hier eine solche allerersten Grades ist. Demnach glaube ich, dass durch diese floristische Trennung die Kernpunkte von alters her eigenartiger, immer aber in Wanderungs- austausch begriffen gebliebener Florenentwickelungen aus- einander gehalten werden.
b) Die australen Floren sind einander analog in Afrika, Australien und Südamerika zu ebenso vielen Einzel- florenreichen entwickelt. Die systematischen Charaktere sind in diesen vielfältig bedeutender an Endemismus und Vervielfältigung, als in den Tropenreichen, und oft auf engerem Gebiete zusammengedrängt. Die durchgreifen- den gemeinsamen Merkmale, welche in den borealen Sub- tropen immer noch so bedeutend waren, beschränken sich hauptsächlich auf ein erneutes Auftreten der Coniferen (Tribus Actinostrobeen) und auf die Proteaceen; beson- ders aber sind viele Ordnungen in Repräsentativtribus in je zwei australen Reichen, zumal am Kap und in Austra- lien, oder im Kaplande und im pacificischen Südamerika entwickelt, wie z. B. die Rutaceen, die Geraniaceen mit Tropaeolum und Oxalis, bestimmte Gruppen von Compo- siten und Leguminosen, Tribus der Ericaceen gegenüber den nahe verwandten Epacrideen. Die Palmen fehlen in eigener australer Entwickelung; wo einige Arten weit nach Süden gehen (wie Phoenix, Livistona, Kentia und Cocos), gehören dieselben als acclimatisierte Arten in die nächste Verwandtschaft der unmittelbar angrenzenden Tropenformen desselben Kontinents.
c) Erst südlich von den Breiten, welche als Normal- grade für subtropische Vegetationsformationen anzusehen sind und die wir rund mit dem 40.° S. abschliessen kön- nen, beginnt im regenreichen Klima ein neuer Floren- charakter sich auszubilden, welcher dem des nordischen Florenreichs entsprechen würde, wenn eine in höhere Breiten hineinragende gemäßigte mächtige Landfläche vorhanden wäre. Diese fehlt; in zerstreuten Fragmenten findet sich diese "antarktische" Flora zumal im west- lichen Südamerika südlich 40° S. und auf den Anden nordwärts vorgeschoben, im südlichen und gebirgigen Neuseeland, in Tasmaniens und des südöstlichsten Au-
Sonderung in drei zonale Hauptgruppen.
hier eine solche allerersten Grades ist. Demnach glaube ich, dass durch diese floristische Trennung die Kernpunkte von alters her eigenartiger, immer aber in Wanderungs- austausch begriffen gebliebener Florenentwickelungen aus- einander gehalten werden.
b) Die australen Floren sind einander analog in Afrika, Australien und Südamerika zu ebenso vielen Einzel- florenreichen entwickelt. Die systematischen Charaktere sind in diesen vielfältig bedeutender an Endemismus und Vervielfältigung, als in den Tropenreichen, und oft auf engerem Gebiete zusammengedrängt. Die durchgreifen- den gemeinsamen Merkmale, welche in den borealen Sub- tropen immer noch so bedeutend waren, beschränken sich hauptsächlich auf ein erneutes Auftreten der Coniferen (Tribus Actinostrobeen) und auf die Proteaceen; beson- ders aber sind viele Ordnungen in Repräsentativtribus in je zwei australen Reichen, zumal am Kap und in Austra- lien, oder im Kaplande und im pacificischen Südamerika entwickelt, wie z. B. die Rutaceen, die Geraniaceen mit Tropaeolum und Oxalis, bestimmte Gruppen von Compo- siten und Leguminosen, Tribus der Ericaceen gegenüber den nahe verwandten Epacrideen. Die Palmen fehlen in eigener australer Entwickelung; wo einige Arten weit nach Süden gehen (wie Phoenix, Livistona, Kentia und Cocos), gehören dieselben als acclimatisierte Arten in die nächste Verwandtschaft der unmittelbar angrenzenden Tropenformen desselben Kontinents.
c) Erst südlich von den Breiten, welche als Normal- grade für subtropische Vegetationsformationen anzusehen sind und die wir rund mit dem 40.° S. abschliessen kön- nen, beginnt im regenreichen Klima ein neuer Floren- charakter sich auszubilden, welcher dem des nordischen Florenreichs entsprechen würde, wenn eine in höhere Breiten hineinragende gemäßigte mächtige Landfläche vorhanden wäre. Diese fehlt; in zerstreuten Fragmenten findet sich diese „antarktische“ Flora zumal im west- lichen Südamerika südlich 40° S. und auf den Anden nordwärts vorgeschoben, im südlichen und gebirgigen Neuseeland, in Tasmaniens und des südöstlichsten Au-
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Sonderung in drei zonale Hauptgruppen.
hier eine solche allerersten Grades ist. Demnach glaube
ich, dass durch diese floristische Trennung die Kernpunkte
von alters her eigenartiger, immer aber in Wanderungs-
austausch begriffen gebliebener Florenentwickelungen aus-
einander gehalten werden.
b) Die australen Floren sind einander analog in
Afrika, Australien und Südamerika zu ebenso vielen Einzel-
florenreichen entwickelt. Die systematischen Charaktere
sind in diesen vielfältig bedeutender an Endemismus und
Vervielfältigung, als in den Tropenreichen, und oft auf
engerem Gebiete zusammengedrängt. Die durchgreifen-
den gemeinsamen Merkmale, welche in den borealen Sub-
tropen immer noch so bedeutend waren, beschränken sich
hauptsächlich auf ein erneutes Auftreten der Coniferen
(Tribus Actinostrobeen) und auf die Proteaceen; beson-
ders aber sind viele Ordnungen in Repräsentativtribus in
je zwei australen Reichen, zumal am Kap und in Austra-
lien, oder im Kaplande und im pacificischen Südamerika
entwickelt, wie z. B. die Rutaceen, die Geraniaceen mit
Tropaeolum und Oxalis, bestimmte Gruppen von Compo-
siten und Leguminosen, Tribus der Ericaceen gegenüber
den nahe verwandten Epacrideen. Die Palmen fehlen in
eigener australer Entwickelung; wo einige Arten weit
nach Süden gehen (wie Phoenix, Livistona, Kentia und
Cocos), gehören dieselben als acclimatisierte Arten in
die nächste Verwandtschaft der unmittelbar angrenzenden
Tropenformen desselben Kontinents.
c) Erst südlich von den Breiten, welche als Normal-
grade für subtropische Vegetationsformationen anzusehen
sind und die wir rund mit dem 40.° S. abschliessen kön-
nen, beginnt im regenreichen Klima ein neuer Floren-
charakter sich auszubilden, welcher dem des nordischen
Florenreichs entsprechen würde, wenn eine in höhere
Breiten hineinragende gemäßigte mächtige Landfläche
vorhanden wäre. Diese fehlt; in zerstreuten Fragmenten
findet sich diese „antarktische“ Flora zumal im west-
lichen Südamerika südlich 40° S. und auf den Anden
nordwärts vorgeschoben, im südlichen und gebirgigen
Neuseeland, in Tasmaniens und des südöstlichsten Au-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/485>, abgerufen am 22.11.2024.
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