Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die weise Güte GOttes Sonst wird gar oft das Band der Völker, das in-einander schlingt, zertrennt, Wenn er mit den gerechten Flammen, das Böse alsobald verbrennt. Gesezt es wär ein Unterthan, der durch ein unver- nünftig Wüten, Durch List, durch tobende Gewalt, dem Landes- Herren wiederstritten, Der Fürste wenn er ihn bestrafte, durch seiner Knechte blizzend Schwerd, Der hätte dadurch auch die Frommen der ganzen Stadt zugleich verheert, Und diesen Fall zuvor gesehn, wie wären die gerech- ten Proben, Dadurch er andre mit verderbt, die es doch nicht verdient, zu loben? Jhr lasset diese That nicht gelten, und nennt sie Un- vorsichtigkeit; Jhr glaubt vielmehr ein weiser König, erwarte ei- ne andre Zeit, Da er die Würkung seines Grimms, an denen die ihn frevelnd hassen, Kan ohn der frommen Untergang, zur Rettung seiner Ehr auslassen. Gedenkt so macht es der Regierer, der dieser gan- zen Weit gebeut, Er duldet das verfluchte Böse, das unser Erbfeind ausgestreut; Er läst es eine Zeitlang zu, daß Sünder wüten, und im Kriegen, Der Frommen dünngesäte Schaar, durch ihre List und Macht besiegen, Damit nicht seines Grimmes Knechte, wie leider gar zu oft geschehn, Das
Die weiſe Guͤte GOttes Sonſt wird gar oft das Band der Voͤlker, das in-einander ſchlingt, zertrennt, Wenn er mit den gerechten Flammen, das Boͤſe alſobald verbrennt. Geſezt es waͤr ein Unterthan, der durch ein unver- nuͤnftig Wuͤten, Durch Liſt, durch tobende Gewalt, dem Landes- Herren wiederſtritten, Der Fuͤrſte wenn er ihn beſtrafte, durch ſeiner Knechte blizzend Schwerd, Der haͤtte dadurch auch die Frommen der ganzen Stadt zugleich verheert, Und dieſen Fall zuvor geſehn, wie waͤren die gerech- ten Proben, Dadurch er andre mit verderbt, die es doch nicht verdient, zu loben? Jhr laſſet dieſe That nicht gelten, und nennt ſie Un- vorſichtigkeit; Jhr glaubt vielmehr ein weiſer Koͤnig, erwarte ei- ne andre Zeit, Da er die Wuͤrkung ſeines Grimms, an denen die ihn frevelnd haſſen, Kan ohn der frommen Untergang, zur Rettung ſeiner Ehr auslaſſen. Gedenkt ſo macht es der Regierer, der dieſer gan- zen Weit gebeut, Er duldet das verfluchte Boͤſe, das unſer Erbfeind ausgeſtreut; Er laͤſt es eine Zeitlang zu, daß Suͤnder wuͤten, und im Kriegen, Der Frommen duͤnngeſaͤte Schaar, durch ihre Liſt und Macht beſiegen, Damit nicht ſeines Grimmes Knechte, wie leider gar zu oft geſchehn, Das
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Die weiſe Guͤte GOttes
Sonſt wird gar oft das Band der Voͤlker, das in-
einander ſchlingt, zertrennt,
Wenn er mit den gerechten Flammen, das Boͤſe
alſobald verbrennt.
Geſezt es waͤr ein Unterthan, der durch ein unver-
nuͤnftig Wuͤten,
Durch Liſt, durch tobende Gewalt, dem Landes-
Herren wiederſtritten,
Der Fuͤrſte wenn er ihn beſtrafte, durch ſeiner
Knechte blizzend Schwerd,
Der haͤtte dadurch auch die Frommen der ganzen
Stadt zugleich verheert,
Und dieſen Fall zuvor geſehn, wie waͤren die gerech-
ten Proben,
Dadurch er andre mit verderbt, die es doch nicht
verdient, zu loben?
Jhr laſſet dieſe That nicht gelten, und nennt ſie Un-
vorſichtigkeit;
Jhr glaubt vielmehr ein weiſer Koͤnig, erwarte ei-
ne andre Zeit,
Da er die Wuͤrkung ſeines Grimms, an denen die
ihn frevelnd haſſen,
Kan ohn der frommen Untergang, zur Rettung
ſeiner Ehr auslaſſen.
Gedenkt ſo macht es der Regierer, der dieſer gan-
zen Weit gebeut,
Er duldet das verfluchte Boͤſe, das unſer Erbfeind
ausgeſtreut;
Er laͤſt es eine Zeitlang zu, daß Suͤnder wuͤten,
und im Kriegen,
Der Frommen duͤnngeſaͤte Schaar, durch ihre Liſt
und Macht beſiegen,
Damit nicht ſeines Grimmes Knechte, wie leider
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