Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken über die Wunder GOttes.
Wär ich in dem Reich der Blinden,
Zuerst an die Welt gebracht,
Die den Himmel schwerlich finden
O! so hätte ihre Nacht
Mir vielleicht kein Licht gewiesen:
Darum sei du ewigs Wort;
Sonderlich von mir gepriesen,
Daß du mir an solchen Ort,
Hast des Lebens Licht gegönnet,
Da man dich als Heiland kennet.
Meiner Eltern treu Bemühen,
Suchte mich mit guter Zucht
Jn der Kindheit zu erziehen
Als die erste Leibes Frucht:
GOtt du gabest mir stets Kräfte,
Doch bald ward ich wie ein Licht
Daß ohn alle Nahrungssäfte
Dunkler brennt und endlich bricht,
Und das mitten im Ersterben,
Neues Oel schien zu erwerben.
Wie gar leicht wär meine Blüte
Jn der Unschuld hingeraft,
Wenn nicht deine Wunder Güte
Mich belebt mit neuer Kraft:
Doch ich war von dir erkohren,
Wie dem Eltern unbekant:
Denn eh ich noch war gebohren
Wustest du schon meinen Stand;
Durch den Einflus deiner Triebe,
Gabst du mir die Bücher Liebe.
Wie
H 4
Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Waͤr ich in dem Reich der Blinden,
Zuerſt an die Welt gebracht,
Die den Himmel ſchwerlich finden
O! ſo haͤtte ihre Nacht
Mir vielleicht kein Licht gewieſen:
Darum ſei du ewigs Wort;
Sonderlich von mir geprieſen,
Daß du mir an ſolchen Ort,
Haſt des Lebens Licht gegoͤnnet,
Da man dich als Heiland kennet.
Meiner Eltern treu Bemuͤhen,
Suchte mich mit guter Zucht
Jn der Kindheit zu erziehen
Als die erſte Leibes Frucht:
GOtt du gabeſt mir ſtets Kraͤfte,
Doch bald ward ich wie ein Licht
Daß ohn alle Nahrungsſaͤfte
Dunkler brennt und endlich bricht,
Und das mitten im Erſterben,
Neues Oel ſchien zu erwerben.
Wie gar leicht waͤr meine Bluͤte
Jn der Unſchuld hingeraft,
Wenn nicht deine Wunder Guͤte
Mich belebt mit neuer Kraft:
Doch ich war von dir erkohren,
Wie dem Eltern unbekant:
Denn eh ich noch war gebohren
Wuſteſt du ſchon meinen Stand;
Durch den Einflus deiner Triebe,
Gabſt du mir die Buͤcher Liebe.
Wie
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0135" n="119"/>
        <fw place="top" type="header">Gedanken u&#x0364;ber die Wunder GOttes.</fw><lb/>
        <lg n="16">
          <l><hi rendition="#in">W</hi>a&#x0364;r ich in dem Reich der Blinden,<lb/>
Zuer&#x017F;t an die Welt gebracht,<lb/>
Die den Himmel &#x017F;chwerlich finden<lb/>
O! &#x017F;o ha&#x0364;tte ihre Nacht<lb/>
Mir vielleicht kein Licht gewie&#x017F;en:<lb/>
Darum &#x017F;ei du ewigs Wort;<lb/>
Sonderlich von mir geprie&#x017F;en,<lb/>
Daß du mir an &#x017F;olchen Ort,<lb/>
Ha&#x017F;t des Lebens Licht gego&#x0364;nnet,<lb/>
Da man dich als Heiland kennet.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="17">
          <l><hi rendition="#in">M</hi>einer Eltern treu Bemu&#x0364;hen,<lb/>
Suchte mich mit guter Zucht<lb/>
Jn der Kindheit zu erziehen<lb/>
Als die er&#x017F;te Leibes Frucht:<lb/><hi rendition="#fr">GOtt</hi> du gabe&#x017F;t mir &#x017F;tets Kra&#x0364;fte,<lb/>
Doch bald ward ich wie ein Licht<lb/>
Daß ohn alle Nahrungs&#x017F;a&#x0364;fte<lb/>
Dunkler brennt und endlich bricht,<lb/>
Und das mitten im Er&#x017F;terben,<lb/>
Neues Oel &#x017F;chien zu erwerben.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="18">
          <l><hi rendition="#in">W</hi>ie gar leicht wa&#x0364;r meine Blu&#x0364;te<lb/>
Jn der Un&#x017F;chuld hingeraft,<lb/>
Wenn nicht deine Wunder Gu&#x0364;te<lb/>
Mich belebt mit neuer Kraft:<lb/>
Doch ich war von dir erkohren,<lb/>
Wie dem Eltern unbekant:<lb/>
Denn eh ich noch war gebohren<lb/>
Wu&#x017F;te&#x017F;t du &#x017F;chon meinen Stand;<lb/>
Durch den Einflus deiner Triebe,<lb/>
Gab&#x017F;t du mir die Bu&#x0364;cher Liebe.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">H 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0135] Gedanken uͤber die Wunder GOttes. Waͤr ich in dem Reich der Blinden, Zuerſt an die Welt gebracht, Die den Himmel ſchwerlich finden O! ſo haͤtte ihre Nacht Mir vielleicht kein Licht gewieſen: Darum ſei du ewigs Wort; Sonderlich von mir geprieſen, Daß du mir an ſolchen Ort, Haſt des Lebens Licht gegoͤnnet, Da man dich als Heiland kennet. Meiner Eltern treu Bemuͤhen, Suchte mich mit guter Zucht Jn der Kindheit zu erziehen Als die erſte Leibes Frucht: GOtt du gabeſt mir ſtets Kraͤfte, Doch bald ward ich wie ein Licht Daß ohn alle Nahrungsſaͤfte Dunkler brennt und endlich bricht, Und das mitten im Erſterben, Neues Oel ſchien zu erwerben. Wie gar leicht waͤr meine Bluͤte Jn der Unſchuld hingeraft, Wenn nicht deine Wunder Guͤte Mich belebt mit neuer Kraft: Doch ich war von dir erkohren, Wie dem Eltern unbekant: Denn eh ich noch war gebohren Wuſteſt du ſchon meinen Stand; Durch den Einflus deiner Triebe, Gabſt du mir die Buͤcher Liebe. Wie H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/135
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/135>, abgerufen am 21.11.2024.