Du Bois-Reymond, Emil Heinrich: Über die Grenzen des Naturerkennens. Leipzig, 1872.mit geistigen Vorgängen der Zeit nach stets, also wohl Was aber die geistigen Vorgänge selber betrifft, mit geistigen Vorgängen der Zeit nach stets, also wohl Was aber die geistigen Vorgänge selber betrifft, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="24"/> mit geistigen Vorgängen der Zeit nach stets, also wohl<lb/> nothwendig zusammenfallenden Vorgänge wären ebenso<lb/> vollkommen durchschaut. Und es wäre natürlich ein<lb/> hoher Triumph, wenn wir zu sagen wüssten, dass bei<lb/> einem bestimmten geistigen Vorgang in bestimmten<lb/> Ganglienkugeln und Nervenröhren eine bestimmte Be¬<lb/> wegung bestimmter Atome stattfinde. Es wäre grenzen¬<lb/> los interessant, wenn wir so mit geistigem Auge in uns<lb/> hineinblickend die zu einem Rechenexempel gehörige<lb/> Hirnmechanik sich abspielen sähen wie die Mechanik<lb/> einer Rechenmaschine; oder wenn wir auch nur wüssten,<lb/> welcher Tanz von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-,<lb/> Sauerstoff-, Phosphor- und anderen Atomen der Seligkeit<lb/> musikalischen Empfindens, welcher Wirbel solcher Atome<lb/> dem Gipfel sinnlichen Geniessens, welcher Molecularsturm<lb/> dem wüthenden Schmerz beim Misshandeln des <hi rendition="#i">N. trige¬<lb/> minus</hi> entspricht. Die Art des geistigen Vergnügens,<lb/> welche die durch Hrn. <hi rendition="#k">Fechner</hi> geschaffenen Anfänge<lb/> der Psychophysik oder Hrn. <hi rendition="#k">Donders</hi>' Messungen der<lb/> Dauer einfacherer Seelenhandlungen uns bereiten, lässt<lb/> uns ahnen, wie solche unverschleierte Einsicht in die<lb/> materiellen Bedingungen geistiger Vorgänge uns erbauen<lb/> würde.</p><lb/> <p>Was aber die geistigen Vorgänge selber betrifft,<lb/> so zeigt sich, dass sie bei astronomischer Kenntniss des<lb/> Seelenorganes uns ganz ebenso unbegreiflich wären, wie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0032]
mit geistigen Vorgängen der Zeit nach stets, also wohl
nothwendig zusammenfallenden Vorgänge wären ebenso
vollkommen durchschaut. Und es wäre natürlich ein
hoher Triumph, wenn wir zu sagen wüssten, dass bei
einem bestimmten geistigen Vorgang in bestimmten
Ganglienkugeln und Nervenröhren eine bestimmte Be¬
wegung bestimmter Atome stattfinde. Es wäre grenzen¬
los interessant, wenn wir so mit geistigem Auge in uns
hineinblickend die zu einem Rechenexempel gehörige
Hirnmechanik sich abspielen sähen wie die Mechanik
einer Rechenmaschine; oder wenn wir auch nur wüssten,
welcher Tanz von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-,
Sauerstoff-, Phosphor- und anderen Atomen der Seligkeit
musikalischen Empfindens, welcher Wirbel solcher Atome
dem Gipfel sinnlichen Geniessens, welcher Molecularsturm
dem wüthenden Schmerz beim Misshandeln des N. trige¬
minus entspricht. Die Art des geistigen Vergnügens,
welche die durch Hrn. Fechner geschaffenen Anfänge
der Psychophysik oder Hrn. Donders' Messungen der
Dauer einfacherer Seelenhandlungen uns bereiten, lässt
uns ahnen, wie solche unverschleierte Einsicht in die
materiellen Bedingungen geistiger Vorgänge uns erbauen
würde.
Was aber die geistigen Vorgänge selber betrifft,
so zeigt sich, dass sie bei astronomischer Kenntniss des
Seelenorganes uns ganz ebenso unbegreiflich wären, wie
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