Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Schaubühne der Welt. Ein Crösus kommt mit güldnen Schäzzen Und betet seinen Mammons-Gözzen Jn tiefster Ehrerbietung an. Er glaubt der könne ihn beschüzzen, Er sagt: Wer ist der dessen Blizzen, Und Allmacht wiederstehen kan? Ein jeder siehet seines gleichen, Jn allen Oertern, Ländern, Reichen, Wenn man die Welt nur recht beschaut. Wie viele sind die GOtt zwar kennen Doch mehr zum schnöden Goldklump rennen Dem Herz und Sinn Alltäre baut. Der Schauplaz ändert die Gardienen, Und Croesus der erst reich erschienen, Jst nun ein armer Bettelmann. Der Abgott den er sehr geliebet, Entfleucht und er erkennt betrübet. Wie bald sichs mit uns ändern kan. Wie viele sind in Bettel-Orden, Die vorher reich nun arm geworden Und durch den Wechsel erst gelehrt, Daß sie das Zweifelhafte Glükke Und ihre falsche Zauber-Blikke, Zwar sehr und doch umsonst geehrt. O! wie entzükket den die Liebe, Der auf den Schauplaz seine Triebe Jn angeflammter Wallung zeigt; Er wünscht auf ewig seiner Schönen, Als
Die Schaubuͤhne der Welt. Ein Croͤſus kommt mit guͤldnen Schaͤzzen Und betet ſeinen Mammons-Goͤzzen Jn tiefſter Ehrerbietung an. Er glaubt der koͤnne ihn beſchuͤzzen, Er ſagt: Wer iſt der deſſen Blizzen, Und Allmacht wiederſtehen kan? Ein jeder ſiehet ſeines gleichen, Jn allen Oertern, Laͤndern, Reichen, Wenn man die Welt nur recht beſchaut. Wie viele ſind die GOtt zwar kennen Doch mehr zum ſchnoͤden Goldklump rennen Dem Herz und Sinn Alltaͤre baut. Der Schauplaz aͤndert die Gardienen, Und Croeſus der erſt reich erſchienen, Jſt nun ein armer Bettelmann. Der Abgott den er ſehr geliebet, Entfleucht und er erkennt betruͤbet. Wie bald ſichs mit uns aͤndern kan. Wie viele ſind in Bettel-Orden, Die vorher reich nun arm geworden Und durch den Wechſel erſt gelehrt, Daß ſie das Zweifelhafte Gluͤkke Und ihre falſche Zauber-Blikke, Zwar ſehr und doch umſonſt geehrt. O! wie entzuͤkket den die Liebe, Der auf den Schauplaz ſeine Triebe Jn angeflammter Wallung zeigt; Er wuͤnſcht auf ewig ſeiner Schoͤnen, Als
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Die Schaubuͤhne der Welt.
Ein Croͤſus kommt mit guͤldnen Schaͤzzen
Und betet ſeinen Mammons-Goͤzzen
Jn tiefſter Ehrerbietung an.
Er glaubt der koͤnne ihn beſchuͤzzen,
Er ſagt: Wer iſt der deſſen Blizzen,
Und Allmacht wiederſtehen kan?
Ein jeder ſiehet ſeines gleichen,
Jn allen Oertern, Laͤndern, Reichen,
Wenn man die Welt nur recht beſchaut.
Wie viele ſind die GOtt zwar kennen
Doch mehr zum ſchnoͤden Goldklump rennen
Dem Herz und Sinn Alltaͤre baut.
Der Schauplaz aͤndert die Gardienen,
Und Croeſus der erſt reich erſchienen,
Jſt nun ein armer Bettelmann.
Der Abgott den er ſehr geliebet,
Entfleucht und er erkennt betruͤbet.
Wie bald ſichs mit uns aͤndern kan.
Wie viele ſind in Bettel-Orden,
Die vorher reich nun arm geworden
Und durch den Wechſel erſt gelehrt,
Daß ſie das Zweifelhafte Gluͤkke
Und ihre falſche Zauber-Blikke,
Zwar ſehr und doch umſonſt geehrt.
O! wie entzuͤkket den die Liebe,
Der auf den Schauplaz ſeine Triebe
Jn angeflammter Wallung zeigt;
Er wuͤnſcht auf ewig ſeiner Schoͤnen,
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