Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.bei der Zulassung des Bösen. Der alle künftgen Folgen kennet, die noch entstehnin der Natur Der wolte, daß das Seegensland nach sieben fett und reichen Jahren Als ein gerechtes Strafgericht, so lang den Kum- mer solt erfahren. Dies ward in einen dunklen Traume den Pharao zuvor gesagt, Und als er seine Zeichendeuter, umsonst nach den Verstand befragt, Da fiel den Schenken wieder ein, daß ein Hebreer das verstünde, Was man bei keinen weisen Mann in ganzen Kö- nigreiche fünde. Da trennten sich die dunklen Wolken, die Josephs Glückes-Sonn verdekt, Der König der von ihm gehöret, ward durch ge- heimen Trieb erwekt, Den weisen Jüngling auch zu sehn, die Gnade gab ihn ihren Seegen, Und er vermochte gleich den Traum, nach seiner Deu- tung auszulegen. Welch ein verändertes Geschikke, ein Sclave wird ein grosser Herr Der im Gefängnis tief gesessen, besteigt die Stuffen hoher Ehr, Und wird ein königlicher Rath, der nahe an den Throne sizzet, Und durch die Klugheit das regiert, was des Mo- narchens Scepter schüzzet. Sehn wir der Schikkung weises Fügen, wie wun- derbar dasselbe spielt, Jn Joseph krummen Lebens-Lauffe, und wie es doch zum Guten zielt: So
bei der Zulaſſung des Boͤſen. Der alle kuͤnftgen Folgen kennet, die noch entſtehnin der Natur Der wolte, daß das Seegensland nach ſieben fett und reichen Jahren Als ein gerechtes Strafgericht, ſo lang den Kum- mer ſolt erfahren. Dies ward in einen dunklen Traume den Pharao zuvor geſagt, Und als er ſeine Zeichendeuter, umſonſt nach den Verſtand befragt, Da fiel den Schenken wieder ein, daß ein Hebreer das verſtuͤnde, Was man bei keinen weiſen Mann in ganzen Koͤ- nigreiche fuͤnde. Da trennten ſich die dunklen Wolken, die Joſephs Gluͤckes-Sonn verdekt, Der Koͤnig der von ihm gehoͤret, ward durch ge- heimen Trieb erwekt, Den weiſen Juͤngling auch zu ſehn, die Gnade gab ihn ihren Seegen, Und er vermochte gleich den Traum, nach ſeiner Deu- tung auszulegen. Welch ein veraͤndertes Geſchikke, ein Sclave wird ein groſſer Herr Der im Gefaͤngnis tief geſeſſen, beſteigt die Stuffen hoher Ehr, Und wird ein koͤniglicher Rath, der nahe an den Throne ſizzet, Und durch die Klugheit das regiert, was des Mo- narchens Scepter ſchuͤzzet. Sehn wir der Schikkung weiſes Fuͤgen, wie wun- derbar daſſelbe ſpielt, Jn Joſeph krummen Lebens-Lauffe, und wie es doch zum Guten zielt: So
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bei der Zulaſſung des Boͤſen.
Der alle kuͤnftgen Folgen kennet, die noch entſtehn
in der Natur
Der wolte, daß das Seegensland nach ſieben fett
und reichen Jahren
Als ein gerechtes Strafgericht, ſo lang den Kum-
mer ſolt erfahren.
Dies ward in einen dunklen Traume den Pharao
zuvor geſagt,
Und als er ſeine Zeichendeuter, umſonſt nach den
Verſtand befragt,
Da fiel den Schenken wieder ein, daß ein Hebreer das
verſtuͤnde,
Was man bei keinen weiſen Mann in ganzen Koͤ-
nigreiche fuͤnde.
Da trennten ſich die dunklen Wolken, die Joſephs
Gluͤckes-Sonn verdekt,
Der Koͤnig der von ihm gehoͤret, ward durch ge-
heimen Trieb erwekt,
Den weiſen Juͤngling auch zu ſehn, die Gnade gab
ihn ihren Seegen,
Und er vermochte gleich den Traum, nach ſeiner Deu-
tung auszulegen.
Welch ein veraͤndertes Geſchikke, ein Sclave wird
ein groſſer Herr
Der im Gefaͤngnis tief geſeſſen, beſteigt die Stuffen
hoher Ehr,
Und wird ein koͤniglicher Rath, der nahe an den
Throne ſizzet,
Und durch die Klugheit das regiert, was des Mo-
narchens Scepter ſchuͤzzet.
Sehn wir der Schikkung weiſes Fuͤgen, wie wun-
derbar daſſelbe ſpielt,
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