Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der bunt gefärbte Regenbogen. Ach! dächte jeder noch daran; so würde dieses Gna-denzeichen, Ein Prediger der Busse seyn, und das verstokte Herz erweichen, Das durch die Gnade sicher worden. Man saget daß der Ueberrest, Vom blinden Judenthum gewohnet, wenn sich dies Zeichen sehen läst, Doch nur nach blosser Heuchler Art, mit Klagen, Seufzen, Angst und Weinen Als solche die da Busse thun, für ihren Schöpfer zu erscheinen. Alsdenn gestehn sie, daß die Gnade, sie nur aus Lieb und Huld geschont; Sonst wären sie auch schon vertilget, nach ihrer Bosheit abgelohnt. Sie meinen daß des Höchsten Nahm, im Regen- bogen eingedrükket; Drum wird er auch aus blinder Furcht, nicht von den Juden angeblikket. Wer frei von falschen Aberglauben, in reiner An- dacht sich erwekt, Der sieht dran ein Gnadenzeichen, das ihm dabey doch heilsam schrekt. Man denke dabey nur zurük, bey diesen bunten Luft- Gesichte An die verdorbne erste Welt, und an das harte Strafgerichte, Das ihren Untergang bestimmet: Man seh den Re- genbogen an, Der uns durch Bildung seiner Farben, die roth und grün sind lehren kan: Wie Liebe und Gerechtigkeit, in GOtt den Aller- höchsten Wesen; Das
Der bunt gefaͤrbte Regenbogen. Ach! daͤchte jeder noch daran; ſo wuͤrde dieſes Gna-denzeichen, Ein Prediger der Buſſe ſeyn, und das verſtokte Herz erweichen, Das durch die Gnade ſicher worden. Man ſaget daß der Ueberreſt, Vom blinden Judenthum gewohnet, wenn ſich dies Zeichen ſehen laͤſt, Doch nur nach bloſſer Heuchler Art, mit Klagen, Seufzen, Angſt und Weinen Als ſolche die da Buſſe thun, fuͤr ihren Schoͤpfer zu erſcheinen. Alsdenn geſtehn ſie, daß die Gnade, ſie nur aus Lieb und Huld geſchont; Sonſt waͤren ſie auch ſchon vertilget, nach ihrer Bosheit abgelohnt. Sie meinen daß des Hoͤchſten Nahm, im Regen- bogen eingedruͤkket; Drum wird er auch aus blinder Furcht, nicht von den Juden angeblikket. Wer frei von falſchen Aberglauben, in reiner An- dacht ſich erwekt, Der ſieht dran ein Gnadenzeichen, das ihm dabey doch heilſam ſchrekt. Man denke dabey nur zuruͤk, bey dieſen bunten Luft- Geſichte An die verdorbne erſte Welt, und an das harte Strafgerichte, Das ihren Untergang beſtimmet: Man ſeh den Re- genbogen an, Der uns durch Bildung ſeiner Farben, die roth und gruͤn ſind lehren kan: Wie Liebe und Gerechtigkeit, in GOtt den Aller- hoͤchſten Weſen; Das
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Der bunt gefaͤrbte Regenbogen.
Ach! daͤchte jeder noch daran; ſo wuͤrde dieſes Gna-
denzeichen,
Ein Prediger der Buſſe ſeyn, und das verſtokte
Herz erweichen,
Das durch die Gnade ſicher worden. Man ſaget
daß der Ueberreſt,
Vom blinden Judenthum gewohnet, wenn ſich dies
Zeichen ſehen laͤſt,
Doch nur nach bloſſer Heuchler Art, mit Klagen,
Seufzen, Angſt und Weinen
Als ſolche die da Buſſe thun, fuͤr ihren Schoͤpfer
zu erſcheinen.
Alsdenn geſtehn ſie, daß die Gnade, ſie nur aus
Lieb und Huld geſchont;
Sonſt waͤren ſie auch ſchon vertilget, nach ihrer
Bosheit abgelohnt.
Sie meinen daß des Hoͤchſten Nahm, im Regen-
bogen eingedruͤkket;
Drum wird er auch aus blinder Furcht, nicht von
den Juden angeblikket.
Wer frei von falſchen Aberglauben, in reiner An-
dacht ſich erwekt,
Der ſieht dran ein Gnadenzeichen, das ihm dabey
doch heilſam ſchrekt.
Man denke dabey nur zuruͤk, bey dieſen bunten Luft-
Geſichte
An die verdorbne erſte Welt, und an das harte
Strafgerichte,
Das ihren Untergang beſtimmet: Man ſeh den Re-
genbogen an,
Der uns durch Bildung ſeiner Farben, die roth und
gruͤn ſind lehren kan:
Wie Liebe und Gerechtigkeit, in GOtt den Aller-
hoͤchſten Weſen;
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