Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen sei. Der Ehe eingeweiht, nur braucht zum Saufgelag;Wo Zucht und Ehrbarkeit, mit Kränzen zwar ge- zieret, Der Keuschheit Ehrenkranz in Raserei verlieret. Das Leben taugt da nicht, wo man bei saurer Müh, Bei Pferd und Ochsen lebt, als wie ein menschlich Vieh Die von dem Joch befreit, mit lauter wilden Springen, Jn ungezuämten Lauf sich zum Verderben bringen. Wer sich in dieser Welt um einen Plaz bemüht, Allwo die Gottesfurcht, mit Redlichkeit recht blüht Der suchet einen Ort, die Wohnung aufzuschlagen, Der hier in dieser Welt, sehr schwerlich auszufragen; Der sucht ein Paradies, das längst verlohren ist, Und das man nirgends find, woll in der Biebel liest: Doch den die Vorsehung gesezt in dieses Leben, Dem hat er hie und da, den Weltraum einge- geben, Wo man an ieden Ort, gut, löblich wohnen kan, Nimt man nur nicht dabei des Ortes Laster an. Die Wohnung ist da gut, wo man nach Tugend strebet, Und in der bösen Welt doch gut und christlich lebet; Wo man in Sodom zwar sein Wohnungs Zelt auf- schlägt, Doch in dem Herzen Scheu, vor Sodoms Greuel hegt; Wo man bei Kedar wohnt, und dennoch Frieden liebet, Bis uns des Höchsten Huld, in Salem Wohnung giebet. Das
Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen ſei. Der Ehe eingeweiht, nur braucht zum Saufgelag;Wo Zucht und Ehrbarkeit, mit Kraͤnzen zwar ge- zieret, Der Keuſchheit Ehrenkranz in Raſerei verlieret. Das Leben taugt da nicht, wo man bei ſaurer Muͤh, Bei Pferd und Ochſen lebt, als wie ein menſchlich Vieh Die von dem Joch befreit, mit lauter wilden Springen, Jn ungezuaͤmten Lauf ſich zum Verderben bringen. Wer ſich in dieſer Welt um einen Plaz bemuͤht, Allwo die Gottesfurcht, mit Redlichkeit recht bluͤht Der ſuchet einen Ort, die Wohnung aufzuſchlagen, Der hier in dieſer Welt, ſehr ſchwerlich auszufragen; Der ſucht ein Paradies, das laͤngſt verlohren iſt, Und das man nirgends find, woll in der Biebel lieſt: Doch den die Vorſehung geſezt in dieſes Leben, Dem hat er hie und da, den Weltraum einge- geben, Wo man an ieden Ort, gut, loͤblich wohnen kan, Nimt man nur nicht dabei des Ortes Laſter an. Die Wohnung iſt da gut, wo man nach Tugend ſtrebet, Und in der boͤſen Welt doch gut und chriſtlich lebet; Wo man in Sodom zwar ſein Wohnungs Zelt auf- ſchlaͤgt, Doch in dem Herzen Scheu, vor Sodoms Greuel hegt; Wo man bei Kedar wohnt, und dennoch Frieden liebet, Bis uns des Hoͤchſten Huld, in Salem Wohnung giebet. Das
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Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen ſei.
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Wo Zucht und Ehrbarkeit, mit Kraͤnzen zwar ge-
zieret,
Der Keuſchheit Ehrenkranz in Raſerei verlieret.
Das Leben taugt da nicht, wo man bei ſaurer
Muͤh,
Bei Pferd und Ochſen lebt, als wie ein menſchlich
Vieh
Die von dem Joch befreit, mit lauter wilden
Springen,
Jn ungezuaͤmten Lauf ſich zum Verderben bringen.
Wer ſich in dieſer Welt um einen Plaz bemuͤht,
Allwo die Gottesfurcht, mit Redlichkeit recht bluͤht
Der ſuchet einen Ort, die Wohnung aufzuſchlagen,
Der hier in dieſer Welt, ſehr ſchwerlich auszufragen;
Der ſucht ein Paradies, das laͤngſt verlohren iſt,
Und das man nirgends find, woll in der Biebel
lieſt:
Doch den die Vorſehung geſezt in dieſes Leben,
Dem hat er hie und da, den Weltraum einge-
geben,
Wo man an ieden Ort, gut, loͤblich wohnen kan,
Nimt man nur nicht dabei des Ortes Laſter an.
Die Wohnung iſt da gut, wo man nach Tugend
ſtrebet,
Und in der boͤſen Welt doch gut und chriſtlich lebet;
Wo man in Sodom zwar ſein Wohnungs Zelt auf-
ſchlaͤgt,
Doch in dem Herzen Scheu, vor Sodoms Greuel hegt;
Wo man bei Kedar wohnt, und dennoch Frieden
liebet,
Bis uns des Hoͤchſten Huld, in Salem Wohnung
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