einer eingehenden Untersuchung von Askenasy (Botan. Zeitg. 1877, vergl. G. J., Bd. VII, S. 179) noch besser beurteilen kann.
Dieser Autor stellte an der Vogelkirsche (Prunus arium) eine Studie darüber an, ob die winterliche Ruhe der Bäume scheinbar oder wahr sei, da bis dahin nur eine Untersuchung Geleznoffs darüber vorlag mit dem Resultate, dass der Stillstand in der Knospenentwickelung nur ein scheinbarer wäre und dass bei Tem- peraturen unter Null (die Untersuchung hatte in Moskau mit da- maligem Januarmittel von -- 14,5° stattgefunden) die Insolations- wirkung den Knospen die zur Weiterentwickelung nötige Wärme gewähre. Askenasy machte eigene Beobachtungen in Heidelberg und zwar während der ganzen Vegetationsperiode. Je 100 oder 200 Knospen wurden gewogen, ihre Trockensubstanz ermittelt und gemessen. In 3 Beobachtungsjahren ergab sich gleichmässig: "Die Entwickelung der Blütenknospen der Kirsche zerfällt in zwei Perio- den, welche durch eine Periode der Ruhe oder sehr geringen Wachs- tums getrennt sind. Die erste (Sommerperiode) zeigt eine gleich- mässige aber langsame Zunahme; in der zweiten (Frühjahrsperiode des folgenden Jahres) ist der Massenzuwachs anfangs langsam, nimmt aber dann stetig zu und erfolgt zuletzt rapide." Die Ruhe- periode ihrerseits schwankte zwischen 2--3 Monaten, nämlich von Anfang November bis gegen Mitte Februar, und es standen die geringen Schwankungen in keinem Verhältnis zu der grossen Tem- peraturverschiedenheit in jenen drei Wintern; doch fand in einem sehr milden Winter nach völliger Ruhe im November schon ein äusserst geringes Wachstum während der beiden folgenden Monate statt, welche sonst ebenfalls unbedingte Ruhe zeigen. In den letzten zwei Wochen vor dem Aufblühen steigerte sich die Zunahme stetig, obgleich damals mehrfach Rückschläge in der Temperatur vor- kamen; die klimatisch begünstigten Jahre zeigten hier selbstver- ständlich im Knospenwachstum raschere Fortschritte.
Gleichzeitig wurden Versuche mit abgeschnittenen Kirsch- zweigen gemacht, welche bei 15--20°C. im Treibhause ausschlagen konnten: bei diesen war der Einfluss der Wärme um so günstiger, je mehr das Datum des Abschneidens im Freien sich der normalen Blütezeit der Kirsche näherte. Im Herbst wirkte das Treibhaus schädlich; zu Ende Oktober abgeschnittene Zweige blieben unver- ändert und gingen nach längerem Aufenthalte im Hause zu Grunde. Im folgenden sind die Tageszahlen mitgeteilt, nach welchen das verfrühte Aufblühen im Treibhause je nach dem Termin des Ab- schneidens erfolgte:
Zweige abgeschnitten am 14. Dezember, blühten auf nach 27 Tagen;
" " " 10. Januar, " " " 18 "
" " " 2. Februar, " " " 17 "
" " " 2. März, " " " 12 "
" " " 23. März, " " " 8 "
" " " 3. April, " " " 5 "
Vorbereitende Wirkung
einer eingehenden Untersuchung von Askenasy (Botan. Zeitg. 1877, vergl. G. J., Bd. VII, S. 179) noch besser beurteilen kann.
Dieser Autor stellte an der Vogelkirsche (Prunus arium) eine Studie darüber an, ob die winterliche Ruhe der Bäume scheinbar oder wahr sei, da bis dahin nur eine Untersuchung Geleznoffs darüber vorlag mit dem Resultate, dass der Stillstand in der Knospenentwickelung nur ein scheinbarer wäre und dass bei Tem- peraturen unter Null (die Untersuchung hatte in Moskau mit da- maligem Januarmittel von — 14,5° stattgefunden) die Insolations- wirkung den Knospen die zur Weiterentwickelung nötige Wärme gewähre. Askenasy machte eigene Beobachtungen in Heidelberg und zwar während der ganzen Vegetationsperiode. Je 100 oder 200 Knospen wurden gewogen, ihre Trockensubstanz ermittelt und gemessen. In 3 Beobachtungsjahren ergab sich gleichmässig: „Die Entwickelung der Blütenknospen der Kirsche zerfällt in zwei Perio- den, welche durch eine Periode der Ruhe oder sehr geringen Wachs- tums getrennt sind. Die erste (Sommerperiode) zeigt eine gleich- mässige aber langsame Zunahme; in der zweiten (Frühjahrsperiode des folgenden Jahres) ist der Massenzuwachs anfangs langsam, nimmt aber dann stetig zu und erfolgt zuletzt rapide.“ Die Ruhe- periode ihrerseits schwankte zwischen 2—3 Monaten, nämlich von Anfang November bis gegen Mitte Februar, und es standen die geringen Schwankungen in keinem Verhältnis zu der grossen Tem- peraturverschiedenheit in jenen drei Wintern; doch fand in einem sehr milden Winter nach völliger Ruhe im November schon ein äusserst geringes Wachstum während der beiden folgenden Monate statt, welche sonst ebenfalls unbedingte Ruhe zeigen. In den letzten zwei Wochen vor dem Aufblühen steigerte sich die Zunahme stetig, obgleich damals mehrfach Rückschläge in der Temperatur vor- kamen; die klimatisch begünstigten Jahre zeigten hier selbstver- ständlich im Knospenwachstum raschere Fortschritte.
