einander aus, aber trotzdem gruppierte sich ihre ganze Masse in eben derselben Weise wie die, untereinander ebenfalls differierenden, Werte, welche man bei Beobachtung begrifflich gleichartiger naturwissenschaftlicher Vorgänge erhält. Es darf also, mindestens versuchsweise, als erlaubt gelten, die aus mehreren jener Versuchszahlen gewonnenen Durchschnitts- werte für die Feststellung ursächlicher Beziehungen ganz ebenso zu verwerten wie die Naturwissenschaft dies mit ihren Mittelwerten thut.
Die Anzahl von Silbenreihen, welche dabei zu einer Gruppe, zu einem Versuch, zusammenzufassen sind, ist natürlich durch nichts bestimmt. Man wird nur erwarten, dass mit wachsen- der Anzahl auch die Übereinstimmung zwischen der Gruppie- rung der gefundenen Zeiten und dem Fehlergesetz eine grössere werde, und man wird praktisch diese Anzahl so gross zu nehmen suchen, dass eine noch weitere Steigerung derselben und die dadurch erzielte noch grössere Übereinstimmung nicht mehr für den Mehraufwand von Zeit entschädigt, den sie er- fordert. Verringert man die Zahl der Reihen jedes Versuchs, so wird voraussichtlich auch die gewünschte Übereinstimmung unvollkommener. Man wird indes verlangen, dass auch dann die Annäherung an die theoretisch geforderte Verteilung der Zahlen immer noch erkenntlich bleibe.
Auch dieser Forderung aber wird durch die gefundenen Zahlen Genüge geleistet. Bei den beiden eben beschriebenen grössten Versuchsreihen habe ich die Zeiten untersucht, welche für das Lernen der ersten Hälfte jedes Versuchs erforderlich waren. Bei der älteren Reihe sind dies also die Lernzeiten für jedesmal 4, bei der jüngeren für jedesmal 3 Silbenreihen zusammengenommen. Es fand sich:
1. bei der älteren Reihe: Mittelwert (m) 533, wahr- scheinlicher Beobac[]hler (wb) 51,
einander aus, aber trotzdem gruppierte sich ihre ganze Masse in eben derselben Weise wie die, untereinander ebenfalls differierenden, Werte, welche man bei Beobachtung begrifflich gleichartiger naturwissenschaftlicher Vorgänge erhält. Es darf also, mindestens versuchsweise, als erlaubt gelten, die aus mehreren jener Versuchszahlen gewonnenen Durchschnitts- werte für die Feststellung ursächlicher Beziehungen ganz ebenso zu verwerten wie die Naturwissenschaft dies mit ihren Mittelwerten thut.
Die Anzahl von Silbenreihen, welche dabei zu einer Gruppe, zu einem Versuch, zusammenzufassen sind, ist natürlich durch nichts bestimmt. Man wird nur erwarten, daſs mit wachsen- der Anzahl auch die Übereinstimmung zwischen der Gruppie- rung der gefundenen Zeiten und dem Fehlergesetz eine gröſsere werde, und man wird praktisch diese Anzahl so groſs zu nehmen suchen, daſs eine noch weitere Steigerung derselben und die dadurch erzielte noch gröſsere Übereinstimmung nicht mehr für den Mehraufwand von Zeit entschädigt, den sie er- fordert. Verringert man die Zahl der Reihen jedes Versuchs, so wird voraussichtlich auch die gewünschte Übereinstimmung unvollkommener. Man wird indes verlangen, daſs auch dann die Annäherung an die theoretisch geforderte Verteilung der Zahlen immer noch erkenntlich bleibe.
Auch dieser Forderung aber wird durch die gefundenen Zahlen Genüge geleistet. Bei den beiden eben beschriebenen gröſsten Versuchsreihen habe ich die Zeiten untersucht, welche für das Lernen der ersten Hälfte jedes Versuchs erforderlich waren. Bei der älteren Reihe sind dies also die Lernzeiten für jedesmal 4, bei der jüngeren für jedesmal 3 Silbenreihen zusammengenommen. Es fand sich:
1. bei der älteren Reihe: Mittelwert (m) 533, wahr- scheinlicher Beobac[]hler (wb) 51,
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[52/0068]
einander aus, aber trotzdem gruppierte sich ihre ganze Masse
in eben derselben Weise wie die, untereinander ebenfalls
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gleichartiger naturwissenschaftlicher Vorgänge erhält. Es darf
also, mindestens versuchsweise, als erlaubt gelten, die aus
mehreren jener Versuchszahlen gewonnenen Durchschnitts-
werte für die Feststellung ursächlicher Beziehungen ganz
ebenso zu verwerten wie die Naturwissenschaft dies mit ihren
Mittelwerten thut.
Die Anzahl von Silbenreihen, welche dabei zu einer Gruppe,
zu einem Versuch, zusammenzufassen sind, ist natürlich durch
nichts bestimmt. Man wird nur erwarten, daſs mit wachsen-
der Anzahl auch die Übereinstimmung zwischen der Gruppie-
rung der gefundenen Zeiten und dem Fehlergesetz eine gröſsere
werde, und man wird praktisch diese Anzahl so groſs zu
nehmen suchen, daſs eine noch weitere Steigerung derselben
und die dadurch erzielte noch gröſsere Übereinstimmung nicht
mehr für den Mehraufwand von Zeit entschädigt, den sie er-
fordert. Verringert man die Zahl der Reihen jedes Versuchs,
so wird voraussichtlich auch die gewünschte Übereinstimmung
unvollkommener. Man wird indes verlangen, daſs auch dann
die Annäherung an die theoretisch geforderte Verteilung der
Zahlen immer noch erkenntlich bleibe.
Auch dieser Forderung aber wird durch die gefundenen
Zahlen Genüge geleistet. Bei den beiden eben beschriebenen
gröſsten Versuchsreihen habe ich die Zeiten untersucht, welche
für das Lernen der ersten Hälfte jedes Versuchs erforderlich
waren. Bei der älteren Reihe sind dies also die Lernzeiten
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Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/68>, abgerufen am 16.02.2025.
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