Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Der Sieg der Gläubig[e]n. Jn andre Länder gehn, ein Fremdling da zu werden,Das ist ein ofner Weg, zu mancherlei Beschwer- den. Der fromme GOttesmann, ward hin und her ge- lenkt, Wie eine Waageschal, die auf und nieder schwenkt, Und keinen Ausschlag giebt, die hin und her gezo- gen, So lang die eine nicht, die andre überwogen: Es lenkte der Befehl des Höchsten seinen Sin, Der Glaube stellt ihm vor, den herrligsten Gewinn Die Zweiffel der Natur, die sezten sich dargegen Und suchten seinen Grund mit Macht zu wiederle- gen. Des Glaubens feste Kraft die siegte endlich doch, Und zwang den scheuchen Sinn in des Gehorsams Joch, Er folgete den Wink auf GOttes Treu gegründet, Er brach das Band entzwei womit die Welt uns bindet. Standhafter Abraham, du grosser Glaubensheld! Wer dein Exempel sich zum Muster vorgestellt; Der spürt des Himmels Huld, der lernt sich selbst bekriegen, Den allergrößten Feind, der in uns ist, besiegen. So ging der GOttesmann von seiner Freundschaft aus, So lies er hinter sich, sein väterliches Haus, Er reisete getrost, der Vorsicht treu Geleite, Ward auf der Pilgrimschaft, ihm allemahl zur Seite. Der HErr der Sonn und Schild, der dekket und beschirmmt, Wenn auf die Seinen wo, ein Unglücks Wetter stürmmt, War
Der Sieg der Glaͤubig[e]n. Jn andre Laͤnder gehn, ein Fremdling da zu werden,Das iſt ein ofner Weg, zu mancherlei Beſchwer- den. Der fromme GOttesmann, ward hin und her ge- lenkt, Wie eine Waageſchal, die auf und nieder ſchwenkt, Und keinen Ausſchlag giebt, die hin und her gezo- gen, So lang die eine nicht, die andre uͤberwogen: Es lenkte der Befehl des Hoͤchſten ſeinen Sin, Der Glaube ſtellt ihm vor, den herrligſten Gewinn Die Zweiffel der Natur, die ſezten ſich dargegen Und ſuchten ſeinen Grund mit Macht zu wiederle- gen. Des Glaubens feſte Kraft die ſiegte endlich doch, Und zwang den ſcheuchen Sinn in des Gehorſams Joch, Er folgete den Wink auf GOttes Treu gegruͤndet, Er brach das Band entzwei womit die Welt uns bindet. Standhafter Abraham, du groſſer Glaubensheld! Wer dein Exempel ſich zum Muſter vorgeſtellt; Der ſpuͤrt des Himmels Huld, der lernt ſich ſelbſt bekriegen, Den allergroͤßten Feind, der in uns iſt, beſiegen. So ging der GOttesmann von ſeiner Freundſchaft aus, So lies er hinter ſich, ſein vaͤterliches Haus, Er reiſete getroſt, der Vorſicht treu Geleite, Ward auf der Pilgrimſchaft, ihm allemahl zur Seite. Der HErr der Sonn und Schild, der dekket und beſchirmmt, Wenn auf die Seinen wo, ein Ungluͤcks Wetter ſtuͤrmmt, War
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0332" n="316"/> <fw place="top" type="header">Der Sieg der Glaͤubig<supplied>e</supplied>n.</fw><lb/> <l>Jn andre Laͤnder gehn, ein Fremdling da zu werden,</l><lb/> <l>Das iſt ein ofner Weg, zu mancherlei Beſchwer-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">den.</hi> </l><lb/> <l>Der fromme GOttesmann, ward hin und her ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">lenkt,</hi> </l><lb/> <l>Wie eine Waageſchal, die auf und nieder ſchwenkt,</l><lb/> <l>Und keinen Ausſchlag giebt, die hin und her gezo-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gen,</hi> </l><lb/> <l>So lang die eine nicht, die andre uͤberwogen:</l><lb/> <l>Es lenkte der Befehl des Hoͤchſten ſeinen Sin,</l><lb/> <l>Der Glaube ſtellt ihm vor, den herrligſten Gewinn</l><lb/> <l>Die Zweiffel der Natur, die ſezten ſich dargegen</l><lb/> <l>Und ſuchten ſeinen Grund mit Macht zu wiederle-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gen.</hi> </l><lb/> <l>Des Glaubens feſte Kraft die ſiegte endlich doch,</l><lb/> <l>Und zwang den ſcheuchen Sinn in des Gehorſams</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Joch,</hi> </l><lb/> <l>Er folgete den Wink auf <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Treu gegruͤndet,</l><lb/> <l>Er brach das Band entzwei womit die Welt uns</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">bindet.</hi> </l><lb/> <l>Standhafter Abraham, du groſſer Glaubensheld!</l><lb/> <l>Wer dein Exempel ſich zum Muſter vorgeſtellt;</l><lb/> <l>Der ſpuͤrt des Himmels Huld, der lernt ſich ſelbſt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">bekriegen,</hi> </l><lb/> <l>Den allergroͤßten Feind, der in uns iſt, beſiegen.</l><lb/> <l>So ging der GOttesmann von ſeiner Freundſchaft</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">aus,</hi> </l><lb/> <l>So lies er hinter ſich, ſein vaͤterliches Haus,</l><lb/> <l>Er reiſete getroſt, der Vorſicht treu Geleite,</l><lb/> <l>Ward auf der Pilgrimſchaft, ihm allemahl zur Seite.</l><lb/> <l>Der HErr der Sonn und Schild, der dekket und</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">beſchirmmt,</hi> </l><lb/> <l>Wenn auf die Seinen wo, ein Ungluͤcks Wetter</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſtuͤrmmt,</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">War</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [316/0332]
Der Sieg der Glaͤubigen.
Jn andre Laͤnder gehn, ein Fremdling da zu werden,
Das iſt ein ofner Weg, zu mancherlei Beſchwer-
den.
Der fromme GOttesmann, ward hin und her ge-
lenkt,
Wie eine Waageſchal, die auf und nieder ſchwenkt,
Und keinen Ausſchlag giebt, die hin und her gezo-
gen,
So lang die eine nicht, die andre uͤberwogen:
Es lenkte der Befehl des Hoͤchſten ſeinen Sin,
Der Glaube ſtellt ihm vor, den herrligſten Gewinn
Die Zweiffel der Natur, die ſezten ſich dargegen
Und ſuchten ſeinen Grund mit Macht zu wiederle-
gen.
Des Glaubens feſte Kraft die ſiegte endlich doch,
Und zwang den ſcheuchen Sinn in des Gehorſams
Joch,
Er folgete den Wink auf GOttes Treu gegruͤndet,
Er brach das Band entzwei womit die Welt uns
bindet.
Standhafter Abraham, du groſſer Glaubensheld!
Wer dein Exempel ſich zum Muſter vorgeſtellt;
Der ſpuͤrt des Himmels Huld, der lernt ſich ſelbſt
bekriegen,
Den allergroͤßten Feind, der in uns iſt, beſiegen.
So ging der GOttesmann von ſeiner Freundſchaft
aus,
So lies er hinter ſich, ſein vaͤterliches Haus,
Er reiſete getroſt, der Vorſicht treu Geleite,
Ward auf der Pilgrimſchaft, ihm allemahl zur Seite.
Der HErr der Sonn und Schild, der dekket und
beſchirmmt,
Wenn auf die Seinen wo, ein Ungluͤcks Wetter
ſtuͤrmmt,
War
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |