Schon unter dem vorigen Kapitel war mehrfach des Florencharakters der Antillen Erwähnung gethan, welcher mit Mexiko gewisse Gemeinsamkeiten, aber viel mehr Analogien als wirkliche Uebereinstimmungen zeigt, be- sonders darin, dass der südamerikanische Tropencharakter hier noch wesentliche Einschränkungen durch boreal- subtropische Elemente erleidet. Eine grössere Zahl en- demischer Gattungen (Grisebach gibt als ihre Zahl etwa 100 an) erhöht die Selbständigkeit dieses Gebietes, wel- ches dabei zwar in seinem insularen Charakter betrachtet werden muss. So abgesondert, wie die westindische Fauna sich mit ihren merkwürdigen Bildungen verhält, ist die Flora allerdings nicht, und wir werden in dieser Be- ziehung wiederum daran erinnert, dass ozeanische Tren- nungen den Austausch der Pflanzen in gleichartigem Klima nicht so sehr hindern, als den von nicht fliegenden Tieren; denn sogar die Südhälfte von Florida ist, entgegen der noch von Grisebach ausgesprochenen Annahme, mit dem Antillengebiet floristisch vereinigt durch eine grosse Zahl gemeinsamer Sippen und ist von den atlantischen Süd- staaten (siehe oben S. 445) zu trennen (vergl. G. J., XI, 134).
Nach Chapmans Flora sind 360 Arten aus Florida bekannt geworden, welche den 29° N. nicht überschreiten; davon gehören 169 zu 134 Gattungen, die ebenfalls nicht weiter nordwärts gehen, ja 16 Ordnungen werden dadurch in ihrer Verbreitung nach Norden ebenfalls auf diese Halbinsel beschränkt.
Das Klima der Antillen erweist sich trotz der dem Wende kreise genäherten Lage als gut tropisch, die Vegetation nimmt teil an der zweiten Abteilung der IV. Zone. In dieser Beziehung würde wahrscheinlich ein noch grösserer Bruchteil südamerikanischer Tropenarten, welche sich jetzt auf die mit dem Orinoko-Delta fast unmittelbar zusam- menhängende Insel Trinidad beschränken, einwanderungs- fähig gewesen sein, wenn dem nicht die alte Eigenent- wickelung des Archipels widersprochen hätte. Nur die nördlichen Bahamas überschreiten die Nordgrenze der gleichmäßig heissen Temperaturen und schliessen sich an die Bermudasinseln, welche Mischlingsformationen aus
Litteratur. — Florencharakter. Klima.
Schon unter dem vorigen Kapitel war mehrfach des Florencharakters der Antillen Erwähnung gethan, welcher mit Mexiko gewisse Gemeinsamkeiten, aber viel mehr Analogien als wirkliche Uebereinstimmungen zeigt, be- sonders darin, dass der südamerikanische Tropencharakter hier noch wesentliche Einschränkungen durch boreal- subtropische Elemente erleidet. Eine grössere Zahl en- demischer Gattungen (Grisebach gibt als ihre Zahl etwa 100 an) erhöht die Selbständigkeit dieses Gebietes, wel- ches dabei zwar in seinem insularen Charakter betrachtet werden muss. So abgesondert, wie die westindische Fauna sich mit ihren merkwürdigen Bildungen verhält, ist die Flora allerdings nicht, und wir werden in dieser Be- ziehung wiederum daran erinnert, dass ozeanische Tren- nungen den Austausch der Pflanzen in gleichartigem Klima nicht so sehr hindern, als den von nicht fliegenden Tieren; denn sogar die Südhälfte von Florida ist, entgegen der noch von Grisebach ausgesprochenen Annahme, mit dem Antillengebiet floristisch vereinigt durch eine grosse Zahl gemeinsamer Sippen und ist von den atlantischen Süd- staaten (siehe oben S. 445) zu trennen (vergl. G. J., XI, 134).
Nach Chapmans Flora sind 360 Arten aus Florida bekannt geworden, welche den 29° N. nicht überschreiten; davon gehören 169 zu 134 Gattungen, die ebenfalls nicht weiter nordwärts gehen, ja 16 Ordnungen werden dadurch in ihrer Verbreitung nach Norden ebenfalls auf diese Halbinsel beschränkt.
Das Klima der Antillen erweist sich trotz der dem Wende kreise genäherten Lage als gut tropisch, die Vegetation nimmt teil an der zweiten Abteilung der IV. Zone. In dieser Beziehung würde wahrscheinlich ein noch grösserer Bruchteil südamerikanischer Tropenarten, welche sich jetzt auf die mit dem Orinoko-Delta fast unmittelbar zusam- menhängende Insel Trinidad beschränken, einwanderungs- fähig gewesen sein, wenn dem nicht die alte Eigenent- wickelung des Archipels widersprochen hätte. Nur die nördlichen Bahamas überschreiten die Nordgrenze der gleichmäßig heissen Temperaturen und schliessen sich an die Bermudasinseln, welche Mischlingsformationen aus
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[511/0543]
Litteratur. — Florencharakter. Klima.
Schon unter dem vorigen Kapitel war mehrfach des
Florencharakters der Antillen Erwähnung gethan, welcher
mit Mexiko gewisse Gemeinsamkeiten, aber viel mehr
Analogien als wirkliche Uebereinstimmungen zeigt, be-
sonders darin, dass der südamerikanische Tropencharakter
hier noch wesentliche Einschränkungen durch boreal-
subtropische Elemente erleidet. Eine grössere Zahl en-
demischer Gattungen (Grisebach gibt als ihre Zahl etwa
100 an) erhöht die Selbständigkeit dieses Gebietes, wel-
ches dabei zwar in seinem insularen Charakter betrachtet
werden muss. So abgesondert, wie die westindische Fauna
sich mit ihren merkwürdigen Bildungen verhält, ist die
Flora allerdings nicht, und wir werden in dieser Be-
ziehung wiederum daran erinnert, dass ozeanische Tren-
nungen den Austausch der Pflanzen in gleichartigem Klima
nicht so sehr hindern, als den von nicht fliegenden Tieren;
denn sogar die Südhälfte von Florida ist, entgegen der
noch von Grisebach ausgesprochenen Annahme, mit dem
Antillengebiet floristisch vereinigt durch eine grosse Zahl
gemeinsamer Sippen und ist von den atlantischen Süd-
staaten (siehe oben S. 445) zu trennen (vergl. G. J.,
XI, 134).
Nach Chapmans Flora sind 360 Arten aus Florida bekannt
geworden, welche den 29° N. nicht überschreiten; davon gehören
169 zu 134 Gattungen, die ebenfalls nicht weiter nordwärts gehen,
ja 16 Ordnungen werden dadurch in ihrer Verbreitung nach Norden
ebenfalls auf diese Halbinsel beschränkt.
Das Klima der Antillen erweist sich trotz der dem Wende
kreise genäherten Lage als gut tropisch, die Vegetation
nimmt teil an der zweiten Abteilung der IV. Zone. In
dieser Beziehung würde wahrscheinlich ein noch grösserer
Bruchteil südamerikanischer Tropenarten, welche sich jetzt
auf die mit dem Orinoko-Delta fast unmittelbar zusam-
menhängende Insel Trinidad beschränken, einwanderungs-
fähig gewesen sein, wenn dem nicht die alte Eigenent-
wickelung des Archipels widersprochen hätte. Nur die
nördlichen Bahamas überschreiten die Nordgrenze der
gleichmäßig heissen Temperaturen und schliessen sich
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/543>, abgerufen am 22.11.2024.
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