Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.
Seht! an die aufgethürmten Wogen, Jm wirbel vollen Ocean, Sie sprudeln bis zum Wolken Bogen, Was wird euch dadurch kund gethan? Der Höchste schilt, die Ströme wallen, Die Wellen steigen, brechen, fallen Sein Hauch bläßt abermahl hinein: Das Meer wird still, es klärt die Flächen; So bald sieht man die Strahlen brechen, Von seinen hellen Gnadenschein. Nach solchen nassen Ungewittern, Dabei das Meer sich schreklich bäumt, Find man die Perlen mit den Müttern Am Uffer reinlich abgeschäumt; Man sammlet liebliche Corallen, Man siehet prächtige Cristallen Jm Schooß des Meers; auch Edelstein: Und diese seltne Kostbarkeiten Kann GOtt aus Jäscht und Schaum bereiten Wie groß muß seine Allmacht sein! O! welch lebendiges Getümmel, Wird man im Teich und Fluß gewahr! O! welch ein fliessendes Gewimmel, Wenns Meer gestillt, die Seen klar: Sieht man wie schnelle Pfeile gehen, Und wirbelnd ihren Lauf verdrehen! Der O 5
Seht! an die aufgethuͤrmten Wogen, Jm wirbel vollen Ocean, Sie ſprudeln bis zum Wolken Bogen, Was wird euch dadurch kund gethan? Der Hoͤchſte ſchilt, die Stroͤme wallen, Die Wellen ſteigen, brechen, fallen Sein Hauch blaͤßt abermahl hinein: Das Meer wird ſtill, es klaͤrt die Flaͤchen; So bald ſieht man die Strahlen brechen, Von ſeinen hellen Gnadenſchein. Nach ſolchen naſſen Ungewittern, Dabei das Meer ſich ſchreklich baͤumt, Find man die Perlen mit den Muͤttern Am Uffer reinlich abgeſchaͤumt; Man ſammlet liebliche Corallen, Man ſiehet praͤchtige Criſtallen Jm Schooß des Meers; auch Edelſtein: Und dieſe ſeltne Koſtbarkeiten Kann GOtt aus Jaͤſcht und Schaum bereiten Wie groß muß ſeine Allmacht ſein! O! welch lebendiges Getuͤmmel, Wird man im Teich und Fluß gewahr! O! welch ein flieſſendes Gewimmel, Wenns Meer geſtillt, die Seen klar: Sieht man wie ſchnelle Pfeile gehen, Und wirbelnd ihren Lauf verdrehen! Der O 5
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von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Und rechnet was die Waſſerwelt,
Da iedes Troͤpflein ihn erhebet,
Und alles was darinnen lebet,
Vor Lob Materie in ſich haͤlt.
Seht! an die aufgethuͤrmten Wogen,
Jm wirbel vollen Ocean,
Sie ſprudeln bis zum Wolken Bogen,
Was wird euch dadurch kund gethan?
Der Hoͤchſte ſchilt, die Stroͤme wallen,
Die Wellen ſteigen, brechen, fallen
Sein Hauch blaͤßt abermahl hinein:
Das Meer wird ſtill, es klaͤrt die Flaͤchen;
So bald ſieht man die Strahlen brechen,
Von ſeinen hellen Gnadenſchein.
Nach ſolchen naſſen Ungewittern,
Dabei das Meer ſich ſchreklich baͤumt,
Find man die Perlen mit den Muͤttern
Am Uffer reinlich abgeſchaͤumt;
Man ſammlet liebliche Corallen,
Man ſiehet praͤchtige Criſtallen
Jm Schooß des Meers; auch Edelſtein:
Und dieſe ſeltne Koſtbarkeiten
Kann GOtt aus Jaͤſcht und Schaum bereiten
Wie groß muß ſeine Allmacht ſein!
O! welch lebendiges Getuͤmmel,
Wird man im Teich und Fluß gewahr!
O! welch ein flieſſendes Gewimmel,
Wenns Meer geſtillt, die Seen klar:
Sieht man wie ſchnelle Pfeile gehen,
Und wirbelnd ihren Lauf verdrehen!
Der
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/233>, abgerufen am 16.02.2025. |