das Blattwerk ist überall düstergrau, schön blühend fast nur Adesmia.
8. Valdivische Coniferenwaldregion. Diese eröffnet an der südamerikanischen Westküste das ant- arktische Florenreich und bildet, auch auf den Osthang der Anden übergreifend, dessen nördliche, reich zusam- mengesetzte Laub- und Nadelwaldformationen als vierte Abteilung der V. Zone, in welcher hier wiederum Lau- raceen und Monimiaceen (Persea, Peumus), Rosaceen (Eu- cryphia cordifolia), sogar ein Compositen-Baum Flotowia, Magnoliaceen (Drimys Winteri) mit immergrünen oder auch blattwechselnden Buchen (Fagus betuloides, Dombeyi, obliqua u. a.) und zahlreichen Nadelhölzern, welche oben (S. 186) genannt sind, sich mischen. Viele Gattungen sind mit Neuseeland gemeinschaftlich oder verwandt.
Die Heimat der Kartoffel. Bekanntlich hat Amerika bei allen seinen Reichtümern der Alten Welt doch verhältnismäßig wenig neue Kulturpflanzen geliefert. Ratzels "Anthropogeographie" S. 367 behandelt dies Thema anregend, und F. Höck hat ihm eine eigene Abhandlung gewidmet (siehe G. J., XI, 111 und Geogr. Mittlgn. 1885, S. 33, Tabelle im Auszug). Um so wichtiger aber ist dies eine Kulturgewächs, dessen Ursprung hier zu besprechen ist, die Kartoffelknolle. A. de Candolle hat in seinen wieder- holten Arbeiten über die Kulturpflanzen das südliche Chile als Heimat angegeben und diese Ableitung auch in jüngster Zeit anderen gegenteiligen Behauptungen gegenüber, welche die Heimat nach Nordamerika verlegen oder sie auf andere Teile Südamerikas ausdehnen wollten, aufrecht erhalten. Einige seiner Angaben mögen hier wiederholt werden: Darwin fand die wilde Kartoffel im Chonos-Archipel auf den sandigen Gestaden, in grossen Massen und in kräftiger Vegetation, was der Feuchtigkeit des Klimas zu- geschrieben werden kann (bis 4' hoch), wenngleich mit kleineren Knollen. Ein anderes Exemplar des Herbarium de Candolle, von Gay gesammelt, besitzt die Etikette "im Centrum der Cordilleren von Talcague und Cauquenes, an Orten, welche nur von Botanikern und Geologen besucht werden". Die dagegen erhobenen Einwände von Baker, welche A. de Candolle zu einer Revision seiner früheren Untersuchungen veranlassten (Geogr. Mittlgn. 1887, Litt. Ber. Nr. 413), begründeten sich auf die nahe Verwandtschaft des echten Solanum tuberosum mit anderen knollentragenden Solanum-Arten; es hat sich gezeigt, dass die nahe Verwandtschaft zwar besteht, dass aber so- wohl die in Peru als die in Arizona wild gesammelten Arten eine specifische Verschiedenheit besitzen, die hier, bei einer schon vor dem Bekanntwerden in Europa bestandenen Kultur von Bedeutung ist und zeigt, dass die Indianer (Peruaner) selbständig die Kultur
20. Hochanden und australes Südamerika.
das Blattwerk ist überall düstergrau, schön blühend fast nur Adesmia.
8. Valdivische Coniferenwaldregion. Diese eröffnet an der südamerikanischen Westküste das ant- arktische Florenreich und bildet, auch auf den Osthang der Anden übergreifend, dessen nördliche, reich zusam- mengesetzte Laub- und Nadelwaldformationen als vierte Abteilung der V. Zone, in welcher hier wiederum Lau- raceen und Monimiaceen (Persea, Peumus), Rosaceen (Eu- cryphia cordifolia), sogar ein Compositen-Baum Flotowia, Magnoliaceen (Drimys Winteri) mit immergrünen oder auch blattwechselnden Buchen (Fagus betuloides, Dombeyi, obliqua u. a.) und zahlreichen Nadelhölzern, welche oben (S. 186) genannt sind, sich mischen. Viele Gattungen sind mit Neuseeland gemeinschaftlich oder verwandt.
