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Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.

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war missglückt. So musste denn der "wärmste Dank" des ersten
Briefes ausgespielt werden, und hiezu kamen all die ergötzlichen
Widersprüche bis zu dem Aeussersten, in einem Athem mir "eine
grosse Schaar" den "geistvollen Vorträgen aufmerksam lauschen-
der Zuhörerinnen", ja eine begeisterte Anhängerschaft zuzu-
schreiben und mich zugleich gehen zu heissen. Freilich ist hier
grade der Schlüssel zu finden; denn meine Erfolge waren eben
das, was mich für die fraglichen gegnerischen Einflüsse immer
unerträglicher gemacht hatte. Die "Denkweise anderer auf den
verschiedensten Gebieten des Wissens bahnbrechender Männer,"
wie es S. 76 hiess, sollte zum Ausdruck gelangen. In meine
Sprache übersetzt, bedeutete dies, dass gewisse Tagesautoritätchen,
die ich nicht honorirte, verherrlicht werden sollten. Solche per-
sönliche subjective Dienste waren von mir oder von Jemand, der
ein gleich selbständiges und unabhängiges Urtheil hat und es mit
der "objectiven" d. h. sachlichen Wahrheit ernst nimmt, natürlich
nie zu erwarten.

Uebrigens hatte ich ja meine Schuldigkeit und zwar ernstlich
gethan. Die Lyceumsverhältnisse waren über das missglückte
Stadium, durch den selbständigen Werth der Leistungen ein
grösseres Publicum zu erwerben, bereits hinaus. Durchschnittlich
waren, ein paar Ausnahmen abgerechnet, die verschiedenen
Fächer so kläglich besucht gewesen und Alles hatte vorherrschend
eine so träge Physionomie behalten, dass Miss Archer immer
mehr zu künstlichen Mitteln ihre Zuflucht nahm. So hatte sie
1874 durch Erlassung von Bittschreiben ungefähr 30,000 Mark
zusammengebeten, um durch Freikarten an Unbemittelte ein neues
Publicum zu schaffen, welches ihr aus dem betreffenden Fond
die Casse ebenso füllte und ebenso ihr einen persönlichen Ge-
winn einbrächte, wie die selbst zahlenden Damen. Die Preise
waren übrigens derartig hoch, dass bei gehörigen Vortrags-
leistungen und bei umsichtiger Auswahl der Stoffe das Institut
ökonomisch ganz auf sich selbst hätte beruhen und einen hin-
reichenden Gewinn für die Unternehmerin und anständige Hono-
rare für die Vortragenden hätte abwerfen können. Beispielsweise
hat mein Honorar 20-36 Mark für die Stunde betragen, und
ungefähr ebensoviel ist dabei stündlich auch für Miss Archer
herausgekommen, und ich habe meine Sache vertreten, ehe und
ohne dass jene Fonds im Spiele waren. Wie aber die zusammen-
gebetenen Fonds im Allgemeinen haben künstlich nachhelfen

war missglückt. So musste denn der „wärmste Dank“ des ersten
Briefes ausgespielt werden, und hiezu kamen all die ergötzlichen
Widersprüche bis zu dem Aeussersten, in einem Athem mir „eine
grosse Schaar“ den „geistvollen Vorträgen aufmerksam lauschen-
der Zuhörerinnen“, ja eine begeisterte Anhängerschaft zuzu-
schreiben und mich zugleich gehen zu heissen. Freilich ist hier
grade der Schlüssel zu finden; denn meine Erfolge waren eben
das, was mich für die fraglichen gegnerischen Einflüsse immer
unerträglicher gemacht hatte. Die „Denkweise anderer auf den
verschiedensten Gebieten des Wissens bahnbrechender Männer,“
wie es S. 76 hiess, sollte zum Ausdruck gelangen. In meine
Sprache übersetzt, bedeutete dies, dass gewisse Tagesautoritätchen,
die ich nicht honorirte, verherrlicht werden sollten. Solche per-
sönliche subjective Dienste waren von mir oder von Jemand, der
ein gleich selbständiges und unabhängiges Urtheil hat und es mit
der „objectiven“ d. h. sachlichen Wahrheit ernst nimmt, natürlich
nie zu erwarten.

