Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Grönland. Island. sie doch zu beiden gehört und die geographische Lagesüdlich vom Polarkreise an sich nichts entscheidet. Nach der Isothermenkarte von Europa im physikalischen Atlas (Nr. 30) streift die Januarisotherme 0° die Südküste von Island, und die Winter sind also milde; warm aber wird es spät, denn die Isotherme von 9°C. liegt am 15. Juni noch beträchtlich südlich der Insel im Meere und er- reicht die Insel erst gleichzeitig mit niederarktischen Gebieten; die Juliisotherme 10° verbindet Südisland mit dem Nordkap (vergl. beifolgende Karte von Europa); nach Supans Temperaturdauerkarten (Geogr. Mitteilungen 1887, Taf. 10) verhält sich Island ausser an der West- und Südwestküste wie Kola, und auch die Küstenstriche ungünstiger als die genannte Halbinsel in Hinsicht auf Dauer der warmen Tage. Demgemäß besteht in den niederen Küstenstrichen die Gesamtzahl an Gefässpflanzen fast zu 3/4 aus Arten der nord- und mitteleuropäischen Ebenen, das Hochland dagegen und die Nordküste zeigen mindestens 2/3 arktische, zum Teil hocharktische Arten, von denen nur wenige in Skandinavien fehlen. Die mil- den Gegenden gehören zur nordeuropäischen Birkenregion von Betula pubescens, var. carpatica. und zwar haben die Birkenbestände früher unzweifelhaft eine grössere Aus- dehnung gehabt, als jetzt. Interessante Mitteilungen dar- über macht Schübeler (Litt. s. unter Skandinavien); er hält das Klima Islands selbst für Espe und vielleicht auch Weisserle für genügend, was vielleicht doch noch zweifelhaft erscheint. Es sind aber nicht nur vor jetzt fast 1000 Jahren starke Birkenwaldungen gefällt und ihr Holz zu Häuser- und Schiffsbau benutzt, sondern einzelne höhere Bäume haben sich bis Mitte vorigen Jahrhunderts gehalten (einer von 67 Jahren Alter unter 63° 40' N. Höhe von 121/2 m); Preyer und Zirkel fanden im Jahre 1860 im Fnioskaathal einen Bestand mit 41/2 bis 61/2 m hohen Stämmen und zahlreiche Stümpfe ge- fällter Bäume von 11/2 Fuss Durchmesser. 5. Die skandinavische Fjeld- und Fjordregion Grönland. Island. sie doch zu beiden gehört und die geographische Lagesüdlich vom Polarkreise an sich nichts entscheidet. Nach der Isothermenkarte von Europa im physikalischen Atlas (Nr. 30) streift die Januarisotherme 0° die Südküste von Island, und die Winter sind also milde; warm aber wird es spät, denn die Isotherme von 9°C. liegt am 15. Juni noch beträchtlich südlich der Insel im Meere und er- reicht die Insel erst gleichzeitig mit niederarktischen Gebieten; die Juliisotherme 10° verbindet Südisland mit dem Nordkap (vergl. beifolgende Karte von Europa); nach Supans Temperaturdauerkarten (Geogr. Mitteilungen 1887, Taf. 10) verhält sich Island ausser an der West- und Südwestküste wie Kola, und auch die Küstenstriche ungünstiger als die genannte Halbinsel in Hinsicht auf Dauer der warmen Tage. Demgemäß besteht in den niederen Küstenstrichen die Gesamtzahl an Gefässpflanzen fast zu ¾ aus Arten der nord- und mitteleuropäischen Ebenen, das Hochland dagegen und die Nordküste zeigen mindestens ⅔ arktische, zum Teil hocharktische Arten, von denen nur wenige in Skandinavien fehlen. Die mil- den Gegenden gehören zur nordeuropäischen Birkenregion von Betula pubescens, var. carpatica. und zwar haben die Birkenbestände früher unzweifelhaft eine grössere Aus- dehnung gehabt, als jetzt. Interessante