Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Lehrreiche Weltschule. Sonst bläht das Wissen auf; wir dünken uns ge-lehrt, Weil man die Wissenschaft mit ihren Lehren hört: Das ist doch nicht genug. GOtt nach den Nah- men nennen, Das heist noch lange nicht das höchste Wesen ken- nen. Wo das Erkenntnis ist, das den Verstand erhellt, Da wird der Will bewegt; das Urtheil bald gefällt: Du must das also thun; und dich darinnen üben, GOtt als das höchste Gut, das du erkennst auch lieben. Wenn man die Uebungen, die uns hier auferlegt, Nach ihren Stükken recht, die wir zu thun, er- wegt; So sind sie allgemein, und auch besondre Pflich- ten, Die jeder GOtt, sich selbst, und andren zu entrich- ten. Was wir allhie zu thun, ist theils ins Herz ge- drükt; Und wird noch deutlicher in dem Gesez erblikt, Das auf den Taffeln steht: und darauf ist geschrie- ben: Wir sollen GOtt den HErrn, uns und den Nächsten lieben. Was jeder üben sol nach seinen Amt und Stand, Wird in der Schul gelehrt, ist aus der Schrift bekannt. Wer diese Pflichten treibt, wird in der Schul der Erden, Durch Uebung erst geschikt, vollkommen dort zu werden. Nun lieber Mensch! sey treu zur Uebung stets bereit, Den
Die Lehrreiche Weltſchule. Sonſt blaͤht das Wiſſen auf; wir duͤnken uns ge-lehrt, Weil man die Wiſſenſchaft mit ihren Lehren hoͤrt: Das iſt doch nicht genug. GOtt nach den Nah- men nennen, Das heiſt noch lange nicht das hoͤchſte Weſen ken- nen. Wo das Erkenntnis iſt, das den Verſtand erhellt, Da wird der Will bewegt; das Urtheil bald gefaͤllt: Du muſt das alſo thun; und dich darinnen uͤben, GOtt als das hoͤchſte Gut, das du erkennſt auch lieben. Wenn man die Uebungen, die uns hier auferlegt, Nach ihren Stuͤkken recht, die wir zu thun, er- wegt; So ſind ſie allgemein, und auch beſondre Pflich- ten, Die jeder GOtt, ſich ſelbſt, und andren zu entrich- ten. Was wir allhie zu thun, iſt theils ins Herz ge- druͤkt; Und wird noch deutlicher in dem Geſez erblikt, Das auf den Taffeln ſteht: und darauf iſt geſchrie- ben: Wir ſollen GOtt den HErrn, uns und den Naͤchſten lieben. Was jeder uͤben ſol nach ſeinen Amt und Stand, Wird in der Schul gelehrt, iſt aus der Schrift bekannt. Wer dieſe Pflichten treibt, wird in der Schul der Erden, Durch Uebung erſt geſchikt, vollkommen dort zu werden. Nun lieber Menſch! ſey treu zur Uebung ſtets bereit, Den
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Die Lehrreiche Weltſchule.
Sonſt blaͤht das Wiſſen auf; wir duͤnken uns ge-
lehrt,
Weil man die Wiſſenſchaft mit ihren Lehren hoͤrt:
Das iſt doch nicht genug. GOtt nach den Nah-
men nennen,
Das heiſt noch lange nicht das hoͤchſte Weſen ken-
nen.
Wo das Erkenntnis iſt, das den Verſtand erhellt,
Da wird der Will bewegt; das Urtheil bald gefaͤllt:
Du muſt das alſo thun; und dich darinnen uͤben,
GOtt als das hoͤchſte Gut, das du erkennſt auch
lieben.
Wenn man die Uebungen, die uns hier auferlegt,
Nach ihren Stuͤkken recht, die wir zu thun, er-
wegt;
So ſind ſie allgemein, und auch beſondre Pflich-
ten,
Die jeder GOtt, ſich ſelbſt, und andren zu entrich-
ten.
Was wir allhie zu thun, iſt theils ins Herz ge-
druͤkt;
Und wird noch deutlicher in dem Geſez erblikt,
Das auf den Taffeln ſteht: und darauf iſt geſchrie-
ben:
Wir ſollen GOtt den HErrn, uns und den
Naͤchſten lieben.
Was jeder uͤben ſol nach ſeinen Amt und Stand,
Wird in der Schul gelehrt, iſt aus der Schrift
bekannt.
Wer dieſe Pflichten treibt, wird in der Schul der
Erden,
Durch Uebung erſt geſchikt, vollkommen dort zu
werden.
Nun lieber Menſch! ſey treu zur Uebung ſtets bereit,
Den
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