Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
ein Bild des menschlichen Herzens.
Ein Akker wilder Frucht, wo wucherndes Unkraut,
Die Wurzeln eingesenkt, wird schwerlich rein ge-
baut;

Reißt man es oben ab; so keimmt die Wurzel wie-
der,

Und hält die gute Frucht in ihren Wachsthum nie-
der:

Das ist des Herzens Bild, das eitle Lust bethört,
Das eine Laster-Brut, als im verborgnen nährt,
Die endlich doch ausschlägt, das Gute unterdrük-
ket,

Und in die eitle Welt den schnöden Sinn entrük-
ket.

Der Akker der bestellt, der voller Fruchtbarkeit,
Der seinen Saamen nährt, der darin ausgestreut,
Und reinen Boden hat, der spriesset seine Saaten,
Die durch den Gnadenschein des Himmels wohl ge-
rathen.

Es wächst und blüht die Frucht, des Seegens Fül-
le-Horn

Ergiesset durch den Halm ein fettes Nahrungskorn,
So daß des Saamens Frucht die einfach ausgesaet,
Durch himmlisches Gedein, wird hundertfach ge-
mähet.

Das ist ein schönes Bild von Seelen, drin die Kraft
Der Warheit freudig treibt und reichen Nuzzen
schafft;

Ach! möchte meine Seel, niemahls ihr Heil ver-
säumen,

Ein guter Akker seyn, und viele Früchte keimen!
Des Himmels Gnaden-Geist, den uns der Hei-
land schenkt,

Der durch verborgne Kraft der Menschen Herze
lenkt,

Der
G 5
ein Bild des menſchlichen Herzens.
Ein Akker wilder Frucht, wo wucherndes Unkraut,
Die Wurzeln eingeſenkt, wird ſchwerlich rein ge-
baut;

Reißt man es oben ab; ſo keimmt die Wurzel wie-
der,

Und haͤlt die gute Frucht in ihren Wachsthum nie-
der:

Das iſt des Herzens Bild, das eitle Luſt bethoͤrt,
Das eine Laſter-Brut, als im verborgnen naͤhrt,
Die endlich doch ausſchlaͤgt, das Gute unterdruͤk-
ket,

Und in die eitle Welt den ſchnoͤden Sinn entruͤk-
ket.

Der Akker der beſtellt, der voller Fruchtbarkeit,
Der ſeinen Saamen naͤhrt, der darin ausgeſtreut,
Und reinen Boden hat, der ſprieſſet ſeine Saaten,
Die durch den Gnadenſchein des Himmels wohl ge-
rathen.

Es waͤchſt und bluͤht die Frucht, des Seegens Fuͤl-
le-Horn

Ergieſſet durch den Halm ein fettes Nahrungskorn,
So daß des Saamens Frucht die einfach ausgeſaet,
Durch himmliſches Gedein, wird hundertfach ge-
maͤhet.

Das iſt ein ſchoͤnes Bild von Seelen, drin die Kraft
Der Warheit freudig treibt und reichen Nuzzen
ſchafft;

Ach! moͤchte meine Seel, niemahls ihr Heil ver-
ſaͤumen,

Ein guter Akker ſeyn, und viele Fruͤchte keimen!
Des Himmels Gnaden-Geiſt, den uns der Hei-
land ſchenkt,