Mitteilungen dar- über macht Schübeler (Litt. s. unter Skandinavien); er hält das Klima Islands selbst für Espe und vielleicht auch Weisserle für genügend, was vielleicht doch noch zweifelhaft erscheint. Es sind aber nicht nur vor jetzt fast 1000 Jahren starke Birkenwaldungen gefällt und ihr Holz zu Häuser- und Schiffsbau benutzt, sondern einzelne höhere Bäume haben sich bis Mitte vorigen Jahrhunderts gehalten (einer von 67 Jahren Alter unter 63° 40′ N. Höhe von 12½ m); Preyer und Zirkel fanden im Jahre 1860 im Fnioskaathal einen Bestand mit 4½ bis 6½ m hohen Stämmen und zahlreiche Stümpfe ge- fällter Bäume von 1½ Fuss Durchmesser. 5. Die skandinavische Fjeld- und Fjordregion <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0389" n="359"/><fw place="top" type="header">Grönland. Island.</fw><lb/> sie doch zu beiden gehört und die geographische Lage<lb/> südlich vom Polarkreise an sich nichts entscheidet. Nach<lb/> der Isothermenkarte von Europa im physikalischen Atlas<lb/> (Nr. 30) streift die Januarisotherme 0° die Südküste von<lb/> Island, und die Winter sind also milde; warm aber wird<lb/> es spät, denn die Isotherme von 9°C. liegt am 15. 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Grönland. Island.
sie doch zu beiden gehört und die geographische Lage
südlich vom Polarkreise an sich nichts entscheidet. Nach
der Isothermenkarte von Europa im physikalischen Atlas
(Nr. 30) streift die Januarisotherme 0° die Südküste von
Island, und die Winter sind also milde; warm aber wird
es spät, denn die Isotherme von 9°C. liegt am 15. Juni
noch beträchtlich südlich der Insel im Meere und er-
reicht die Insel erst gleichzeitig mit niederarktischen
Gebieten; die Juliisotherme 10° verbindet Südisland mit
dem Nordkap (vergl. beifolgende Karte von Europa);
nach Supans Temperaturdauerkarten (Geogr. Mitteilungen
1887, Taf. 10) verhält sich Island ausser an der West-
und Südwestküste wie Kola, und auch die Küstenstriche
ungünstiger als die genannte Halbinsel in Hinsicht auf
Dauer der warmen Tage. Demgemäß besteht in den
niederen Küstenstrichen die Gesamtzahl an Gefässpflanzen
fast zu ¾ aus Arten der nord- und mitteleuropäischen
Ebenen, das Hochland dagegen und die Nordküste zeigen
mindestens ⅔ arktische, zum Teil hocharktische Arten,
von denen nur wenige in Skandinavien fehlen. Die mil-
den Gegenden gehören zur nordeuropäischen Birkenregion
von Betula pubescens, var. carpatica. und zwar haben die
Birkenbestände früher unzweifelhaft eine grössere Aus-
dehnung gehabt, als jetzt. Interessante Mitteilungen dar-
über macht Schübeler (Litt. s. unter Skandinavien); er
hält das Klima Islands selbst für Espe und vielleicht
auch Weisserle für genügend, was vielleicht doch noch
zweifelhaft erscheint. Es sind aber nicht nur vor jetzt
fast 1000 Jahren starke Birkenwaldungen gefällt und
ihr Holz zu Häuser- und Schiffsbau benutzt, sondern
einzelne höhere Bäume haben sich bis Mitte vorigen
Jahrhunderts gehalten (einer von 67 Jahren Alter unter
63° 40′ N. Höhe von 12½ m); Preyer und Zirkel fanden
im Jahre 1860 im Fnioskaathal einen Bestand mit 4½
bis 6½ m hohen Stämmen und zahlreiche Stümpfe ge-
fällter Bäume von 1½ Fuss Durchmesser.
5. Die skandinavische Fjeld- und Fjordregion
ist in Spitzbergen und Nowaja Semlja hocharktisch. Auf
Westspitzbergen in der Mitte der Westküste ist die Haupt-
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