Druskowitz, Helene von: Moderne Versuche eines Religionsersatzes. Heidelberg, 1886.um zu einer die Massen beherrschenden Macht erhoben zu Wer nun an der Möglichkeit festhält, daß einst die vom Es haben sich seit Comte und Feuerbach eine Reihe von um zu einer die Maſſen beherrſchenden Macht erhoben zu Wer nun an der Möglichkeit feſthält, daß einſt die vom Es haben ſich ſeit Comte und Feuerbach eine Reihe von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="4"/> um zu einer die Maſſen beherrſchenden Macht erhoben zu<lb/> werden, ebenſo wird der höhere Religionserſatz von einer<lb/> erwählten Minderzahl mit begeiſterter Hingebung gepflegt<lb/> werden müſſen, damit auch in die geringeren Naturen eine<lb/> Bewegung komme.</p><lb/> <p>Wer nun an der Möglichkeit feſthält, daß einſt die vom<lb/> Chriſtenthum ſich allmälig losſagenden modernen Nationen, —<lb/> und es ſind die beſten darunter, die, ſoviel wir wiſſen, je<lb/> dieſe Erde bevölkert haben, — von einer neuen, vollkom-<lb/> meneren Weltanſchauung beſeelt und zu einem höheren Leben<lb/> erhoben werden könnten, dem wird das Problem eines Re-<lb/> ligionserſatzes als eines der bedeutungsvollſten erſcheinen,<lb/> dem man nicht genug Nachdenken widmen kann.</p><lb/> <p>Es haben ſich ſeit Comte und Feuerbach eine Reihe von<lb/> Denkern und Schriftſtellern des fraglichen Problems bemäch-<lb/> tigt. Die verſchiedenſten Anſchauungen ſind darüber laut<lb/> geworden. Nur wenige Denker haben dabei die Allgemeinheit<lb/> in’s Auge gefaßt, die Meiſten dachten nur an einen Reli-<lb/> gionserſatz für die Gebildeten. Dieſe Verſuche in conciſer<lb/> Weiſe, mit ſtrenger Vermeidung von langathmigen und ſchlep-<lb/> penden Ausführungen, darzuſtellen und einer Kritik zu unter-<lb/> ziehen, iſt die Aufgabe, welche dieſe Schrift zu löſen ſucht.<lb/> Wir bemerken ſogleich, daß keiner der in Frage kommenden<lb/> Denker und Schriftſteller das Problem in einer in jeder Hin-<lb/> ſicht beſriedigenden, alle Seiten deſſelben berückſichtigenden<lb/> Weiſe behandelt hat. Doch finden ſich wohl alle bedeutſamen<lb/> Elemente eines Religionserſatzes mit mehr oder weniger<lb/> Energie und Schwung in den verſchiedenen Verſuchen ver-<lb/> ſtreut hervorgehoben. Aber erſt jene Lehre würde als wahrer,<lb/> vollkommenerer Religionserſatz gelten können, welche alle<lb/> jene verſtreuten Beſtandtheile in ſich vereinigte und durch<lb/> eine kühne Kombination derſelben ein machtvolles Ganze<lb/> geſtaltete.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [4/0013]
um zu einer die Maſſen beherrſchenden Macht erhoben zu
werden, ebenſo wird der höhere Religionserſatz von einer
erwählten Minderzahl mit begeiſterter Hingebung gepflegt
werden müſſen, damit auch in die geringeren Naturen eine
Bewegung komme.
Wer nun an der Möglichkeit feſthält, daß einſt die vom
Chriſtenthum ſich allmälig losſagenden modernen Nationen, —
und es ſind die beſten darunter, die, ſoviel wir wiſſen, je
dieſe Erde bevölkert haben, — von einer neuen, vollkom-
meneren Weltanſchauung beſeelt und zu einem höheren Leben
erhoben werden könnten, dem wird das Problem eines Re-
ligionserſatzes als eines der bedeutungsvollſten erſcheinen,
dem man nicht genug Nachdenken widmen kann.
Es haben ſich ſeit Comte und Feuerbach eine Reihe von
Denkern und Schriftſtellern des fraglichen Problems bemäch-
tigt. Die verſchiedenſten Anſchauungen ſind darüber laut
geworden. Nur wenige Denker haben dabei die Allgemeinheit
in’s Auge gefaßt, die Meiſten dachten nur an einen Reli-
gionserſatz für die Gebildeten. Dieſe Verſuche in conciſer
Weiſe, mit ſtrenger Vermeidung von langathmigen und ſchlep-
penden Ausführungen, darzuſtellen und einer Kritik zu unter-
ziehen, iſt die Aufgabe, welche dieſe Schrift zu löſen ſucht.
Wir bemerken ſogleich, daß keiner der in Frage kommenden
Denker und Schriftſteller das Problem in einer in jeder Hin-
ſicht beſriedigenden, alle Seiten deſſelben berückſichtigenden
Weiſe behandelt hat. Doch finden ſich wohl alle bedeutſamen
Elemente eines Religionserſatzes mit mehr oder weniger
Energie und Schwung in den verſchiedenen Verſuchen ver-
ſtreut hervorgehoben. Aber erſt jene Lehre würde als wahrer,
vollkommenerer Religionserſatz gelten können, welche alle
jene verſtreuten Beſtandtheile in ſich vereinigte und durch
eine kühne Kombination derſelben ein machtvolles Ganze
geſtaltete.
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