Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Weisheit GOttes Jemehr die Aehr zu Boden lenket, mit ihren har-ten Wesen steiffen. Die Knoten sizzen an der Stelle, wo sonst bei drük- kenden Gewicht, Ein Rohr von solcher Halmen Länge, am ersten knikket und zerbricht; Dies lehret uns ein weiser Meister, der alles reiflich überschauet, Hat hie es künstlich abgemessen als er die Halmen Röhr gebauet. Die Knoten sind so eingerichtet, daß sie der starken Winde Wehn, Und dem gepreßten Hauch der Lüfte, der sie an- bläßt, nicht wiederstehn; Die Halmen können sich doch beugen, die dem em- pfundnen Zug ausweichen, Sonst bräche sie der Winde Blasen, dem sie nicht an der Stärke gleichen. Sie wallen wie der Wind sich drehet, und wenn derselbe ist gestillt, So sieht man wie der volle Akker, von seinen Früch- ten gleichsam schwillt, Es richtet sich der Halmen Menge, allmählig wie- der in die Höhen, Dabei wir denn von neuen wieder, der Knoten grossen Nuzzen sehen. Wie weislich hat es GOtt gefüget, daß er die Halmen dünn gemacht, Denn dadurch wird dem Feldbesizzer, ein größrer Seegen eingebracht; Weil auf dem abgemeßnen Akker, so viele tausen- de zu finden, Die sich in ihren engen Grenzen, recht dichte, in die Höhe winden, Und
Die Weisheit GOttes Jemehr die Aehr zu Boden lenket, mit ihren har-ten Weſen ſteiffen. Die Knoten ſizzen an der Stelle, wo ſonſt bei druͤk- kenden Gewicht, Ein Rohr von ſolcher Halmen Laͤnge, am erſten knikket und zerbricht; Dies lehret uns ein weiſer Meiſter, der alles reiflich uͤberſchauet, Hat hie es kuͤnſtlich abgemeſſen als er die Halmen Roͤhr gebauet. Die Knoten ſind ſo eingerichtet, daß ſie der ſtarken Winde Wehn, Und dem gepreßten Hauch der Luͤfte, der ſie an- blaͤßt, nicht wiederſtehn; Die Halmen koͤnnen ſich doch beugen, die dem em- pfundnen Zug ausweichen, Sonſt braͤche ſie der Winde Blaſen, dem ſie nicht an der Staͤrke gleichen. Sie wallen wie der Wind ſich drehet, und wenn derſelbe iſt geſtillt, So ſieht man wie der volle Akker, von ſeinen Fruͤch- ten gleichſam ſchwillt, Es richtet ſich der Halmen Menge, allmaͤhlig wie- der in die Hoͤhen, Dabei wir denn von neuen wieder, der Knoten groſſen Nuzzen ſehen. Wie weislich hat es GOtt gefuͤget, daß er die Halmen duͤnn gemacht, Denn dadurch wird dem Feldbeſizzer, ein groͤßrer Seegen eingebracht; Weil auf dem abgemeßnen Akker, ſo viele tauſen- de zu finden, Die ſich in ihren engen Grenzen, recht dichte, in die Hoͤhe winden, Und
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Die Weisheit GOttes
Jemehr die Aehr zu Boden lenket, mit ihren har-
ten Weſen ſteiffen.
Die Knoten ſizzen an der Stelle, wo ſonſt bei druͤk-
kenden Gewicht,
Ein Rohr von ſolcher Halmen Laͤnge, am erſten
knikket und zerbricht;
Dies lehret uns ein weiſer Meiſter, der alles reiflich
uͤberſchauet,
Hat hie es kuͤnſtlich abgemeſſen als er die Halmen
Roͤhr gebauet.
Die Knoten ſind ſo eingerichtet, daß ſie der ſtarken
Winde Wehn,
Und dem gepreßten Hauch der Luͤfte, der ſie an-
blaͤßt, nicht wiederſtehn;
Die Halmen koͤnnen ſich doch beugen, die dem em-
pfundnen Zug ausweichen,
Sonſt braͤche ſie der Winde Blaſen, dem ſie nicht
an der Staͤrke gleichen.
Sie wallen wie der Wind ſich drehet, und wenn
derſelbe iſt geſtillt,
So ſieht man wie der volle Akker, von ſeinen Fruͤch-
ten gleichſam ſchwillt,
Es richtet ſich der Halmen Menge, allmaͤhlig wie-
der in die Hoͤhen,
Dabei wir denn von neuen wieder, der Knoten
groſſen Nuzzen ſehen.
Wie weislich hat es GOtt gefuͤget, daß er die
Halmen duͤnn gemacht,
Denn dadurch wird dem Feldbeſizzer, ein groͤßrer
Seegen eingebracht;
Weil auf dem abgemeßnen Akker, ſo viele tauſen-
de zu finden,
Die ſich in ihren engen Grenzen, recht dichte, in
die Hoͤhe winden,
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