Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Herrlichkeit der Lillien. Pranget nicht mit eurem Kleide, Menschen! wenn ihr Sammt und Seide, Eurem Körper angelegt; Weil ihr, wenn ihrs recht erwegt, An der Lillien gleiches sehet, Ja! sie ist noch mehr bekränzt, Weil draus jede Farbe glänzt, Ob sie morgen gleich vergehet: Lernet daran eitle Seelen, Für euch beßren Schmuk zu wählen. Sucht ihr wollgeschmükte Tokken Jedes Augen anzulokken, Durch der Kleider äusre Zier; So stellt euch die Lillien für, Die den Vorzug schon gewonnen; Und ihr weises Attlas-Kleid, Angebohrner Herrlichkeit, Jst viel feiner noch gesponnen, Als der Zierath den ihr liebet, Der euch Schmuk und Ansehn giebet. Wer als Mensch sich will erheben, Find im Tugenhaften Leben, Seinen Sch[m]uk und Adelstand; Wer der Tugend anverwandt, Jst viel herrlicher zu schäzzen, Als der, der des Schöpfers Bild, Jn verbrämmte Dekken hüllt, Und sich suchet zu ergözzen, An dem Schmuk der eitlen Sachen, Die doch keinen schöner machen. Wolt K 3
Die Herrlichkeit der Lillien. Pranget nicht mit eurem Kleide, Menſchen! wenn ihr Sammt und Seide, Eurem Koͤrper angelegt; Weil ihr, wenn ihrs recht erwegt, An der Lillien gleiches ſehet, Ja! ſie iſt noch mehr bekraͤnzt, Weil draus jede Farbe glaͤnzt, Ob ſie morgen gleich vergehet: Lernet daran eitle Seelen, Fuͤr euch beßren Schmuk zu waͤhlen. Sucht ihr wollgeſchmuͤkte Tokken Jedes Augen anzulokken, Durch der Kleider aͤuſre Zier; So ſtellt euch die Lillien fuͤr, Die den Vorzug ſchon gewonnen; Und ihr weiſes Attlas-Kleid, Angebohrner Herrlichkeit, Jſt viel feiner noch geſponnen, Als der Zierath den ihr liebet, Der euch Schmuk und Anſehn giebet. Wer als Menſch ſich will erheben, Find im Tugenhaften Leben, Seinen Sch[m]uk und Adelſtand; Wer der Tugend anverwandt, Jſt viel herrlicher zu ſchaͤzzen, Als der, der des Schoͤpfers Bild, Jn verbraͤmmte Dekken huͤllt, Und ſich ſuchet zu ergoͤzzen, An dem Schmuk der eitlen Sachen, Die doch keinen ſchoͤner machen. Wolt K 3
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Die Herrlichkeit der Lillien.
Pranget nicht mit eurem Kleide,
Menſchen! wenn ihr Sammt und Seide,
Eurem Koͤrper angelegt;
Weil ihr, wenn ihrs recht erwegt,
An der Lillien gleiches ſehet,
Ja! ſie iſt noch mehr bekraͤnzt,
Weil draus jede Farbe glaͤnzt,
Ob ſie morgen gleich vergehet:
Lernet daran eitle Seelen,
Fuͤr euch beßren Schmuk zu waͤhlen.
Sucht ihr wollgeſchmuͤkte Tokken
Jedes Augen anzulokken,
Durch der Kleider aͤuſre Zier;
So ſtellt euch die Lillien fuͤr,
Die den Vorzug ſchon gewonnen;
Und ihr weiſes Attlas-Kleid,
Angebohrner Herrlichkeit,
Jſt viel feiner noch geſponnen,
Als der Zierath den ihr liebet,
Der euch Schmuk und Anſehn giebet.
Wer als Menſch ſich will erheben,
Find im Tugenhaften Leben,
Seinen Schmuk und Adelſtand;
Wer der Tugend anverwandt,
Jſt viel herrlicher zu ſchaͤzzen,
Als der, der des Schoͤpfers Bild,
Jn verbraͤmmte Dekken huͤllt,
Und ſich ſuchet zu ergoͤzzen,
An dem Schmuk der eitlen Sachen,
Die doch keinen ſchoͤner machen.
Wolt
K 3
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