Die Heimat der Kartoffel. Bekanntlich hat Amerika bei allen seinen Reichtümern der Alten Welt doch verhältnismäßig wenig neue Kulturpflanzen geliefert. Ratzels „Anthropogeographie“ S. 367 behandelt dies Thema anregend, und F. Höck hat ihm eine eigene Abhandlung gewidmet (siehe G. J., XI, 111 und Geogr. Mittlgn. 1885, S. 33, Tabelle im Auszug). Um so wichtiger aber ist dies eine Kulturgewächs, dessen Ursprung hier zu besprechen ist, die Kartoffelknolle. A. de Candolle hat in seinen wieder- holten Arbeiten über die Kulturpflanzen das südliche Chile als Heimat angegeben und diese Ableitung auch in jüngster Zeit anderen gegenteiligen Behauptungen gegenüber, welche die Heimat nach Nordamerika verlegen oder sie auf andere Teile Südamerikas ausdehnen wollten, aufrecht erhalten. Einige seiner Angaben mögen hier wiederholt werden: Darwin fand die wilde Kartoffel im Chonos-Archipel auf den sandigen Gestaden, in grossen Massen und in kräftiger Vegetation, was der Feuchtigkeit des Klimas zu- geschrieben werden kann (bis 4′ hoch), wenngleich mit kleineren Knollen. Ein anderes Exemplar des Herbarium de Candolle, von Gay gesammelt, besitzt die Etikette „im Centrum der Cordilleren von Talcague und Cauquenes, an Orten, welche nur von Botanikern und Geologen besucht werden“. Die dagegen erhobenen Einwände von Baker, welche A. de Candolle zu einer Revision seiner früheren Untersuchungen veranlassten (Geogr. Mittlgn. 1887, Litt. Ber. Nr. 413), begründeten sich auf die nahe Verwandtschaft des echten Solanum tuberosum mit anderen knollentragenden Solanum-Arten; es hat sich gezeigt, dass die nahe Verwandtschaft zwar besteht, dass aber so- wohl die in Peru als die in Arizona wild gesammelten Arten eine specifische Verschiedenheit besitzen, die hier, bei einer schon vor dem Bekanntwerden in Europa bestandenen Kultur von Bedeutung ist und zeigt, dass die Indianer (Peruaner) selbständig die Kultur
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20. Hochanden und australes Südamerika.
das Blattwerk ist überall düstergrau, schön blühend fast nur
Adesmia.
8. Valdivische Coniferenwaldregion. Diese
eröffnet an der südamerikanischen Westküste das ant-
arktische Florenreich und bildet, auch auf den Osthang
der Anden übergreifend, dessen nördliche, reich zusam-
mengesetzte Laub- und Nadelwaldformationen als vierte
Abteilung der V. Zone, in welcher hier wiederum Lau-
raceen und Monimiaceen (Persea, Peumus), Rosaceen (Eu-
cryphia cordifolia), sogar ein Compositen-Baum Flotowia,
Magnoliaceen (Drimys Winteri) mit immergrünen oder
auch blattwechselnden Buchen (Fagus betuloides, Dombeyi,
obliqua u. a.) und zahlreichen Nadelhölzern, welche oben
(S. 186) genannt sind, sich mischen. Viele Gattungen
sind mit Neuseeland gemeinschaftlich oder verwandt.
Die Heimat der Kartoffel. Bekanntlich hat Amerika
bei allen seinen Reichtümern der Alten Welt doch verhältnismäßig
wenig neue Kulturpflanzen geliefert. Ratzels „Anthropogeographie“
S. 367 behandelt dies Thema anregend, und F. Höck hat ihm eine
eigene Abhandlung gewidmet (siehe G. J., XI, 111 und Geogr.
Mittlgn. 1885, S. 33, Tabelle im Auszug). Um so wichtiger aber
ist dies eine Kulturgewächs, dessen Ursprung hier zu besprechen
ist, die Kartoffelknolle. A. de Candolle hat in seinen wieder-
holten Arbeiten über die Kulturpflanzen das südliche Chile als
Heimat angegeben und diese Ableitung auch in jüngster Zeit
anderen gegenteiligen Behauptungen gegenüber, welche die Heimat
nach Nordamerika verlegen oder sie auf andere Teile Südamerikas
ausdehnen wollten, aufrecht erhalten. Einige seiner Angaben
mögen hier wiederholt werden: Darwin fand die wilde Kartoffel
im Chonos-Archipel auf den sandigen Gestaden, in grossen Massen
und in kräftiger Vegetation, was der Feuchtigkeit des Klimas zu-
geschrieben werden kann (bis 4′ hoch), wenngleich mit kleineren
Knollen. Ein anderes Exemplar des Herbarium de Candolle, von
Gay gesammelt, besitzt die Etikette „im Centrum der Cordilleren
von Talcague und Cauquenes, an Orten, welche nur von Botanikern
und Geologen besucht werden“. Die dagegen erhobenen Einwände
von Baker, welche A. de Candolle zu einer Revision seiner früheren
Untersuchungen veranlassten (Geogr. Mittlgn. 1887, Litt. Ber. Nr. 413),
begründeten sich auf die nahe Verwandtschaft des echten Solanum
tuberosum mit anderen knollentragenden Solanum-Arten; es hat sich
gezeigt, dass die nahe Verwandtschaft zwar besteht, dass aber so-
wohl die in Peru als die in Arizona wild gesammelten Arten eine
specifische Verschiedenheit besitzen, die hier, bei einer schon vor
dem Bekanntwerden in Europa bestandenen Kultur von Bedeutung
ist und zeigt, dass die Indianer (Peruaner) selbständig die Kultur
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/568>, abgerufen am 24.11.2024.
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