Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Sommer. Durch die Kreatur entzündet, auf derselben Schöp-fer sieht, Der der Brunquell alles Lichts, und da muß in unsern Herzen, Auch zu seinen Ruhme glühn, des Gebetes Räu- cherkerzen. Welch ein freudiges Empfinden, über dieser Som- merlust, Reget sich in unsrer Seelen, und ergözzet unsre Brust, Wenn des Himmels Heiterkeit, lauter süsse Bisams Düfte, An den frühen Morgen haucht, und damit die stil- len Lüfte Als mit holden Dünsten füllet; da was aus den Kräutern zieht, Wenn die sanften Westen säuseln, wie ein lieblich Rauckwerk glüht Und uns den Geruch erquikt. O! ein angenehmes Blasen, Das die Lebens Geister stärkt, kreucht unsichtbar durch die Nasen Zum Gehirn den Siz der Seelen, daß dies geistig Labsahl schmekt. Und durch die erregten Nerven uns zur Munterkeit erwekt. Alles lacht in der Natur, wenn die Sonne höher steiget, Und sich in vollkomnen Glanz an den Firmamente zeiget; Diese frohe Munterkeiten wekken denn des Mor- gens früh, Aus den sanft empfundnen Schlummer und erfri- schen, Mensch und Vieh, Daß A 3
Der Sommer. Durch die Kreatur entzuͤndet, auf derſelben Schoͤp-fer ſieht, Der der Brunquell alles Lichts, und da muß in unſern Herzen, Auch zu ſeinen Ruhme gluͤhn, des Gebetes Raͤu- cherkerzen. Welch ein freudiges Empfinden, uͤber dieſer Som- merluſt, Reget ſich in unſrer Seelen, und ergoͤzzet unſre Bruſt, Wenn des Himmels Heiterkeit, lauter ſuͤſſe Biſams Duͤfte, An den fruͤhen Morgen haucht, und damit die ſtil- len Luͤfte Als mit holden Duͤnſten fuͤllet; da was aus den Kraͤutern zieht, Wenn die ſanften Weſten ſaͤuſeln, wie ein lieblich Rauckwerk gluͤht Und uns den Geruch erquikt. O! ein angenehmes Blaſen, Das die Lebens Geiſter ſtaͤrkt, kreucht unſichtbar durch die Naſen Zum Gehirn den Siz der Seelen, daß dies geiſtig Labſahl ſchmekt. Und durch die erregten Nerven uns zur Munterkeit erwekt. Alles lacht in der Natur, wenn die Sonne hoͤher ſteiget, Und ſich in vollkomnen Glanz an den Firmamente zeiget; Dieſe frohe Munterkeiten wekken denn des Mor- gens fruͤh, Aus den ſanft empfundnen Schlummer und erfri- ſchen, Menſch und Vieh, Daß A 3
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Der Sommer.
Durch die Kreatur entzuͤndet, auf derſelben Schoͤp-
fer ſieht,
Der der Brunquell alles Lichts, und da muß in
unſern Herzen,
Auch zu ſeinen Ruhme gluͤhn, des Gebetes Raͤu-
cherkerzen.
Welch ein freudiges Empfinden, uͤber dieſer Som-
merluſt,
Reget ſich in unſrer Seelen, und ergoͤzzet unſre
Bruſt,
Wenn des Himmels Heiterkeit, lauter ſuͤſſe Biſams
Duͤfte,
An den fruͤhen Morgen haucht, und damit die ſtil-
len Luͤfte
Als mit holden Duͤnſten fuͤllet; da was aus den
Kraͤutern zieht,
Wenn die ſanften Weſten ſaͤuſeln, wie ein lieblich
Rauckwerk gluͤht
Und uns den Geruch erquikt. O! ein angenehmes
Blaſen,
Das die Lebens Geiſter ſtaͤrkt, kreucht unſichtbar
durch die Naſen
Zum Gehirn den Siz der Seelen, daß dies geiſtig
Labſahl ſchmekt.
Und durch die erregten Nerven uns zur Munterkeit
erwekt.
Alles lacht in der Natur, wenn die Sonne hoͤher
ſteiget,
Und ſich in vollkomnen Glanz an den Firmamente
zeiget;
Dieſe frohe Munterkeiten wekken denn des Mor-
gens fruͤh,
Aus den ſanft empfundnen Schlummer und erfri-
ſchen, Menſch und Vieh,
Daß
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