Der durch verborgne Kraft der Menſchen Herze
lenkt,

Der
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0117" n="105"/>
          <fw place="top" type="header">ein Bild des men&#x017F;chlichen Herzens.</fw><lb/>
          <l>Ein Akker wilder Frucht, wo wucherndes Unkraut,</l><lb/>
          <l>Die Wurzeln einge&#x017F;enkt, wird &#x017F;chwerlich rein ge-<lb/><hi rendition="#et">baut;</hi></l><lb/>
          <l>Reißt man es oben ab; &#x017F;o keimmt die Wurzel wie-<lb/><hi rendition="#et">der,</hi></l><lb/>
          <l>Und ha&#x0364;lt die gute Frucht in ihren Wachsthum nie-<lb/><hi rendition="#et">der:</hi></l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t des Herzens Bild, das eitle Lu&#x017F;t betho&#x0364;rt,</l><lb/>
          <l>Das eine La&#x017F;ter-Brut, als im verborgnen na&#x0364;hrt,</l><lb/>
          <l>Die endlich doch aus&#x017F;chla&#x0364;gt, das Gute unterdru&#x0364;k-<lb/><hi rendition="#et">ket,</hi></l><lb/>
          <l>Und in die eitle Welt den &#x017F;chno&#x0364;den Sinn entru&#x0364;k-<lb/><hi rendition="#et">ket.</hi></l><lb/>
          <l>Der Akker der be&#x017F;tellt, der voller Fruchtbarkeit,</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;einen Saamen na&#x0364;hrt, der darin ausge&#x017F;treut,</l><lb/>
          <l>Und reinen Boden hat, der &#x017F;prie&#x017F;&#x017F;et &#x017F;eine Saaten,</l><lb/>
          <l>Die durch den Gnaden&#x017F;chein des Himmels wohl ge-<lb/><hi rendition="#et">rathen.</hi></l><lb/>
          <l>Es wa&#x0364;ch&#x017F;t und blu&#x0364;ht die Frucht, des Seegens Fu&#x0364;l-<lb/><hi rendition="#et">le-Horn</hi></l><lb/>
          <l>Ergie&#x017F;&#x017F;et durch den Halm ein fettes Nahrungskorn,</l><lb/>
          <l>So daß des Saamens Frucht die einfach ausge&#x017F;aet,</l><lb/>
          <l>Durch himmli&#x017F;ches Gedein, wird hundertfach ge-<lb/><hi rendition="#et">ma&#x0364;het.</hi></l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;nes Bild von Seelen, drin die Kraft</l><lb/>
          <l>Der Warheit freudig treibt und reichen Nuzzen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chafft;</hi></l><lb/>
          <l>Ach! mo&#x0364;chte meine Seel, niemahls ihr Heil ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;a&#x0364;umen,</hi></l><lb/>
          <l>Ein guter Akker &#x017F;eyn, und viele Fru&#x0364;chte keimen!</l><lb/>
          <l>Des Himmels Gnaden-Gei&#x017F;t, den uns der Hei-<lb/><hi rendition="#et">land &#x017F;chenkt,</hi></l><lb/>
          <l>Der durch verborgne Kraft der Men&#x017F;chen Herze<lb/><hi rendition="#et">lenkt,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0117] ein Bild des menſchlichen Herzens. Ein Akker wilder Frucht, wo wucherndes Unkraut, Die Wurzeln eingeſenkt, wird ſchwerlich rein ge- baut; Reißt man es oben ab; ſo keimmt die Wurzel wie- der, Und haͤlt die gute Frucht in ihren Wachsthum nie- der: Das iſt des Herzens Bild, das eitle Luſt bethoͤrt, Das eine Laſter-Brut, als im verborgnen naͤhrt, Die endlich doch ausſchlaͤgt, das Gute unterdruͤk- ket, Und in die eitle Welt den ſchnoͤden Sinn entruͤk- ket. Der Akker der beſtellt, der voller Fruchtbarkeit, Der ſeinen Saamen naͤhrt, der darin ausgeſtreut, Und reinen Boden hat, der ſprieſſet ſeine Saaten, Die durch den Gnadenſchein des Himmels wohl ge- rathen. Es waͤchſt und bluͤht die Frucht, des Seegens Fuͤl- le-Horn Ergieſſet durch den Halm ein fettes Nahrungskorn, So daß des Saamens Frucht die einfach ausgeſaet, Durch himmliſches Gedein, wird hundertfach ge- maͤhet. Das iſt ein ſchoͤnes Bild von Seelen, drin die Kraft Der Warheit freudig treibt und reichen Nuzzen ſchafft; Ach! moͤchte meine Seel, niemahls ihr Heil ver- ſaͤumen, Ein guter Akker ſeyn, und viele Fruͤchte keimen! Des Himmels Gnaden-Geiſt, den uns der Hei- land ſchenkt, Der durch verborgne Kraft der Menſchen Herze lenkt, Der G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/117
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/117>, abgerufen am 26.11.2024.