Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die angenehme Morgenröthe. Auf Bürger der entschlafnen Erde, Jezt könnt ihr mit Vergnügen sehn; Was durch das Allmachts-Wort: Es werde Jm Anfang aller Ding geschehn, Da aus den trüben Finsternissen, Das Licht sich offenbahren müssen. Seht! wie der GOttheit feurig Bild, Die Schatten nach den Westen jaget, Des Tages frohe Post ansaget, Da es von Osten aufwerts quillt. Verlaßt doch die gedrükten Pfüle, Da eure Leiber gnug erquikt: Und seht die frohen Wunderspiele, Die man in der Natur erblikt. Verkläret die geschloßnen Augen, Damit sie recht zu sehen taugen, Wie lieblich das bestirnnte Zelt, Daraus wenn Nacht und Schatten fliegen, Zu GOttes Ruhm, uns zu vergnügen, Sich zeigt das Auge dieser Welt. Wohlan! der Schlaf ist weggentischet, Drum strekt des Geistes Kräfte an, Der matte Leib ist nun erfrischet; Drum preist den GOtt der es gethan. Gebrauchet die erblikten Wunder, Entflammet doch den Andachtszunder, Jn eurer GOtt geweihten Brust; Bemerkt die Strahlenreiche Wonne, Erblikt darin der Sonnen Sonne, Das ist die beste Sommer-Lust. O!
Die angenehme Morgenroͤthe. Auf Buͤrger der entſchlafnen Erde, Jezt koͤnnt ihr mit Vergnuͤgen ſehn; Was durch das Allmachts-Wort: Es werde Jm Anfang aller Ding geſchehn, Da aus den truͤben Finſterniſſen, Das Licht ſich offenbahren muͤſſen. Seht! wie der GOttheit feurig Bild, Die Schatten nach den Weſten jaget, Des Tages frohe Poſt anſaget, Da es von Oſten aufwerts quillt. Verlaßt doch die gedruͤkten Pfuͤle, Da eure Leiber gnug erquikt: Und ſeht die frohen Wunderſpiele, Die man in der Natur erblikt. Verklaͤret die geſchloßnen Augen, Damit ſie recht zu ſehen taugen, Wie lieblich das beſtirnnte Zelt, Daraus wenn Nacht und Schatten fliegen, Zu GOttes Ruhm, uns zu vergnuͤgen, Sich zeigt das Auge dieſer Welt. Wohlan! der Schlaf iſt weggentiſchet, Drum ſtrekt des Geiſtes Kraͤfte an, Der matte Leib iſt nun erfriſchet; Drum preiſt den GOtt der es gethan. Gebrauchet die erblikten Wunder, Entflammet doch den Andachtszunder, Jn eurer GOtt geweihten Bruſt; Bemerkt die Strahlenreiche Wonne, Erblikt darin der Sonnen Sonne, Das iſt die beſte Sommer-Luſt. O!
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Die angenehme Morgenroͤthe.
Auf Buͤrger der entſchlafnen Erde,
Jezt koͤnnt ihr mit Vergnuͤgen ſehn;
Was durch das Allmachts-Wort: Es werde
Jm Anfang aller Ding geſchehn,
Da aus den truͤben Finſterniſſen,
Das Licht ſich offenbahren muͤſſen.
Seht! wie der GOttheit feurig Bild,
Die Schatten nach den Weſten jaget,
Des Tages frohe Poſt anſaget,
Da es von Oſten aufwerts quillt.
Verlaßt doch die gedruͤkten Pfuͤle,
Da eure Leiber gnug erquikt:
Und ſeht die frohen Wunderſpiele,
Die man in der Natur erblikt.
Verklaͤret die geſchloßnen Augen,
Damit ſie recht zu ſehen taugen,
Wie lieblich das beſtirnnte Zelt,
Daraus wenn Nacht und Schatten fliegen,
Zu GOttes Ruhm, uns zu vergnuͤgen,
Sich zeigt das Auge dieſer Welt.
Wohlan! der Schlaf iſt weggentiſchet,
Drum ſtrekt des Geiſtes Kraͤfte an,
Der matte Leib iſt nun erfriſchet;
Drum preiſt den GOtt der es gethan.
Gebrauchet die erblikten Wunder,
Entflammet doch den Andachtszunder,
Jn eurer GOtt geweihten Bruſt;
Bemerkt die Strahlenreiche Wonne,
Erblikt darin der Sonnen Sonne,
Das iſt die beſte Sommer-Luſt.
O!
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