Auf dieselbe Erscheinung hat Junghuhn bei dem Ver- gleiche von Java und Sumatra aufmerksam gemacht, da die Eichen in Java hauptsächlich zwischen 900--1600 m auftreten, in Sumatra dagegen von 160 m bis über 1600 m hinaus. Auch die Casuarinen, die merkwürdigste hier eingeschobene und von Australien-Neuguinea herstam- mende Formation schachtelhalmartiger hoher Bäume, pflegen in Java höhere Regionen zu bewohnen, während sie in Sumatra als lichte Wälder am Küstensaum neben Guttiferenwaldungen wachsen.
Die Casuarinen, und zwar C. equisetifolia, haben pyramidale Kronen von blattlosen Rutenzweigen, die beweglich im Winde schweben. Ihre luftig und schlank emporstrebenden Wipfel sind mit den Lärchenbäumen zu vergleichen und ragen hoch über das gelblichgrüne Laubdach des anstossenden Mangrovewaldes hervor. In ihrem lichten Hain finden auch dunkelgrün belaubte Bäume, wie Calophyllum, Hibiscus tiliaceus (mit weiter pacifischer Verbrei- tung) u. a., Platz. Im östlichen Java hat Kuntze die Casuarinen- waldungen und mit diesen licht besetzte Savanen geschildert (Um die Erde, S. 384); dort treten sie von 1600--2580 m auf und K. bezeichnet "die höhere Region Javas als die letzte Station, wo Casuarinen sich häufiger erhalten konnten". Ost- und Westjava besitzen nach ihm und Forbes eine sehr verschiedene Flora, welche sich etwa im Wilisgebirge begegnen: "Der trockene Ostmonsun scheint die Flora Ostjavas mit seinen vielen Abkömmlingen Au- straliens immer mehr nach Westen vorzurücken; die Flora West- javas weicht langsam zurück. Im Dieng fand ich 3/4 westjavanische Pflanzenarten, 1/4 Ostjavaner; im Wilis sind dieselben ostjava- nischen Pflanzen, die im Dieng selten waren, bereits häufig. In botanischer Hinsicht scheinen die Grenzen von Asien und Australien über die Lombockstrasse gegangen und bis hierher vorgeschoben zu sein." Uebrigens geht die Casuarina noch viel weiter nach Osten, diese Art z. B. an den Sandküsten von Arracan und Tenasserim.
Auf Sumatra folgt auf die untersten 200 m Höhe (Ficus und Myrtaceen) bis circa 1850 m die Eichenregion mit Dipterocarpaceen, unter denen der Borneo-Kampferbaum ausgezeichnet ist; "auf gigantischem weissberindeten Stamm trägt er seine weit ausge- breitete Krone mit zierlichem, aber breitem, geripptem Laub" (Junghuhn). Von 1850--2700 m ist als oberster Waldgürtel ein Mischwald von Ternstroemiaceen, Podocarpus und Vacciniaceen; Eurya und Gordonia herrschen mit Myricagebüschen vor. -- Tectona grandis ist auf Sumatra noch häufig, fehlt aber schon im westlichen Java, ebenso Dryobalanops (Forbes). Die inneren Savanen erstrecken sich von unter 1000 m bis 1800 m, sind oft Folge der Waldverwüstung, in ausgedehnten Bezirken aber ur- sprünglich. Neben dem Alanggrase (Imperata Koenigii = var. cy-
Höhengrenzen auf Java und Sumatra.
Auf dieselbe Erscheinung hat Junghuhn bei dem Ver- gleiche von Java und Sumatra aufmerksam gemacht, da die Eichen in Java hauptsächlich zwischen 900—1600 m auftreten, in Sumatra dagegen von 160 m bis über 1600 m hinaus. Auch die Casuarinen, die merkwürdigste hier eingeschobene und von Australien-Neuguinea herstam- mende Formation schachtelhalmartiger hoher Bäume, pflegen in Java höhere Regionen zu bewohnen, während sie in Sumatra als lichte Wälder am Küstensaum neben Guttiferenwaldungen wachsen.
Die Casuarinen, und zwar C. equisetifolia, haben pyramidale Kronen von blattlosen Rutenzweigen, die beweglich im Winde schweben. Ihre luftig und schlank emporstrebenden Wipfel sind mit den Lärchenbäumen zu vergleichen und ragen hoch über das gelblichgrüne Laubdach des anstossenden Mangrovewaldes hervor. In ihrem lichten Hain finden auch dunkelgrün belaubte Bäume, wie Calophyllum, Hibiscus tiliaceus (mit weiter pacifischer Verbrei- tung) u. a., Platz. Im östlichen Java hat Kuntze die Casuarinen- waldungen und mit diesen licht besetzte Savanen geschildert (Um die Erde, S. 384); dort treten sie von 1600—2580 m auf und K. bezeichnet „die höhere Region Javas als die letzte Station, wo Casuarinen sich häufiger erhalten konnten“. Ost- und Westjava besitzen nach ihm und Forbes eine sehr verschiedene Flora, welche sich etwa im Wilisgebirge begegnen: „Der trockene Ostmonsun scheint die Flora Ostjavas mit seinen vielen Abkömmlingen Au- straliens immer mehr nach Westen vorzurücken; die Flora West- javas weicht langsam zurück. Im Dieng fand ich ¾ westjavanische Pflanzenarten, ¼ Ostjavaner; im Wilis sind dieselben ostjava- nischen Pflanzen, die im Dieng selten waren, bereits häufig. In botanischer Hinsicht scheinen die Grenzen von Asien und Australien über die Lombockstrasse gegangen und bis hierher vorgeschoben zu sein.“ Uebrigens geht die Casuarina noch viel weiter nach Osten, diese Art z. B. an den Sandküsten von Arracan und Tenasserim.
