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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Der Wind.

Wirft sie plözlich auf die Erden,
Da den öfters ganze Heerden,
Die da reisen (*) gleich bedekt,
Werden in den Sand verstekt.

HErr! der du auf Winden fährest!
Hieraus siehet jederman
Wie du uns in Winden lehrest,
Was dein Arm verrichten kan.
Wilt du straffen, die dich hassen,
Kanst du nur den Wind los lassen,
Der in deinen Strafgericht,
Alles auf einmahl zerbricht.
Ja! vor deinen grimgen Schelten,
Wallt das dünne Element,
Beben Erd und Wasser-Welten,
Und das Feur das wütend brennt.
Du bist gros auch in den Winden,
Nicht vollkommen zu ergründen:
Zwar ein grosser Zebaoth:
Aber ein verborgner GOtt.
Wenn der Winde tobend Rasen,
Erd und Meer in Wallung sezt;
So bleibt bei dem starken Blasen
Unsre Welt oft unverlezt.
Jhm
(*) Man nennet solche Caravanen, die durch die
Arabischen Wüsten als Handelsleute Truppenwei-
se zu ihrer Sicherheit reisen; weil sich da die Js-
maeliten oder räuberische Völker aufhalten, die
von Jsmael ihren Ursprung herleiten.

Der Wind.

Wirft ſie ploͤzlich auf die Erden,
Da den oͤfters ganze Heerden,
Die da reiſen (*) gleich bedekt,
Werden in den Sand verſtekt.

HErr! der du auf Winden faͤhreſt!
Hieraus ſiehet jederman
Wie du uns in Winden lehreſt,
Was dein Arm verrichten kan.
Wilt du ſtraffen, die dich haſſen,
Kanſt du nur den Wind los laſſen,
Der in deinen Strafgericht,
Alles auf einmahl zerbricht.
Ja! vor deinen grimgen Schelten,
Wallt das duͤnne Element,
Beben Erd und Waſſer-Welten,
Und das Feur das wuͤtend brennt.
Du biſt gros auch in den Winden,
Nicht vollkommen zu ergruͤnden:
Zwar ein groſſer Zebaoth:
Aber ein verborgner GOtt.
Wenn der Winde tobend Raſen,
Erd und Meer in Wallung ſezt;
So bleibt bei dem ſtarken Blaſen
Unſre Welt oft unverlezt.
Jhm
(*) Man nennet ſolche Caravanen, die durch die
Arabiſchen Wuͤſten als Handelsleute Truppenwei-
ſe zu ihrer Sicherheit reiſen; weil ſich da die Jſ-
maeliten oder raͤuberiſche Voͤlker aufhalten, die
von Jſmael ihren Urſprung herleiten.
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[315/0327] Der Wind. Wirft ſie ploͤzlich auf die Erden, Da den oͤfters ganze Heerden, Die da reiſen (*) gleich bedekt, Werden in den Sand verſtekt. HErr! der du auf Winden faͤhreſt! Hieraus ſiehet jederman Wie du uns in Winden lehreſt, Was dein Arm verrichten kan. Wilt du ſtraffen, die dich haſſen, Kanſt du nur den Wind los laſſen, Der in deinen Strafgericht, Alles auf einmahl zerbricht. Ja! vor deinen grimgen Schelten, Wallt das duͤnne Element, Beben Erd und Waſſer-Welten, Und das Feur das wuͤtend brennt. Du biſt gros auch in den Winden, Nicht vollkommen zu ergruͤnden: Zwar ein groſſer Zebaoth: Aber ein verborgner GOtt. Wenn der Winde tobend Raſen, Erd und Meer in Wallung ſezt; So bleibt bei dem ſtarken Blaſen Unſre Welt oft unverlezt. Jhm (*) Man nennet ſolche Caravanen, die durch die Arabiſchen Wuͤſten als Handelsleute Truppenwei- ſe zu ihrer Sicherheit reiſen; weil ſich da die Jſ- maeliten oder raͤuberiſche Voͤlker aufhalten, die von Jſmael ihren Urſprung herleiten.

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/327>, abgerufen am 24.11.2024.