Uebrigens hatte ich ja meine Schuldigkeit und zwar ernstlich
gethan. Die Lyceumsverhältnisse waren über das missglückte
Stadium, durch den selbständigen Werth der Leistungen ein
grösseres Publicum zu erwerben, bereits hinaus. Durchschnittlich
waren, ein paar Ausnahmen abgerechnet, die verschiedenen
Fächer so kläglich besucht gewesen und Alles hatte vorherrschend
eine so träge Physionomie behalten, dass Miss Archer immer
mehr zu künstlichen Mitteln ihre Zuflucht nahm. So hatte sie
1874 durch Erlassung von Bittschreiben ungefähr 30,000 Mark
zusammengebeten, um durch Freikarten an Unbemittelte ein neues
Publicum zu schaffen, welches ihr aus dem betreffenden Fond
die Casse ebenso füllte und ebenso ihr einen persönlichen Ge-
winn einbrächte, wie die selbst zahlenden Damen. Die Preise
waren übrigens derartig hoch, dass bei gehörigen Vortrags-
leistungen und bei umsichtiger Auswahl der Stoffe das Institut
ökonomisch ganz auf sich selbst hätte beruhen und einen hin-
reichenden Gewinn für die Unternehmerin und anständige Hono-
rare für die Vortragenden hätte abwerfen können. Beispielsweise
hat mein Honorar 20–36 Mark für die Stunde betragen, und
ungefähr ebensoviel ist dabei stündlich auch für Miss Archer
herausgekommen, und ich habe meine Sache vertreten, ehe und
ohne dass jene Fonds im Spiele waren. Wie aber die zusammen-
gebetenen Fonds im Allgemeinen haben künstlich nachhelfen

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[79/0088] war missglückt. So musste denn der „wärmste Dank“ des ersten Briefes ausgespielt werden, und hiezu kamen all die ergötzlichen Widersprüche bis zu dem Aeussersten, in einem Athem mir „eine grosse Schaar“ den „geistvollen Vorträgen aufmerksam lauschen- der Zuhörerinnen“, ja eine begeisterte Anhängerschaft zuzu- schreiben und mich zugleich gehen zu heissen. Freilich ist hier grade der Schlüssel zu finden; denn meine Erfolge waren eben das, was mich für die fraglichen gegnerischen Einflüsse immer unerträglicher gemacht hatte. Die „Denkweise anderer auf den verschiedensten Gebieten des Wissens bahnbrechender Männer,“ wie es S. 76 hiess, sollte zum Ausdruck gelangen. In meine Sprache übersetzt, bedeutete dies, dass gewisse Tagesautoritätchen, die ich nicht honorirte, verherrlicht werden sollten. Solche per- sönliche subjective Dienste waren von mir oder von Jemand, der ein gleich selbständiges und unabhängiges Urtheil hat und es mit der „objectiven“ d. h. sachlichen Wahrheit ernst nimmt, natürlich nie zu erwarten. Uebrigens hatte ich ja meine Schuldigkeit und zwar ernstlich gethan. Die Lyceumsverhältnisse waren über das missglückte Stadium, durch den selbständigen Werth der Leistungen ein grösseres Publicum zu erwerben, bereits hinaus. Durchschnittlich waren, ein paar Ausnahmen abgerechnet, die verschiedenen Fächer so kläglich besucht gewesen und Alles hatte vorherrschend eine so träge Physionomie behalten, dass Miss Archer immer mehr zu künstlichen Mitteln ihre Zuflucht nahm. So hatte sie 1874 durch Erlassung von Bittschreiben ungefähr 30,000 Mark zusammengebeten, um durch Freikarten an Unbemittelte ein neues Publicum zu schaffen, welches ihr aus dem betreffenden Fond die Casse ebenso füllte und ebenso ihr einen persönlichen Ge- winn einbrächte, wie die selbst zahlenden Damen. Die Preise waren übrigens derartig hoch, dass bei gehörigen Vortrags- leistungen und bei umsichtiger Auswahl der Stoffe das Institut ökonomisch ganz auf sich selbst hätte beruhen und einen hin- reichenden Gewinn für die Unternehmerin und anständige Hono- rare für die Vortragenden hätte abwerfen können. Beispielsweise hat mein Honorar 20–36 Mark für die Stunde betragen, und ungefähr ebensoviel ist dabei stündlich auch für Miss Archer herausgekommen, und ich habe meine Sache vertreten, ehe und ohne dass jene Fonds im Spiele waren. Wie aber die zusammen- gebetenen Fonds im Allgemeinen haben künstlich nachhelfen

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Zitationshilfe: Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duehring_berufsbildung_1885/88>, abgerufen am 25.11.2024.