Auf Sumatra folgt auf die untersten 200 m Höhe (Ficus und Myrtaceen) bis circa 1850 m die Eichenregion mit Dipterocarpaceen, unter denen der Borneo-Kampferbaum ausgezeichnet ist; „auf gigantischem weissberindeten Stamm trägt er seine weit ausge- breitete Krone mit zierlichem, aber breitem, geripptem Laub“ (Junghuhn). Von 1850—2700 m ist als oberster Waldgürtel ein Mischwald von Ternstroemiaceen, Podocarpus und Vacciniaceen; Eurya und Gordonia herrschen mit Myricagebüschen vor. — Tectona grandis ist auf Sumatra noch häufig, fehlt aber schon im westlichen Java, ebenso Dryobalanops (Forbes). Die inneren Savanen erstrecken sich von unter 1000 m bis 1800 m, sind oft Folge der Waldverwüstung, in ausgedehnten Bezirken aber ur- sprünglich. Neben dem Alanggrase (Imperata Koenigii = var. cy-
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Höhengrenzen auf Java und Sumatra.
Auf dieselbe Erscheinung hat Junghuhn bei dem Ver-
gleiche von Java und Sumatra aufmerksam gemacht, da
die Eichen in Java hauptsächlich zwischen 900—1600 m
auftreten, in Sumatra dagegen von 160 m bis über 1600 m
hinaus. Auch die Casuarinen, die merkwürdigste hier
eingeschobene und von Australien-Neuguinea herstam-
mende Formation schachtelhalmartiger hoher Bäume,
pflegen in Java höhere Regionen zu bewohnen, während
sie in Sumatra als lichte Wälder am Küstensaum neben
Guttiferenwaldungen wachsen.
Die Casuarinen, und zwar C. equisetifolia, haben pyramidale
Kronen von blattlosen Rutenzweigen, die beweglich im Winde
schweben. Ihre luftig und schlank emporstrebenden Wipfel sind
mit den Lärchenbäumen zu vergleichen und ragen hoch über das
gelblichgrüne Laubdach des anstossenden Mangrovewaldes hervor.
In ihrem lichten Hain finden auch dunkelgrün belaubte Bäume,
wie Calophyllum, Hibiscus tiliaceus (mit weiter pacifischer Verbrei-
tung) u. a., Platz. Im östlichen Java hat Kuntze die Casuarinen-
waldungen und mit diesen licht besetzte Savanen geschildert
(Um die Erde, S. 384); dort treten sie von 1600—2580 m auf und
K. bezeichnet „die höhere Region Javas als die letzte Station,
wo Casuarinen sich häufiger erhalten konnten“. Ost- und Westjava
besitzen nach ihm und Forbes eine sehr verschiedene Flora, welche
sich etwa im Wilisgebirge begegnen: „Der trockene Ostmonsun
scheint die Flora Ostjavas mit seinen vielen Abkömmlingen Au-
straliens immer mehr nach Westen vorzurücken; die Flora West-
javas weicht langsam zurück. Im Dieng fand ich ¾ westjavanische
Pflanzenarten, ¼ Ostjavaner; im Wilis sind dieselben ostjava-
nischen Pflanzen, die im Dieng selten waren, bereits häufig. In
botanischer Hinsicht scheinen die Grenzen von Asien und Australien
über die Lombockstrasse gegangen und bis hierher vorgeschoben
zu sein.“ Uebrigens geht die Casuarina noch viel weiter nach Osten,
diese Art z. B. an den Sandküsten von Arracan und Tenasserim.
Auf Sumatra folgt auf die untersten 200 m Höhe (Ficus und
Myrtaceen) bis circa 1850 m die Eichenregion mit Dipterocarpaceen,
unter denen der Borneo-Kampferbaum ausgezeichnet ist; „auf
gigantischem weissberindeten Stamm trägt er seine weit ausge-
breitete Krone mit zierlichem, aber breitem, geripptem Laub“
(Junghuhn). Von 1850—2700 m ist als oberster Waldgürtel ein
Mischwald von Ternstroemiaceen, Podocarpus und Vacciniaceen;
Eurya und Gordonia herrschen mit Myricagebüschen vor. —
Tectona grandis ist auf Sumatra noch häufig, fehlt aber schon
im westlichen Java, ebenso Dryobalanops (Forbes). Die inneren
Savanen erstrecken sich von unter 1000 m bis 1800 m, sind oft
Folge der Waldverwüstung, in ausgedehnten Bezirken aber ur-
sprünglich. Neben dem Alanggrase (Imperata Koenigii = var. cy-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/517>, abgerufen am 22.11.2024.
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