Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die Klugheit. All ihr Denken und ihr Tichten, Geht dahin das zu verrichten, Woraus ihre Wollfahrt fließt, Und was der entgegen ist, Suchet sie stets zu vermeiden, Sie scheut kein bedorntes Leiden, Wenn sie auf der rauhen Bahn, Nur dreinst Rosen brechen kan. Die verwirrten Leidenschaften, Die in unsrer Seele haften, Machen oft den Menschen blind, Gleichen einem Wirbelwind Der uns plözlich nieder schmeisset, Wie in einem Strom fortreisset, Der uns bringt mit Angst und Weh, Jn die Kummer-volle See. Wenn die Leidenschaften rasen, Jn uns einen Sturm aufblasen, Wallen wir wie auf dem Meer, Ein Schif wankend hin und her, Klugheit sieht, sich bei den Stürmen, Vor den Klippen zu beschirmen; Und schaut als ein Steuerman, Wie man sich erhalten kan. Klugheit braucht die Seelenkräfte, Den Verstand zu dem Geschäfte, Handelt nichts in blinder Wuth, Wie ein albern Thore thut; Man
Die Klugheit. All ihr Denken und ihr Tichten, Geht dahin das zu verrichten, Woraus ihre Wollfahrt fließt, Und was der entgegen iſt, Suchet ſie ſtets zu vermeiden, Sie ſcheut kein bedorntes Leiden, Wenn ſie auf der rauhen Bahn, Nur dreinſt Roſen brechen kan. Die verwirrten Leidenſchaften, Die in unſrer Seele haften, Machen oft den Menſchen blind, Gleichen einem Wirbelwind Der uns ploͤzlich nieder ſchmeiſſet, Wie in einem Strom fortreiſſet, Der uns bringt mit Angſt und Weh, Jn die Kummer-volle See. Wenn die Leidenſchaften raſen, Jn uns einen Sturm aufblaſen, