Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

für ein Uebel verantwortlich machen zu wollen,
wovon sie die alleinige Ursache war. Mehrere
Tage hindurch verfolgte mich immer die Erinne-
rung dieser höhnischen Gesichter; ich sah sie im
Traume; sie erschienen mir jeden Augenblick, sie
schwebten mir vor, wie mein eigenes Bild. Es
war, leider! eine von den Chimären, von denen
ich mich hinreißen ließ. Mein Gott! du hattest
mich noch nicht gelehrt, diese Fantome von mir
zu bannen; ich wußte noch nicht, daß ich meine
Ruhe nur in Dir suchen sollte.

Nur in dem Herzen Karl's suchte ich jetzt
Trost. Jch war stolz auf seine Freundschaft,
ich war es noch mehr auf seine Tugenden. Jch
bewunderte ihn als das Vollkommenste[,] was ich
auf Erden kannte. Jch hatte ehemals geglaubt,

Urika. 5

für ein Uebel verantwortlich machen zu wollen,
wovon ſie die alleinige Urſache war. Mehrere
Tage hindurch verfolgte mich immer die Erinne-
rung dieſer höhniſchen Geſichter; ich ſah ſie im
Traume; ſie erſchienen mir jeden Augenblick, ſie
ſchwebten mir vor, wie mein eigenes Bild. Es
war, leider! eine von den Chimären, von denen
ich mich hinreißen ließ. Mein Gott! du hatteſt
mich noch nicht gelehrt, dieſe Fantome von mir
zu bannen; ich wußte noch nicht, daß ich meine
Ruhe nur in Dir ſuchen ſollte.

Nur in dem Herzen Karl’s ſuchte ich jetzt
Troſt. Jch war ſtolz auf ſeine Freundſchaft,
ich war es noch mehr auf ſeine Tugenden. Jch
bewunderte ihn als das Vollkommenſte[,] was ich
auf Erden kannte. Jch hatte ehemals geglaubt,

Urika. 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0071" n="65"/>
für ein Uebel verantwortlich machen zu wollen,<lb/>
wovon &#x017F;ie die alleinige Ur&#x017F;ache war. Mehrere<lb/>
Tage hindurch verfolgte mich immer die Erinne-<lb/>
rung die&#x017F;er höhni&#x017F;chen Ge&#x017F;ichter; ich &#x017F;ah &#x017F;ie im<lb/>
Traume; &#x017F;ie er&#x017F;chienen mir jeden Augenblick, &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chwebten mir vor, wie mein eigenes Bild. Es<lb/>
war, leider! eine von den Chimären, von denen<lb/>
ich mich hinreißen ließ. Mein Gott! du hatte&#x017F;t<lb/>
mich noch nicht gelehrt, die&#x017F;e Fantome von mir<lb/>
zu bannen; ich wußte noch nicht, daß ich meine<lb/>
Ruhe nur in <hi rendition="#g">Dir</hi> &#x017F;uchen &#x017F;ollte.</p><lb/>
        <p>Nur in dem Herzen Karl&#x2019;s &#x017F;uchte ich jetzt<lb/>
Tro&#x017F;t. Jch war &#x017F;tolz auf &#x017F;eine Freund&#x017F;chaft,<lb/>
ich war es noch mehr auf &#x017F;eine Tugenden. Jch<lb/>
bewunderte ihn als das Vollkommen&#x017F;te<supplied>,</supplied> was ich<lb/>
auf Erden kannte. Jch hatte ehemals geglaubt,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Urika.</hi> 5</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0071] für ein Uebel verantwortlich machen zu wollen, wovon ſie die alleinige Urſache war. Mehrere Tage hindurch verfolgte mich immer die Erinne- rung dieſer höhniſchen Geſichter; ich ſah ſie im Traume; ſie erſchienen mir jeden Augenblick, ſie ſchwebten mir vor, wie mein eigenes Bild. Es war, leider! eine von den Chimären, von denen ich mich hinreißen ließ. Mein Gott! du hatteſt mich noch nicht gelehrt, dieſe Fantome von mir zu bannen; ich wußte noch nicht, daß ich meine Ruhe nur in Dir ſuchen ſollte. Nur in dem Herzen Karl’s ſuchte ich jetzt Troſt. Jch war ſtolz auf ſeine Freundſchaft, ich war es noch mehr auf ſeine Tugenden. Jch bewunderte ihn als das Vollkommenſte, was ich auf Erden kannte. Jch hatte ehemals geglaubt, Urika. 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/71
Zitationshilfe: Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/71>, abgerufen am 23.11.2024.