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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Die Seele

Vielmehr muß ihn das gröste Leiden,
Die Quelle seyn der grösten Freuden.

Hingegen ist kein Glük zu spüren,
Wenn wir der Seelen Heil verliehren,
Wenn man die ganze Welt besizt;
Weil alsdenn uns kein Gut mehr nüzt:
Wann unsers Geistes Wol verlohren,
So wär es besser nie gebohren:
Man hätte nie die Welt erblikt;
Denn würden wir zwar nicht beglükt:
Doch aber auch in schwarzen Gründen,
Kein ewiges Verderben finden.
Der Seelen Kleinod, ihre Gaben,
Sind die wir zu bewahren haben;
Wer dies behält ist schön geziert,
Wer dieses beste Theil verliehrt;
Der muß in ewgen Finsternissen,
Die Straffe des Verlustes büssen.
Wer es bewahrt, bewahrt sein Heil
Und seines Glükkes schönstes Theil.
Der kann wenn Leib und Glieder sterben,
Des Himmels Ehren-Krone erben.
Und dennoch sind die Menschen Kinder,
So elend und verdorbne Sünder:
Und geben ihre Seele hin,
Um einer schöden Lustgewin.
Sie lassen dieses Kleinod fahren,
Jn ihrer eitlen Jugend Jahren,
Um eine Wollust dieser Welt,
Die ihrem schnöden Sinn gefällt,
Sie

Die Seele

Vielmehr muß ihn das groͤſte Leiden,
Die Quelle ſeyn der groͤſten Freuden.

Hingegen iſt kein Gluͤk zu ſpuͤren,
Wenn wir der Seelen Heil verliehren,
Wenn man die ganze Welt beſizt;
Weil alsdenn uns kein Gut mehr nuͤzt:
Wann unſers Geiſtes Wol verlohren,
So waͤr es beſſer nie gebohren:
Man haͤtte nie die Welt erblikt;
Denn wuͤrden wir zwar nicht begluͤkt:
Doch aber auch in ſchwarzen Gruͤnden,
Kein ewiges Verderben finden.
Der Seelen Kleinod, ihre Gaben,
Sind die wir zu bewahren haben;
Wer dies behaͤlt iſt ſchoͤn geziert,
Wer dieſes beſte Theil verliehrt;
Der muß in ewgen Finſterniſſen,
Die Straffe des Verluſtes buͤſſen.
Wer es bewahrt, bewahrt ſein Heil
Und ſeines Gluͤkkes ſchoͤnſtes Theil.
Der kann wenn Leib und Glieder ſterben,
Des Himmels Ehren-Krone erben.
Und dennoch ſind die Menſchen Kinder,
So elend und verdorbne Suͤnder:
Und geben ihre Seele hin,
Um einer ſchoͤden Luſtgewin.
Sie laſſen dieſes Kleinod fahren,
Jn ihrer eitlen Jugend Jahren,
Um eine Wolluſt dieſer Welt,
Die ihrem ſchnoͤden Sinn gefaͤllt,
Sie
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[220/0232] Die Seele Vielmehr muß ihn das groͤſte Leiden, Die Quelle ſeyn der groͤſten Freuden. Hingegen iſt kein Gluͤk zu ſpuͤren, Wenn wir der Seelen Heil verliehren, Wenn man die ganze Welt beſizt; Weil alsdenn uns kein Gut mehr nuͤzt: Wann unſers Geiſtes Wol verlohren, So waͤr es beſſer nie gebohren: Man haͤtte nie die Welt erblikt; Denn wuͤrden wir zwar nicht begluͤkt: Doch aber auch in ſchwarzen Gruͤnden, Kein ewiges Verderben finden. Der Seelen Kleinod, ihre Gaben, Sind die wir zu bewahren haben; Wer dies behaͤlt iſt ſchoͤn geziert, Wer dieſes beſte Theil verliehrt; Der muß in ewgen Finſterniſſen, Die Straffe des Verluſtes buͤſſen. Wer es bewahrt, bewahrt ſein Heil Und ſeines Gluͤkkes ſchoͤnſtes Theil. Der kann wenn Leib und Glieder ſterben, Des Himmels Ehren-Krone erben. Und dennoch ſind die Menſchen Kinder, So elend und verdorbne Suͤnder: Und geben ihre Seele hin, Um einer ſchoͤden Luſtgewin. Sie laſſen dieſes Kleinod fahren, Jn ihrer eitlen Jugend Jahren, Um eine Wolluſt dieſer Welt, Die ihrem ſchnoͤden Sinn gefaͤllt, Sie

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/232>, abgerufen am 21.11.2024.