Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.
Man beschwert sich wenn sein Stürmen, Durch den Luftkreis tobend dringt Und von denen Häusern, Thürmen, Ziegel auf die Erde bringt: Ja! man will so gar in Winden, Nichts was sie uns nüzzen finden, Und man murret, wenn er braust Und uns etwas hart ansaußt. Heist das nicht den Schöpfer schmähen, Der doch alles woll gemacht Und der Winde kräuselnd Wehen, Weislich für uns ausgedacht? Man berechne nur die Gaben, Die wir durch den Windbraus haben, Da wir ohne Luft und Wind, Nichts auf Erden nüzze sind. Da GOtt durch ein weises Walten' Alles das, was Odem hegt, Auf dem Erdkreis will erhalten, So muß er die Luft bewegt Dünste in dem Umlauf stellen, Daß sie kräuseln, weben, schwellen: Würde dieses nicht geschehn, Müsten wir gar bald vergehn. Wär kein Wind in denen Lüften, Bliebe alle Feuchtigkeit Dampf Zweyter Theil. U
Man beſchwert ſich wenn ſein Stuͤrmen, Durch den Luftkreis tobend dringt Und von denen Haͤuſern, Thuͤrmen, Ziegel auf die Erde bringt: Ja! man will ſo gar in Winden, Nichts was ſie uns nuͤzzen finden, Und man murret, wenn er brauſt Und uns etwas hart anſaußt. Heiſt das nicht den Schoͤpfer ſchmaͤhen, Der doch alles woll gemacht Und der Winde kraͤuſelnd Wehen, Weislich fuͤr uns ausgedacht? Man berechne nur die Gaben, Die wir durch den Windbraus haben, Da wir ohne Luft und Wind, Nichts auf Erden nuͤzze ſind. Da GOtt durch ein weiſes Walten’ Alles das, was Odem hegt, Auf dem Erdkreis will erhalten, So muß er die Luft bewegt Duͤnſte in dem Umlauf ſtellen, Daß ſie kraͤuſeln, weben, ſchwellen: Wuͤrde dieſes nicht geſchehn, Muͤſten wir gar bald vergehn. Waͤr kein Wind in denen Luͤften, Bliebe alle Feuchtigkeit Dampf Zweyter Theil. U
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Der Wind.
Ja! ſie denken daß die Erde,
Nur dadurch beſtuͤrmet werde:
Und beklagen ſich dabei,
Daß der Wind uns ſchaͤdlich ſei.
Man beſchwert ſich wenn ſein Stuͤrmen,
Durch den Luftkreis tobend dringt
Und von denen Haͤuſern, Thuͤrmen,
Ziegel auf die Erde bringt:
Ja! man will ſo gar in Winden,
Nichts was ſie uns nuͤzzen finden,
Und man murret, wenn er brauſt
Und uns etwas hart anſaußt.
Heiſt das nicht den Schoͤpfer ſchmaͤhen,
Der doch alles woll gemacht
Und der Winde kraͤuſelnd Wehen,
Weislich fuͤr uns ausgedacht?
Man berechne nur die Gaben,
Die wir durch den Windbraus haben,
Da wir ohne Luft und Wind,
Nichts auf Erden nuͤzze ſind.
Da GOtt durch ein weiſes Walten’
Alles das, was Odem hegt,
Auf dem Erdkreis will erhalten,
So muß er die Luft bewegt
Duͤnſte in dem Umlauf ſtellen,
Daß ſie kraͤuſeln, weben, ſchwellen:
Wuͤrde dieſes nicht geſchehn,
Muͤſten wir gar bald vergehn.
Waͤr kein Wind in denen Luͤften,
Bliebe alle Feuchtigkeit
Dampf
Zweyter Theil. U
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