Gleichzeitig wurden Versuche mit abgeschnittenen Kirsch- zweigen gemacht, welche bei 15—20°C. im Treibhause ausschlagen konnten: bei diesen war der Einfluss der Wärme um so günstiger, je mehr das Datum des Abschneidens im Freien sich der normalen Blütezeit der Kirsche näherte. Im Herbst wirkte das Treibhaus schädlich; zu Ende Oktober abgeschnittene Zweige blieben unver- ändert und gingen nach längerem Aufenthalte im Hause zu Grunde. Im folgenden sind die Tageszahlen mitgeteilt, nach welchen das verfrühte Aufblühen im Treibhause je nach dem Termin des Ab- schneidens erfolgte:
Zweige abgeschnitten am 14. Dezember, blühten auf nach 27 Tagen;
„ „ „ 10. Januar, „ „ „ 18 „
„ „ „ 2. Februar, „ „ „ 17 „
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[42/0064]
Vorbereitende Wirkung
einer eingehenden Untersuchung von Askenasy (Botan.
Zeitg. 1877, vergl. G. J., Bd. VII, S. 179) noch besser
beurteilen kann.
Dieser Autor stellte an der Vogelkirsche (Prunus arium) eine
Studie darüber an, ob die winterliche Ruhe der Bäume scheinbar
oder wahr sei, da bis dahin nur eine Untersuchung Geleznoffs
darüber vorlag mit dem Resultate, dass der Stillstand in der
Knospenentwickelung nur ein scheinbarer wäre und dass bei Tem-
peraturen unter Null (die Untersuchung hatte in Moskau mit da-
maligem Januarmittel von — 14,5° stattgefunden) die Insolations-
wirkung den Knospen die zur Weiterentwickelung nötige Wärme
gewähre. Askenasy machte eigene Beobachtungen in Heidelberg
und zwar während der ganzen Vegetationsperiode. Je 100 oder
200 Knospen wurden gewogen, ihre Trockensubstanz ermittelt und
gemessen. In 3 Beobachtungsjahren ergab sich gleichmässig: „Die
Entwickelung der Blütenknospen der Kirsche zerfällt in zwei Perio-
den, welche durch eine Periode der Ruhe oder sehr geringen Wachs-
tums getrennt sind. Die erste (Sommerperiode) zeigt eine gleich-
mässige aber langsame Zunahme; in der zweiten (Frühjahrsperiode
des folgenden Jahres) ist der Massenzuwachs anfangs langsam,
nimmt aber dann stetig zu und erfolgt zuletzt rapide.“ Die Ruhe-
periode ihrerseits schwankte zwischen 2—3 Monaten, nämlich von
Anfang November bis gegen Mitte Februar, und es standen die
geringen Schwankungen in keinem Verhältnis zu der grossen Tem-
peraturverschiedenheit in jenen drei Wintern; doch fand in einem
sehr milden Winter nach völliger Ruhe im November schon ein
äusserst geringes Wachstum während der beiden folgenden Monate
statt, welche sonst ebenfalls unbedingte Ruhe zeigen. In den letzten
zwei Wochen vor dem Aufblühen steigerte sich die Zunahme stetig,
obgleich damals mehrfach Rückschläge in der Temperatur vor-
kamen; die klimatisch begünstigten Jahre zeigten hier selbstver-
ständlich im Knospenwachstum raschere Fortschritte.
Gleichzeitig wurden Versuche mit abgeschnittenen Kirsch-
zweigen gemacht, welche bei 15—20°C. im Treibhause ausschlagen
konnten: bei diesen war der Einfluss der Wärme um so günstiger,
je mehr das Datum des Abschneidens im Freien sich der normalen
Blütezeit der Kirsche näherte. Im Herbst wirkte das Treibhaus
schädlich; zu Ende Oktober abgeschnittene Zweige blieben unver-
ändert und gingen nach längerem Aufenthalte im Hause zu Grunde.
Im folgenden sind die Tageszahlen mitgeteilt, nach welchen das
verfrühte Aufblühen im Treibhause je nach dem Termin des Ab-
schneidens erfolgte:
Zweige abgeschnitten am 14. Dezember, blühten auf nach 27 Tagen;
„ „ „ 10. Januar, „ „ „ 18 „
„ „ „ 2. Februar, „ „ „ 17 „
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/64>, abgerufen am 21.11.2024.
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