Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.schliesst. Die Linien + w und -- w unserer Figur schneiden z. B. Man kann demnach sagen: überall, wo eine Gruppe von Nun gilt freilich nicht ohne weiteres auch die Umkeh- * Die Zahlen, welche das Vorkommen von Knaben- resp. Mädchen-
geburten unter je einer grösseren Anzahl von Gesamtgeburten angeben, sollen sich sehr genau gemäss dem Fehlergesetz gruppieren. Aber bei diesen wird es ebendarum sehr wahrscheinlich, dass sie einer gleichartigen, auf die Erzeugung eines ganz bestimmten Verhältnisses sozusagen hin- zielenden Kombination physiologischer Ursachen entspringen (s. Lexis, Zur Theorie der Massenerscheinungen in der menschlichen Gesellschaft u. a. S. 64). schlieſst. Die Linien + w und — w unserer Figur schneiden z. B. Man kann demnach sagen: überall, wo eine Gruppe von Nun gilt freilich nicht ohne weiteres auch die Umkeh- * Die Zahlen, welche das Vorkommen von Knaben- resp. Mädchen-
geburten unter je einer gröſseren Anzahl von Gesamtgeburten angeben, sollen sich sehr genau gemäſs dem Fehlergesetz gruppieren. Aber bei diesen wird es ebendarum sehr wahrscheinlich, daſs sie einer gleichartigen, auf die Erzeugung eines ganz bestimmten Verhältnisses sozusagen hin- zielenden Kombination physiologischer Ursachen entspringen (s. Lexis, Zur Theorie der Massenerscheinungen in der menschlichen Gesellschaft u. a. S. 64). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040" n="24"/> schlieſst. Die Linien + <hi rendition="#i">w</hi> und — <hi rendition="#i">w</hi> unserer Figur schneiden z. B.<lb/> aus der ganzen, die Beobachtungen repräsentierenden Fläche gerade<lb/> die centrale Hälfte heraus. Aber bei den genaueren Beobachtungen<lb/> von <hi rendition="#i">1b</hi> sind sie nur halb so weit von <hi rendition="#i">m n</hi> entfernt, wie bei <hi rendition="#i">1a</hi>. Die<lb/> Angabe ihrer verhältnismäſsigen Entfernung giebt also ebenfalls einen<lb/> Maſsstab für die Sicherheit der Beobachtungen.</p><lb/> <p>Man kann demnach sagen: überall, wo eine Gruppe von<lb/> Wirkungen betrachtet werden kann als hervorgegangen jedesmal<lb/> aus derselben Ursachenkombination, die sich allerdings jedes-<lb/> mal nur unter sogenannten zufälligen Störungen verwirklichte,<lb/> da gruppieren sich diese Werte entsprechend dem Fehler-<lb/> gesetz.</p><lb/> <p>Nun gilt freilich nicht ohne weiteres auch die Umkeh-<lb/> rung dieses Satzes, daſs nämlich überall, wo eine Gruppierung<lb/> von Werten gemäſs dem Fehlergesetz angetroffen wird, auf<lb/> jene Art der Verursachung derselben zurückgeschlossen wer-<lb/> den darf. Warum sollte die Natur nicht gelegentlich auf<lb/> kompliciertere Weise eine analoge Gruppierung herbeiführen<lb/> können? Thatsächlich nur scheint das ein auſserordentlich<lb/> seltenes Vorkommnis zu sein. Denn unter allen den Zahlen-<lb/> gruppen, welche die Statistik zu Durchschnittszahlen zusammen-<lb/> zuziehen pflegt, ist bisher nicht eine einzige gefunden worden,<lb/> welche zweifellos einer Vielheit von Ursachensystemen ent-<lb/> stammte und dabei die durch das Fehlergesetz beschriebene<lb/> Anordnung zeigte <note place="foot" n="*">Die Zahlen, welche das Vorkommen von Knaben- resp. Mädchen-<lb/> geburten unter je einer gröſseren Anzahl von Gesamtgeburten angeben,<lb/> sollen sich sehr genau gemäſs dem Fehlergesetz gruppieren. Aber bei<lb/> diesen wird es ebendarum sehr wahrscheinlich, daſs sie einer gleichartigen,<lb/> auf die Erzeugung eines ganz bestimmten Verhältnisses sozusagen hin-<lb/> zielenden Kombination physiologischer Ursachen entspringen (s. <hi rendition="#i">Lexis,<lb/> Zur Theorie der Massenerscheinungen in der menschlichen Gesellschaft</hi><lb/> u. a. S. 64).</note>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0040]
schlieſst. Die Linien + w und — w unserer Figur schneiden z. B.
aus der ganzen, die Beobachtungen repräsentierenden Fläche gerade
die centrale Hälfte heraus. Aber bei den genaueren Beobachtungen
von 1b sind sie nur halb so weit von m n entfernt, wie bei 1a. Die
Angabe ihrer verhältnismäſsigen Entfernung giebt also ebenfalls einen
Maſsstab für die Sicherheit der Beobachtungen.
Man kann demnach sagen: überall, wo eine Gruppe von
Wirkungen betrachtet werden kann als hervorgegangen jedesmal
aus derselben Ursachenkombination, die sich allerdings jedes-
mal nur unter sogenannten zufälligen Störungen verwirklichte,
da gruppieren sich diese Werte entsprechend dem Fehler-
gesetz.
Nun gilt freilich nicht ohne weiteres auch die Umkeh-
rung dieses Satzes, daſs nämlich überall, wo eine Gruppierung
von Werten gemäſs dem Fehlergesetz angetroffen wird, auf
jene Art der Verursachung derselben zurückgeschlossen wer-
den darf. Warum sollte die Natur nicht gelegentlich auf
kompliciertere Weise eine analoge Gruppierung herbeiführen
können? Thatsächlich nur scheint das ein auſserordentlich
seltenes Vorkommnis zu sein. Denn unter allen den Zahlen-
gruppen, welche die Statistik zu Durchschnittszahlen zusammen-
zuziehen pflegt, ist bisher nicht eine einzige gefunden worden,
welche zweifellos einer Vielheit von Ursachensystemen ent-
stammte und dabei die durch das Fehlergesetz beschriebene
Anordnung zeigte *.
* Die Zahlen, welche das Vorkommen von Knaben- resp. Mädchen-
geburten unter je einer gröſseren Anzahl von Gesamtgeburten angeben,
sollen sich sehr genau gemäſs dem Fehlergesetz gruppieren. Aber bei
diesen wird es ebendarum sehr wahrscheinlich, daſs sie einer gleichartigen,
auf die Erzeugung eines ganz bestimmten Verhältnisses sozusagen hin-
zielenden Kombination physiologischer Ursachen entspringen (s. Lexis,
Zur Theorie der Massenerscheinungen in der menschlichen Gesellschaft
u. a. S. 64).
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