dem Leben höherer Blütenpflanzen ein Ziel gesteckt sein muss, so wäre der noch unbekannte kälteste Gürtel der Erde einer neuen, eigenen Wärmezone würdig.
Das Prinzip, Temperaturzonen auf die Dauer gewisser, nicht unter ein bestimmtes Maß sinkender Werte zu begründen, scheint sich in fachmännischen Kreisen erhöhter Bedeutung zu erfreuen und beginnt für einzelne Teile der Erdoberfläche noch genauer ausgearbeitet zu werden. So besonders von Supan für Europa (siehe G. J., Bd. XIII, S. 809) in gesonderter Darstellung der An- dauer der Frostperiode, der warmen und der heissen Periode. Es ist klar, dass diese vollständigeren Ausarbeitungen das höchste Maß der Wünsche von seiten pflanzengeographischer Forschung erfüllen, und für kein Land lassen sich daher die klimatologischen Begründungen von Vegetationslinien und der gesamten Vegeta- tionsabsonderung in der Genauigkeit allgemein überblicken, als eben für Europa nach dem Erscheinen der genannten Arbeit Su- pans, wenn man die Extremtemperaturkarten noch dazu nimmt. Nur die Insolationswirkungen entbehren noch zusammenhängender Darstellung.
In diese Wärmezonen bringt nun die Verteilung der Niederschläge und Luftfeuchtigkeit neue und höchst ge- wichtige Charakterzüge hinein. Dieser dritte Faktor kann naturgemäß nicht eine primäre Ursache der Abgrenzung von den Hauptvegetationszonen auf der Erdoberfläche sein, weil er erst dann wirksam eintritt, wenn Licht und Wärme die Verwendung des Wassers durch die Pflanzenorgani- sation gestatten; die Niederschläge und eine grosse Luft- feuchtigkeit können für eine durch Licht- und Wärme- mangel zum Winterschlaf gebrachte Vegetation nicht nützlich sein; die Niederschläge wirken vielleicht durch Aufspeicherung im Erdreich auch auf den Beginn der Vegetationsperiode noch nach, aber die Luftfeuchtigkeit geht spurlos vorüber. Deshalb sehen wir diese Faktoren innerhalb des durch die geographische Lage verursachten Grundzustandes der Vegetationsperiode mit scharfen Charak- terzügen einschneiden.
Dies vorausgeschickt ist es von hohem Interesse, die Verteilung der trockenen und feuchten Klimate allgemein und in ihrer Wirkung auf die Vegetation zu verfolgen, z. B. in der von Peschel (Ausland 1866; s. Griseb. Abh. S. 335) gegebenen Darstellung, nach welcher die Ver- teilung der fruchtbaren und öden Vegetationsgebiete an
Mitwirkung der Niederschläge.
dem Leben höherer Blütenpflanzen ein Ziel gesteckt sein muss, so wäre der noch unbekannte kälteste Gürtel der Erde einer neuen, eigenen Wärmezone würdig.
Das Prinzip, Temperaturzonen auf die Dauer gewisser, nicht unter ein bestimmtes Maß sinkender Werte zu begründen, scheint sich in fachmännischen Kreisen erhöhter Bedeutung zu erfreuen und beginnt für einzelne Teile der Erdoberfläche noch genauer ausgearbeitet zu werden. So besonders von Supan für Europa (siehe G. J., Bd. XIII, S. 809) in gesonderter Darstellung der An- dauer der Frostperiode, der warmen und der heissen Periode. Es ist klar, dass diese vollständigeren Ausarbeitungen das höchste Maß der Wünsche von seiten pflanzengeographischer Forschung erfüllen, und für kein Land lassen sich daher die klimatologischen Begründungen von Vegetationslinien und der gesamten Vegeta- tionsabsonderung in der Genauigkeit allgemein überblicken, als eben für Europa nach dem Erscheinen der genannten Arbeit Su- pans, wenn man die Extremtemperaturkarten noch dazu nimmt. Nur die Insolationswirkungen entbehren noch zusammenhängender Darstellung.
