Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Sommer. Die entzünden meinen Trieb, dem die heilgen An-dachts-Pflichten, Der euch uns zur Lust geschenkt, wie es billig zu entrichten. Wenn der Lichts-Monarch die Sonne, sein recht feu- rig Angesicht, Zu des Krebses Zeichen kehret, und mit seiner Hiz durchbricht; Wenn er durch den rothen Mund des erhizten Lö- wen brennet, Und die Jungfrau glüend macht, da er durch den Thierkreis rennet: So sind diese Anmuts-Zeiten da, wo man den Som- mer fühlt, Wo die schwüle Hiz erwärmet, und der sanfte Schat- ten kühlt; Alsdenn lebet die Natur, die uns speist mit ihren Brüsten, Und den ganzen Tag erquikt, mit den Vorwurf süsser Lüsten. O! du Schöpfer aller Dinge! O! wie herrlich ist dein Nath, Der die Einrichtung der Zeiten, weislich abgemes- sen hat, Und dieselbe so regiert, daß man in den Tages- stunden Nichts als güldne Wonne sieht; daß man wenn das Licht verschwunden, Jn den still und düstren Nächten, bis zur frohen Morgen-Glut, Da die Welt sich wieder reget, sanft und süß auf Polstern ruht. Auf! last uns die Sommerlust, zu des Allerhöch- sten Ehren, Von
Der Sommer. Die entzuͤnden meinen Trieb, dem die heilgen An-dachts-Pflichten, Der euch uns zur Luſt geſchenkt, wie es billig zu entrichten. Wenn der Lichts-Monarch die Sonne, ſein recht feu- rig Angeſicht, Zu des Krebſes Zeichen kehret, und mit ſeiner Hiz durchbricht; Wenn er durch den rothen Mund des erhizten Loͤ- wen brennet, Und die Jungfrau gluͤend macht, da er durch den Thierkreis rennet: So ſind dieſe Anmuts-Zeiten da, wo man den Som- mer fuͤhlt, Wo die ſchwuͤle Hiz erwaͤrmet, und der ſanfte Schat- ten kuͤhlt; Alsdenn lebet die Natur, die uns ſpeiſt mit ihren Bruͤſten, Und den ganzen Tag erquikt, mit den Vorwurf ſuͤſſer Luͤſten. O! du Schoͤpfer aller Dinge! O! wie herrlich iſt dein Nath, Der die Einrichtung der Zeiten, weislich abgemeſ- ſen hat, Und dieſelbe ſo regiert, daß man in den Tages- ſtunden Nichts als guͤldne Wonne ſieht; daß man wenn das Licht verſchwunden, Jn den ſtill und duͤſtren Naͤchten, bis zur frohen Morgen-Glut, Da die Welt ſich wieder reget, ſanft und ſuͤß auf Polſtern ruht. Auf! laſt uns die Sommerluſt, zu des Allerhoͤch- ſten Ehren, Von
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Der Sommer.
Die entzuͤnden meinen Trieb, dem die heilgen An-
dachts-Pflichten,
Der euch uns zur Luſt geſchenkt, wie es billig zu
entrichten.
Wenn der Lichts-Monarch die Sonne, ſein recht feu-
rig Angeſicht,
Zu des Krebſes Zeichen kehret, und mit ſeiner Hiz
durchbricht;
Wenn er durch den rothen Mund des erhizten Loͤ-
wen brennet,
Und die Jungfrau gluͤend macht, da er durch den
Thierkreis rennet:
So ſind dieſe Anmuts-Zeiten da, wo man den Som-
mer fuͤhlt,
Wo die ſchwuͤle Hiz erwaͤrmet, und der ſanfte Schat-
ten kuͤhlt;
Alsdenn lebet die Natur, die uns ſpeiſt mit ihren
Bruͤſten,
Und den ganzen Tag erquikt, mit den Vorwurf
ſuͤſſer Luͤſten.
O! du Schoͤpfer aller Dinge! O! wie herrlich iſt
dein Nath,
Der die Einrichtung der Zeiten, weislich abgemeſ-
ſen hat,
Und dieſelbe ſo regiert, daß man in den Tages-
ſtunden
Nichts als guͤldne Wonne ſieht; daß man wenn
das Licht verſchwunden,
Jn den ſtill und duͤſtren Naͤchten, bis zur frohen
Morgen-Glut,
Da die Welt ſich wieder reget, ſanft und ſuͤß auf
Polſtern ruht.
Auf! laſt uns die Sommerluſt, zu des Allerhoͤch-
ſten Ehren,
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