Patagonien im Süden beschränkte bilden die Cactaceen mit circa 1200 Arten in 15 Gattungen, welche auch in den xerophilen Formationen Brasiliens nicht fehlen, an der trockenen südamerika- nischen Westküste ungemein zum Landescharakter beitragen, hoch in das trockene Andenplateau (3000 m hoch) ansteigen, und von Texas bis Nordmexiko vielleicht am formenreichsten auftreten. Im Landschaftscharakter unterscheidet man zunächst die Säulenform, dargestellt durch die Cereus-Arten (circa 220), die vielkantigen und an den Kanten Stachelpolster tragenden, einfach aufrechten oder kandelaberartig verästelten Fackeldisteln; sodann die gegliederten, oft abgeflachte Zweige in Zickzackform entwickelnden Feigen- disteln der circa 200 Arten zählenden Gattung Opuntia, von welcher eine Art an Südeuropas Fels- und Geröllplätzen sich als gemeine Charakterform heimisch gemacht hat. Die Kugelform als dritte wird durch die beiden grossen Gattungen Mamillaria (360 Arten) und Echinocactus (260 Arten) hauptsächlich dargestellt und er-
Drude, Pflanzengeographie. 21
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Steppenformationen.
sehr praktisch, die Felsgehänge, im Uebergange von un-
ten nach oben in bestimmte Hauptabschnitte eingeteilt,
als gemeinsame Formationsklasse zusammenzufassen.
Die Steppenpflanzen zeichnen sich insgesamt
durch irgendwelche Trockenschutz-Organisation aus; das
Ausdauern in Zwiebelgestalt ist daher bei saftigen Kräu-
tern beliebt, oder sie überdauern die Dürre im Samen-
korn als einjährige Gewächse; die gewöhnlichen Stauden
sind hart und holzig gewachsen, haben wollige oder kleine,
lederartige Blätter, die Halbsträucher und Sträucher nei-
gen ausser zu ähnlichen Blattbildungen auch noch zu
starker Dornbildung (vergl. oben S. 67—68). Die Vege-
tationsform der Succulenten (Fettpflanzen) ist hier be-
sonders gut ausgeprägt; man versteht hierunter diejenigen
Gewächse, bei denen entweder der kaum sichtbare Stamm
dicht umschlossen ist von ungemein dicken, saftig-fleischi-
gen Blättern, oder bei denen die Blattbildung unterdrückt
und nur durch Stachel- und Dornpolster angedeutet ist
an einem nunmehr selbst dick-fleischartig gewordenen
Stamme, der kugelig, cylindrisch, oder kandelaberartig
verästelt auftritt (Blatt- und Stammsucculenten, siehe
S. 64 unter Vegetationsformen).
Sehr verschiedene Ordnungen liefern die in den zahlreichen
Steppenländern der Erde zerstreuten Fettpflanzen. Die grösste,
wenngleich fast ganz auf Amerika von Colorado im Norden bis
Patagonien im Süden beschränkte bilden die Cactaceen mit circa
1200 Arten in 15 Gattungen, welche auch in den xerophilen
Formationen Brasiliens nicht fehlen, an der trockenen südamerika-
nischen Westküste ungemein zum Landescharakter beitragen, hoch
in das trockene Andenplateau (3000 m hoch) ansteigen, und von
Texas bis Nordmexiko vielleicht am formenreichsten auftreten. Im
Landschaftscharakter unterscheidet man zunächst die Säulenform,
dargestellt durch die Cereus-Arten (circa 220), die vielkantigen und
an den Kanten Stachelpolster tragenden, einfach aufrechten oder
kandelaberartig verästelten Fackeldisteln; sodann die gegliederten,
oft abgeflachte Zweige in Zickzackform entwickelnden Feigen-
disteln der circa 200 Arten zählenden Gattung Opuntia, von welcher
eine Art an Südeuropas Fels- und Geröllplätzen sich als gemeine
Charakterform heimisch gemacht hat. Die Kugelform als dritte
wird durch die beiden grossen Gattungen Mamillaria (360 Arten)
und Echinocactus (260 Arten) hauptsächlich dargestellt und er-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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