In diese Wärmezonen bringt nun die Verteilung der Niederschläge und Luftfeuchtigkeit neue und höchst ge- wichtige Charakterzüge hinein. Dieser dritte Faktor kann naturgemäß nicht eine primäre Ursache der Abgrenzung von den Hauptvegetationszonen auf der Erdoberfläche sein, weil er erst dann wirksam eintritt, wenn Licht und Wärme die Verwendung des Wassers durch die Pflanzenorgani- sation gestatten; die Niederschläge und eine grosse Luft- feuchtigkeit können für eine durch Licht- und Wärme- mangel zum Winterschlaf gebrachte Vegetation nicht nützlich sein; die Niederschläge wirken vielleicht durch Aufspeicherung im Erdreich auch auf den Beginn der Vegetationsperiode noch nach, aber die Luftfeuchtigkeit geht spurlos vorüber. Deshalb sehen wir diese Faktoren innerhalb des durch die geographische Lage verursachten Grundzustandes der Vegetationsperiode mit scharfen Charak- terzügen einschneiden.
Dies vorausgeschickt ist es von hohem Interesse, die Verteilung der trockenen und feuchten Klimate allgemein und in ihrer Wirkung auf die Vegetation zu verfolgen, z. B. in der von Peschel (Ausland 1866; s. Griseb. Abh. S. 335) gegebenen Darstellung, nach welcher die Ver- teilung der fruchtbaren und öden Vegetationsgebiete an
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Mitwirkung der Niederschläge.
dem Leben höherer Blütenpflanzen ein Ziel gesteckt sein muss, so
wäre der noch unbekannte kälteste Gürtel der Erde einer neuen,
eigenen Wärmezone würdig.
Das Prinzip, Temperaturzonen auf die Dauer gewisser, nicht
unter ein bestimmtes Maß sinkender Werte zu begründen, scheint
sich in fachmännischen Kreisen erhöhter Bedeutung zu erfreuen
und beginnt für einzelne Teile der Erdoberfläche noch genauer
ausgearbeitet zu werden. So besonders von Supan für Europa
(siehe G. J., Bd. XIII, S. 809) in gesonderter Darstellung der An-
dauer der Frostperiode, der warmen und der heissen Periode. Es
ist klar, dass diese vollständigeren Ausarbeitungen das höchste
Maß der Wünsche von seiten pflanzengeographischer Forschung
erfüllen, und für kein Land lassen sich daher die klimatologischen
Begründungen von Vegetationslinien und der gesamten Vegeta-
tionsabsonderung in der Genauigkeit allgemein überblicken, als
eben für Europa nach dem Erscheinen der genannten Arbeit Su-
pans, wenn man die Extremtemperaturkarten noch dazu nimmt.
Nur die Insolationswirkungen entbehren noch zusammenhängender
Darstellung.
In diese Wärmezonen bringt nun die Verteilung der
Niederschläge und Luftfeuchtigkeit neue und höchst ge-
wichtige Charakterzüge hinein. Dieser dritte Faktor kann
naturgemäß nicht eine primäre Ursache der Abgrenzung
von den Hauptvegetationszonen auf der Erdoberfläche sein,
weil er erst dann wirksam eintritt, wenn Licht und Wärme
die Verwendung des Wassers durch die Pflanzenorgani-
sation gestatten; die Niederschläge und eine grosse Luft-
feuchtigkeit können für eine durch Licht- und Wärme-
mangel zum Winterschlaf gebrachte Vegetation nicht
nützlich sein; die Niederschläge wirken vielleicht durch
Aufspeicherung im Erdreich auch auf den Beginn der
Vegetationsperiode noch nach, aber die Luftfeuchtigkeit
geht spurlos vorüber. Deshalb sehen wir diese Faktoren
innerhalb des durch die geographische Lage verursachten
Grundzustandes der Vegetationsperiode mit scharfen Charak-
terzügen einschneiden.
Dies vorausgeschickt ist es von hohem Interesse, die
Verteilung der trockenen und feuchten Klimate allgemein
und in ihrer Wirkung auf die Vegetation zu verfolgen,
z. B. in der von Peschel (Ausland 1866; s. Griseb. Abh.
S. 335) gegebenen Darstellung, nach welcher die Ver-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/99>, abgerufen am 21.11.2024.
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