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Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

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viel Wiederholungen verwandt wurden als für das Lernen bis
zur erstmaligen Reproduktion nötig waren, nach 24 Stunden
ohne jeden neuen Arbeitsaufwand hergesagt werden könnten.
Statt dessen erforderte in den untersuchten Fällen das Wieder-
lernen noch etwa 35 % des Aufwandes für das erstmalige
Lernen; der Effekt von durchschnittlich 410 Wiederholungen
war eine Ersparnis von nur 1/6 dieser Summe. Waren nun
hierbei die ersten Wiederholungen mit etwa 3/10 ihres Be-
trages beteiligt, so muss umsomehr der Effekt der späteren
ein verhältnismässig sehr geringer gewesen sein.

Zu demselben Ergebnis führten Untersuchungen der fol-
genden Art, die ich nicht weiter detailliert mitteile. Silben-
reihen verschiedener Länge wurden durch häufige Wieder-
holungen, die aber nicht an demselben Tage stattfanden, son-
dern über mehrere aufeinanderfolgende Tage verteilt waren,
successive fester eingeprägt (Abschn. VIII). Waren dann, nach
mehreren Tagen, nur noch wenige Wiederholungen erforder-
lich, um die Reihen auswendigzulernen, so wurden sie drei-
bis viermal so oft wiederholt, als für das erste fehlerfreie
Hersagen in diesem Stadium der Festigkeit nötig war. Aber
in keinem einzigen Falle gelang nun 24 Stunden später die
fehlerfreie Reproduktion der Reihen, wenn sie nicht wiederum
noch ein oder einigemale durchgelesen wurden. Der Einfluss
der mehrfachen Wiederholungen zeigte sich zwar immer noch
in einer gewissen Arbeitsersparnis, aber diese wurde verhält-
nismässig immer geringer, je weniger noch zu ersparen übrig
blieb. Die Beseitigung des letzten Restes von Arbeit bei dem
Wiederlernen der Reihen durch Wiederholungen, die dem-
selben 24 Stunden voraufgingen, war eine sehr schwierige.

Die Wirkung zunehmender Wiederholungen von Silben-
reihen auf die innere Befestigung derselben in dem oben de-
finierten Sinne wuchs also, um alles zusammen zu fassen, zu-

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viel Wiederholungen verwandt wurden als für das Lernen bis
zur erstmaligen Reproduktion nötig waren, nach 24 Stunden
ohne jeden neuen Arbeitsaufwand hergesagt werden könnten.
Statt dessen erforderte in den untersuchten Fällen das Wieder-
lernen noch etwa 35 % des Aufwandes für das erstmalige
Lernen; der Effekt von durchschnittlich 410 Wiederholungen
war eine Ersparnis von nur ⅙ dieser Summe. Waren nun
hierbei die ersten Wiederholungen mit etwa 3/10 ihres Be-
trages beteiligt, so muſs umsomehr der Effekt der späteren
ein verhältnismäſsig sehr geringer gewesen sein.

Zu demselben Ergebnis führten Untersuchungen der fol-
genden Art, die ich nicht weiter detailliert mitteile. Silben-
reihen verschiedener Länge wurden durch häufige Wieder-
holungen, die aber nicht an demselben Tage stattfanden, son-
dern über mehrere aufeinanderfolgende Tage verteilt waren,
successive fester eingeprägt (Abschn. VIII). Waren dann, nach
mehreren Tagen, nur noch wenige Wiederholungen erforder-
lich, um die Reihen auswendigzulernen, so wurden sie drei-
bis viermal so oft wiederholt, als für das erste fehlerfreie
Hersagen in diesem Stadium der Festigkeit nötig war. Aber
in keinem einzigen Falle gelang nun 24 Stunden später die
fehlerfreie Reproduktion der Reihen, wenn sie nicht wiederum
noch ein oder einigemale durchgelesen wurden. Der Einfluſs
der mehrfachen Wiederholungen zeigte sich zwar immer noch
in einer gewissen Arbeitsersparnis, aber diese wurde verhält-
nismäſsig immer geringer, je weniger noch zu ersparen übrig
blieb. Die Beseitigung des letzten Restes von Arbeit bei dem
Wiederlernen der Reihen durch Wiederholungen, die dem-
selben 24 Stunden voraufgingen, war eine sehr schwierige.

Die Wirkung zunehmender Wiederholungen von Silben-
reihen auf die innere Befestigung derselben in dem oben de-
finierten Sinne wuchs also, um alles zusammen zu fassen, zu-

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[83/0099] viel Wiederholungen verwandt wurden als für das Lernen bis zur erstmaligen Reproduktion nötig waren, nach 24 Stunden ohne jeden neuen Arbeitsaufwand hergesagt werden könnten. Statt dessen erforderte in den untersuchten Fällen das Wieder- lernen noch etwa 35 % des Aufwandes für das erstmalige Lernen; der Effekt von durchschnittlich 410 Wiederholungen war eine Ersparnis von nur ⅙ dieser Summe. Waren nun hierbei die ersten Wiederholungen mit etwa 3/10 ihres Be- trages beteiligt, so muſs umsomehr der Effekt der späteren ein verhältnismäſsig sehr geringer gewesen sein. Zu demselben Ergebnis führten Untersuchungen der fol- genden Art, die ich nicht weiter detailliert mitteile. Silben- reihen verschiedener Länge wurden durch häufige Wieder- holungen, die aber nicht an demselben Tage stattfanden, son- dern über mehrere aufeinanderfolgende Tage verteilt waren, successive fester eingeprägt (Abschn. VIII). Waren dann, nach mehreren Tagen, nur noch wenige Wiederholungen erforder- lich, um die Reihen auswendigzulernen, so wurden sie drei- bis viermal so oft wiederholt, als für das erste fehlerfreie Hersagen in diesem Stadium der Festigkeit nötig war. Aber in keinem einzigen Falle gelang nun 24 Stunden später die fehlerfreie Reproduktion der Reihen, wenn sie nicht wiederum noch ein oder einigemale durchgelesen wurden. Der Einfluſs der mehrfachen Wiederholungen zeigte sich zwar immer noch in einer gewissen Arbeitsersparnis, aber diese wurde verhält- nismäſsig immer geringer, je weniger noch zu ersparen übrig blieb. Die Beseitigung des letzten Restes von Arbeit bei dem Wiederlernen der Reihen durch Wiederholungen, die dem- selben 24 Stunden voraufgingen, war eine sehr schwierige. Die Wirkung zunehmender Wiederholungen von Silben- reihen auf die innere Befestigung derselben in dem oben de- finierten Sinne wuchs also, um alles zusammen zu fassen, zu- 6*

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Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/99>, abgerufen am 21.11.2024.