Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Liebe. Die Liebe.
[Abbildung]
Des Schöpfers weiser Zwek, da er die Welt gemacht, War aller Menschen Glük; dar- auf er stets bedacht; Weil seine ewge Güt, dies Wohnhaus so geschmükket, Daß man darinnen noch viel herrliches erblikket. Die Vorsicht gab die Welt ihm zum Besizze ein, Daß er und sein Geschlecht, bey seinen Gnaden- schein Jn unverrükter Lust, das stets geniessen solte, Was er als Oberherrr nach seiner Weisheit wolte. Er drükte in sein Herz sein göttlich Ebenbild, Da ward der Menschen Geist mit Licht und Glanz erfüllt; Er flößte in sein Herz, des Himmels reine Triebe, Worauf das Glük beruht, die GOtt- und Men- schen-Liebe. Die Liebe ist ein Band, das GOtt und Mensch vereint; Ein Feur das wärmt und nährt, und wo dasselbe scheint, Da strahlt mit heitren Blik in einer güldnen Won- ne, Den Menschen immer an, des Himmels Gnaden- Sonne Allein seid dem der Gift, der Schlangen uns be- flekt; Der Satan in uns hat die Sünde angestekt; Da
Die Liebe. Die Liebe.
[Abbildung]
Des Schoͤpfers weiſer Zwek, da er die Welt gemacht, War aller Menſchen Gluͤk; dar- auf er ſtets bedacht; Weil ſeine ewge Guͤt, dies Wohnhaus ſo geſchmuͤkket, Daß man darinnen noch viel herrliches erblikket. Die Vorſicht gab die Welt ihm zum Beſizze ein, Daß er und ſein Geſchlecht, bey ſeinen Gnaden- ſchein Jn unverruͤkter Luſt, das ſtets genieſſen ſolte, Was er als Oberherrr nach ſeiner Weisheit wolte. Er druͤkte in ſein Herz ſein goͤttlich Ebenbild, Da ward der Menſchen Geiſt mit Licht und Glanz erfuͤllt; Er floͤßte in ſein Herz, des Himmels reine Triebe, Worauf das Gluͤk beruht, die GOtt- und Men- ſchen-Liebe. Die Liebe iſt ein Band, das GOtt und Menſch vereint; Ein Feur das waͤrmt und naͤhrt, und wo daſſelbe ſcheint, Da ſtrahlt mit heitren Blik in einer guͤldnen Won- ne, Den Menſchen immer an, des Himmels Gnaden- Sonne Allein ſeid dem der Gift, der Schlangen uns be- flekt; Der Satan in uns hat die Suͤnde angeſtekt; Da
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0204" n="192"/> <fw place="top" type="header">Die Liebe.</fw><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Die Liebe.</hi> </hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <figure/> <l><hi rendition="#in">D</hi>es Schoͤpfers weiſer Zwek, da er<lb/><hi rendition="#et">die Welt gemacht,</hi></l><lb/> <l>War aller Menſchen Gluͤk; dar-<lb/><hi rendition="#et">auf er ſtets bedacht;</hi></l><lb/> <l>Weil ſeine ewge Guͤt, dies<lb/><hi rendition="#et">Wohnhaus ſo geſchmuͤkket,</hi></l><lb/> <l>Daß man darinnen noch viel<lb/><hi rendition="#et">herrliches erblikket.</hi></l><lb/> <l>Die Vorſicht gab die Welt ihm zum Beſizze ein,</l><lb/> <l>Daß er und ſein Geſchlecht, bey ſeinen Gnaden-<lb/><hi rendition="#et">ſchein</hi></l><lb/> <l>Jn unverruͤkter Luſt, das ſtets genieſſen ſolte,</l><lb/> <l>Was er als Oberherrr nach ſeiner Weisheit wolte.</l><lb/> <l>Er druͤkte in ſein Herz ſein goͤttlich Ebenbild,</l><lb/> <l>Da ward der Menſchen Geiſt mit Licht und Glanz<lb/><hi rendition="#et">erfuͤllt;</hi></l><lb/> <l>Er floͤßte in ſein Herz, des Himmels reine Triebe,</l><lb/> <l>Worauf das Gluͤk beruht, <hi rendition="#fr">die GOtt- und Men-<lb/><hi rendition="#et">ſchen-Liebe.</hi></hi></l><lb/> <l>Die Liebe iſt ein Band, das <hi rendition="#fr">GOtt</hi> und Menſch<lb/><hi rendition="#et">vereint;</hi></l><lb/> <l>Ein Feur das waͤrmt und naͤhrt, und wo daſſelbe<lb/><hi rendition="#et">ſcheint,</hi></l><lb/> <l>Da ſtrahlt mit heitren Blik in einer guͤldnen Won-<lb/><hi rendition="#et">ne,</hi></l><lb/> <l>Den Menſchen immer an, des Himmels Gnaden-<lb/><hi rendition="#et">Sonne</hi></l><lb/> <l>Allein ſeid dem der Gift, der Schlangen uns be-<lb/><hi rendition="#et">flekt;</hi></l><lb/> <l>Der Satan in uns hat die Suͤnde angeſtekt;</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [192/0204]
Die Liebe.
Die Liebe.
[Abbildung]
Des Schoͤpfers weiſer Zwek, da er
die Welt gemacht,
War aller Menſchen Gluͤk; dar-
auf er ſtets bedacht;
Weil ſeine ewge Guͤt, dies
Wohnhaus ſo geſchmuͤkket,
Daß man darinnen noch viel
herrliches erblikket.
Die Vorſicht gab die Welt ihm zum Beſizze ein,
Daß er und ſein Geſchlecht, bey ſeinen Gnaden-
ſchein
Jn unverruͤkter Luſt, das ſtets genieſſen ſolte,
Was er als Oberherrr nach ſeiner Weisheit wolte.
Er druͤkte in ſein Herz ſein goͤttlich Ebenbild,
Da ward der Menſchen Geiſt mit Licht und Glanz
erfuͤllt;
Er floͤßte in ſein Herz, des Himmels reine Triebe,
Worauf das Gluͤk beruht, die GOtt- und Men-
ſchen-Liebe.
Die Liebe iſt ein Band, das GOtt und Menſch
vereint;
Ein Feur das waͤrmt und naͤhrt, und wo daſſelbe
ſcheint,
Da ſtrahlt mit heitren Blik in einer guͤldnen Won-
ne,
Den Menſchen immer an, des Himmels Gnaden-
Sonne
Allein ſeid dem der Gift, der Schlangen uns be-
flekt;
Der Satan in uns hat die Suͤnde angeſtekt;
Da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |