Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Auf das Grab einer Persohn die in Kindesn. gest. Auf das Grab einer Persohn die in Kindesnöthen gestorben.
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Sieh! Wandrer! schaue hier der Rahel Grabmahl an, Die in der Erde liegt, der Mutter Schoos begraben: Die selbst ein Todten Grab des Kindes heissen kan; Weil sie den Tod hier muß, an dessen Tode haben. Sie starb nach GOttes Rath der unerforschlich bleibt, Damit sie ewiglich bey ihm dort könte leben; GOtt lies sie in der Angst; darin sie ist entleibt: Damit er ihr darauf könnt immer Freude geben, Er hat ihr alle Lust bey ihrer Last versagt: Damit er solche bald mit Himmels-Lust verpflege: Wie wunderlich scheint GOtt! doch wer die Seel- ge fragt Der hört: zwar wunderbar doch gut sind GOttes Wege. Nun Wandrer gehe hin bemerke dieses Grab Daß ein erstorbnes Kind der eignen Mutter gab Hier liegt ein todtes Kind in Mutterleib begraben, Die beide ihre Ruh in Mutter Schoosse (*) haben. Auf (*) Nemlich die Erde die unser aller Mutter ist.
Auf das Grab einer Perſohn die in Kindesn. geſt. Auf das Grab einer Perſohn die in Kindesnoͤthen geſtorben.
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Sieh! Wandrer! ſchaue hier der Rahel Grabmahl an, Die in der Erde liegt, der Mutter Schoos begraben: Die ſelbſt ein Todten Grab des Kindes heiſſen kan; Weil ſie den Tod hier muß, an deſſen Tode haben. Sie ſtarb nach GOttes Rath der unerforſchlich bleibt, Damit ſie ewiglich bey ihm dort koͤnte leben; GOtt lies ſie in der Angſt; darin ſie iſt entleibt: Damit er ihr darauf koͤnnt immer Freude geben, Er hat ihr alle Luſt bey ihrer Laſt verſagt: Damit er ſolche bald mit Himmels-Luſt verpflege: Wie wunderlich ſcheint GOtt! doch wer die Seel- ge fragt Der hoͤrt: zwar wunderbar doch gut ſind GOttes Wege. Nun Wandrer gehe hin bemerke dieſes Grab Daß ein erſtorbnes Kind der eignen Mutter gab Hier liegt ein todtes Kind in Mutterleib begraben, Die beide ihre Ruh in Mutter Schooſſe (*) haben. Auf (*) Nemlich die Erde die unſer aller Mutter iſt.
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Auf das Grab einer Perſohn die in Kindesn. geſt.
Auf das Grab einer Perſohn die
in Kindesnoͤthen geſtorben.
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Sieh! Wandrer! ſchaue hier der Rahel
Grabmahl an,
Die in der Erde liegt, der Mutter
Schoos begraben:
Die ſelbſt ein Todten Grab des Kindes heiſſen kan;
Weil ſie den Tod hier muß, an deſſen Tode haben.
Sie ſtarb nach GOttes Rath der unerforſchlich
bleibt,
Damit ſie ewiglich bey ihm dort koͤnte leben;
GOtt lies ſie in der Angſt; darin ſie iſt entleibt:
Damit er ihr darauf koͤnnt immer Freude geben,
Er hat ihr alle Luſt bey ihrer Laſt verſagt:
Damit er ſolche bald mit Himmels-Luſt verpflege:
Wie wunderlich ſcheint GOtt! doch wer die Seel-
ge fragt
Der hoͤrt: zwar wunderbar doch gut ſind GOttes
Wege.
Nun Wandrer gehe hin bemerke dieſes Grab
Daß ein erſtorbnes Kind der eignen Mutter gab
Hier liegt ein todtes Kind in Mutterleib begraben,
Die beide ihre Ruh in Mutter Schooſſe (*) haben.
Auf
(*) Nemlich die Erde die unſer aller Mutter iſt.
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