Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.Gruppierung der Resultate muss dadurch ebenfalls eine un- Nimmt man dagegen Gruppen von jedesmal gleich viel Diese Frage kann ich mit befriedigender Sicherheit be- Gruppierung der Resultate muſs dadurch ebenfalls eine un- Nimmt man dagegen Gruppen von jedesmal gleich viel Diese Frage kann ich mit befriedigender Sicherheit be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="48"/> Gruppierung der Resultate muſs dadurch ebenfalls eine un-<lb/> symmetrische werden und kann also dem Fehlergesetz<lb/> nicht entsprechen. Solche Bedingungen sind z. B. die ab-<lb/> nehmende geistige Frische, die zuerst sehr schnell, dann im-<lb/> mer langsamer einer gewissen Ermüdung Platz macht, sodann<lb/> die Schwankungen der Aufmerksamkeit. Die Verlangsamung<lb/> des Lernens durch eine auſsergewöhnliche Zerstreuung kennt<lb/> sozusagen keine Grenzen; die Lernzeit einer Reihe kann durch<lb/> sie gelegentlich auf das doppelte und mehr ihres mittleren<lb/> Betrages gesteigert werden. Der entgegengesetzte Effekt einer<lb/> auſsergewöhnlichen Anspannung dagegen kann, der Natur der<lb/> Sache nach, ein gewisses Maſs nie überschreiten; er kann nie<lb/> etwa einmal die Lernzeit auf Null reducieren.</p><lb/> <p>Nimmt man dagegen <hi rendition="#g">Gruppen</hi> von jedesmal gleich viel<lb/> unmittelbar hinter einander gelernten Reihen, so können für<lb/> diese jene störenden Schwankungen als wegfallend oder bei-<lb/> nahe wegfallend betrachtet werden. Die allmähliche Abnahme<lb/> der geistigen Frische wird bei <hi rendition="#g">einer</hi> Gruppe ungefähr in<lb/> derselben Weise geschehen wie bei einer anderen. Die<lb/> Schwankungen der Aufmerksamkeit nach oben und nach unten,<lb/> die während einer Viertel- oder halben Stunde unter sonst<lb/> gleichen Umständen vorkommen, werden zusammengerechnet<lb/> heute ungefähr denselben mittleren Effekt haben wie morgen.<lb/> Man wird also nur fragen können: zeigen die Zeiten, welche<lb/> für das Lernen gleicher <hi rendition="#g">Gruppen</hi> von Reihen erforderlich<lb/> waren, die gewünschte Verteilung?</p><lb/> <p>Diese Frage kann ich mit befriedigender Sicherheit be-<lb/> jahen. Die beiden gröſsten Reihen von unter gleichen Um-<lb/> ständen gewonnenen Zahlen, die ich besitze, sind zwar noch<lb/> nicht groſs, in dem Sinne, in dem die Theorie dies voraus-<lb/> setzt; sie leiden ferner an dem Übelstand, daſs sie aus ver-<lb/> hältnismäſsig langen Zeitperioden stammen, in denen natür-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0064]
Gruppierung der Resultate muſs dadurch ebenfalls eine un-
symmetrische werden und kann also dem Fehlergesetz
nicht entsprechen. Solche Bedingungen sind z. B. die ab-
nehmende geistige Frische, die zuerst sehr schnell, dann im-
mer langsamer einer gewissen Ermüdung Platz macht, sodann
die Schwankungen der Aufmerksamkeit. Die Verlangsamung
des Lernens durch eine auſsergewöhnliche Zerstreuung kennt
sozusagen keine Grenzen; die Lernzeit einer Reihe kann durch
sie gelegentlich auf das doppelte und mehr ihres mittleren
Betrages gesteigert werden. Der entgegengesetzte Effekt einer
auſsergewöhnlichen Anspannung dagegen kann, der Natur der
Sache nach, ein gewisses Maſs nie überschreiten; er kann nie
etwa einmal die Lernzeit auf Null reducieren.
Nimmt man dagegen Gruppen von jedesmal gleich viel
unmittelbar hinter einander gelernten Reihen, so können für
diese jene störenden Schwankungen als wegfallend oder bei-
nahe wegfallend betrachtet werden. Die allmähliche Abnahme
der geistigen Frische wird bei einer Gruppe ungefähr in
derselben Weise geschehen wie bei einer anderen. Die
Schwankungen der Aufmerksamkeit nach oben und nach unten,
die während einer Viertel- oder halben Stunde unter sonst
gleichen Umständen vorkommen, werden zusammengerechnet
heute ungefähr denselben mittleren Effekt haben wie morgen.
Man wird also nur fragen können: zeigen die Zeiten, welche
für das Lernen gleicher Gruppen von Reihen erforderlich
waren, die gewünschte Verteilung?
Diese Frage kann ich mit befriedigender Sicherheit be-
jahen. Die beiden gröſsten Reihen von unter gleichen Um-
ständen gewonnenen Zahlen, die ich besitze, sind zwar noch
nicht groſs, in dem Sinne, in dem die Theorie dies voraus-
setzt; sie leiden ferner an dem Übelstand, daſs sie aus ver-
hältnismäſsig langen Zeitperioden stammen, in denen natür-
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