ungünstigeren Temperaturen durch, wenn die normale Ruhezeit weit überschritten ist. Es stellt sich also immer wieder heraus, dass die periodischen Erscheinungen der direkte Ausfluss einer inneren Rhythmik sind, welche sich selbst aber wie jede andere biologische Eigenschaft mit den äusseren Bedingungen in einen deren mittlerem Zustande entsprechenden Ausgleich gestellt hat.
In diesem Sinne nun haben alle angestellten Be- rechnungen, auf Vergleiche von Minimal- und Maximal-, Schatten- und Sonnentemperaturen gestützt, wieder neuen Reiz und Wert, den man ihnen absprechen muss, wenn sie sich das Ziel setzen, das Pflanzenleben in der hier vorliegenden Beziehung auf einfache Wärmewirkungen zurückzuführen. Nicht darum kann es sich handeln, son- dern um die Erforschung der mittleren klimatischen Be- dingungen, auf welche das periodische Pflanzenleben im Anschluss an die Klimaperiode jedes Landes und Stand- ortes rechnet, auf welche es rechnen kann, weil die jähr- lichen Schwankungen des Klimas ein bestimmtes Maß nicht überschreiten, und weil die Lebensäusserungen der heimischen Gewächse seit Jahrtausenden an das mittlere Klima mit Einschluss seiner Schwankungen gewöhnt sich mit diesem in ein Gleichgewicht gestellt haben, welches als eine biologische Eigenschaft vererbbar nicht ohne weiteres aufgegeben wird, sondern erst allmählichen Um- formungen durch die Möglichkeit anderer Acclimatisation unterliegt. Nur in diesem Sinne war es gerechtfertigt, den vorstehenden Untersuchungen und Versuchen so viel Raum zu gewähren.
Denn es verleiht einen hohen Reiz, mit solchen Untersuchungen sich eine Idee von dem Spielraum zu verschaffen, den das Klima der Lebensthätigkeit einer bestimmten Pflanze gewährt, der ihr das Gedeihen in weiten Länderräumen oft gestattet, ihr aber an bestimmten Punkten angelangt zugleich ein zwingendes Halt entgegen- setzt. Der Vergleich der Lebensthätigkeit einer solchen an entlegenen Punkten mit verschiedenem Klima wachsen- den Pflanze (z. B. zwischen Brüssel und Petersburg) ist eine unzweifelhaft richtige biologisch-geographische Auf-
Anschluss an die Klimaperiode.
ungünstigeren Temperaturen durch, wenn die normale Ruhezeit weit überschritten ist. Es stellt sich also immer wieder heraus, dass die periodischen Erscheinungen der direkte Ausfluss einer inneren Rhythmik sind, welche sich selbst aber wie jede andere biologische Eigenschaft mit den äusseren Bedingungen in einen deren mittlerem Zustande entsprechenden Ausgleich gestellt hat.
In diesem Sinne nun haben alle angestellten Be- rechnungen, auf Vergleiche von Minimal- und Maximal-, Schatten- und Sonnentemperaturen gestützt, wieder neuen Reiz und Wert, den man ihnen absprechen muss, wenn sie sich das Ziel setzen, das Pflanzenleben in der hier vorliegenden Beziehung auf einfache Wärmewirkungen zurückzuführen. Nicht darum kann es sich handeln, son- dern um die Erforschung der mittleren klimatischen Be- dingungen, auf welche das periodische Pflanzenleben im Anschluss an die Klimaperiode jedes Landes und Stand- ortes rechnet, auf welche es rechnen kann, weil die jähr- lichen Schwankungen des Klimas ein bestimmtes Maß nicht überschreiten, und weil die Lebensäusserungen der heimischen Gewächse seit Jahrtausenden an das mittlere Klima mit Einschluss seiner Schwankungen gewöhnt sich mit diesem in ein Gleichgewicht gestellt haben, welches als eine biologische Eigenschaft vererbbar nicht ohne weiteres aufgegeben wird, sondern erst allmählichen Um- formungen durch die Möglichkeit anderer Acclimatisation unterliegt. Nur in diesem Sinne war es gerechtfertigt, den vorstehenden Untersuchungen und Versuchen so viel Raum zu gewähren.
Denn es verleiht einen hohen Reiz, mit solchen Untersuchungen sich eine Idee von dem Spielraum zu verschaffen, den das Klima der Lebensthätigkeit einer bestimmten Pflanze gewährt, der ihr das Gedeihen in weiten Länderräumen oft gestattet, ihr aber an bestimmten Punkten angelangt zugleich ein zwingendes Halt entgegen- setzt. Der Vergleich der Lebensthätigkeit einer solchen an entlegenen Punkten mit verschiedenem Klima wachsen- den Pflanze (z. B. zwischen Brüssel und Petersburg) ist eine unzweifelhaft richtige biologisch-geographische Auf-
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[44/0066]
Anschluss an die Klimaperiode.
ungünstigeren Temperaturen durch, wenn die normale
Ruhezeit weit überschritten ist. Es stellt sich also immer
wieder heraus, dass die periodischen Erscheinungen der
direkte Ausfluss einer inneren Rhythmik sind, welche sich
selbst aber wie jede andere biologische Eigenschaft mit
den äusseren Bedingungen in einen deren mittlerem
Zustande entsprechenden Ausgleich gestellt hat.
In diesem Sinne nun haben alle angestellten Be-
rechnungen, auf Vergleiche von Minimal- und Maximal-,
Schatten- und Sonnentemperaturen gestützt, wieder neuen
Reiz und Wert, den man ihnen absprechen muss, wenn
sie sich das Ziel setzen, das Pflanzenleben in der hier
vorliegenden Beziehung auf einfache Wärmewirkungen
zurückzuführen. Nicht darum kann es sich handeln, son-
dern um die Erforschung der mittleren klimatischen Be-
dingungen, auf welche das periodische Pflanzenleben im
Anschluss an die Klimaperiode jedes Landes und Stand-
ortes rechnet, auf welche es rechnen kann, weil die jähr-
lichen Schwankungen des Klimas ein bestimmtes Maß
nicht überschreiten, und weil die Lebensäusserungen der
heimischen Gewächse seit Jahrtausenden an das mittlere
Klima mit Einschluss seiner Schwankungen gewöhnt sich
mit diesem in ein Gleichgewicht gestellt haben, welches
als eine biologische Eigenschaft vererbbar nicht ohne
weiteres aufgegeben wird, sondern erst allmählichen Um-
formungen durch die Möglichkeit anderer Acclimatisation
unterliegt. Nur in diesem Sinne war es gerechtfertigt,
den vorstehenden Untersuchungen und Versuchen so viel
Raum zu gewähren.
Denn es verleiht einen hohen Reiz, mit solchen
Untersuchungen sich eine Idee von dem Spielraum zu
verschaffen, den das Klima der Lebensthätigkeit einer
bestimmten Pflanze gewährt, der ihr das Gedeihen in
weiten Länderräumen oft gestattet, ihr aber an bestimmten
Punkten angelangt zugleich ein zwingendes Halt entgegen-
setzt. Der Vergleich der Lebensthätigkeit einer solchen
an entlegenen Punkten mit verschiedenem Klima wachsen-
den Pflanze (z. B. zwischen Brüssel und Petersburg) ist
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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