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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Wie sich die meisten Menschen
Wie sich die meisten Menschen
GOtt vorstellen.
Die Einfalt bildet sich ein Göttlich We-
sen ein,
Und muß doch in der That ein blos-
ser Mensche sein:
GOtt ist der höchste Geist; doch an dergleichen Lehren,
Pflegt sich nicht ihr Begrif, der anders denkt, zu
kehren.
Wie sieht die größte Zahl von Sterblichen GOtt an,
Auf seinen hohen Thron? Als einen alten Mann
Mit einen grauen Bart, wie auf dem Kirchenbildern,
Die Mahler sichtbarlich den höchsten Vater schildern.
Der gros gemahlte Bart mit Reif und Schnee be-
streut,
Macht ihnen den Begrif der Ehrerbietigkeit,
Die dieser alte GOtt den alle Welt verehret,
Von jederman verdient, der in sein Reich gehöret.
Des Russen blinder Wahn, der hievon Zeugnis
giebt,
Und einen grauen Bart, mehr als das Leben liebt
Wird darum nimmermehr die langen Bärte missen,
Weil ihre Aehnlichkeit mit GOtt sonst ausgerissen.
Und woher komt es woll, daß jetzt die kluge Welt,
Das höchste Wesen noch vor einen Körper hält,
Der in der Ewigkeit im güldnen Schimmer wohnet,
Und wie ein Welt Monarch im Himmels Schlosse
thronet?
Da-
Wie ſich die meiſten Menſchen
Wie ſich die meiſten Menſchen
GOtt vorſtellen.
Die Einfalt bildet ſich ein Goͤttlich We-
ſen ein,
Und muß doch in der That ein bloſ-
ſer Menſche ſein:
GOtt iſt der hoͤchſte Geiſt; doch an dergleichen Lehren,
Pflegt ſich nicht ihr Begrif, der anders denkt, zu
kehren.
Wie ſieht die groͤßte Zahl von Sterblichen GOtt an,
Auf ſeinen hohen Thron? Als einen alten Mann
Mit einen grauen Bart, wie auf dem Kirchenbildern,
Die Mahler ſichtbarlich den hoͤchſten Vater ſchildern.
Der gros gemahlte Bart mit Reif und Schnee be-
ſtreut,
Macht ihnen den Begrif der Ehrerbietigkeit,
Die dieſer alte GOtt den alle Welt verehret,
Von jederman verdient, der in ſein Reich gehoͤret.
Des Ruſſen blinder Wahn, der hievon Zeugnis
giebt,
Und einen grauen Bart, mehr als das Leben liebt
Wird darum nimmermehr die langen Baͤrte miſſen,
Weil ihre Aehnlichkeit mit GOtt ſonſt ausgeriſſen.
Und woher komt es woll, daß jetzt die kluge Welt,
Das hoͤchſte Weſen noch vor einen Koͤrper haͤlt,
Der in der Ewigkeit im guͤldnen Schimmer wohnet,
Und wie ein Welt Monarch im Himmels Schloſſe
thronet?
Da-
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[86/0102] Wie ſich die meiſten Menſchen Wie ſich die meiſten Menſchen GOtt vorſtellen. Die Einfalt bildet ſich ein Goͤttlich We- ſen ein, Und muß doch in der That ein bloſ- ſer Menſche ſein: GOtt iſt der hoͤchſte Geiſt; doch an dergleichen Lehren, Pflegt ſich nicht ihr Begrif, der anders denkt, zu kehren. Wie ſieht die groͤßte Zahl von Sterblichen GOtt an, Auf ſeinen hohen Thron? Als einen alten Mann Mit einen grauen Bart, wie auf dem Kirchenbildern, Die Mahler ſichtbarlich den hoͤchſten Vater ſchildern. Der gros gemahlte Bart mit Reif und Schnee be- ſtreut, Macht ihnen den Begrif der Ehrerbietigkeit, Die dieſer alte GOtt den alle Welt verehret, Von jederman verdient, der in ſein Reich gehoͤret. Des Ruſſen blinder Wahn, der hievon Zeugnis giebt, Und einen grauen Bart, mehr als das Leben liebt Wird darum nimmermehr die langen Baͤrte miſſen, Weil ihre Aehnlichkeit mit GOtt ſonſt ausgeriſſen. Und woher komt es woll, daß jetzt die kluge Welt, Das hoͤchſte Weſen noch vor einen Koͤrper haͤlt, Der in der Ewigkeit im guͤldnen Schimmer wohnet, Und wie ein Welt Monarch im Himmels Schloſſe thronet? Da-

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/102>, abgerufen am 21.11.2024.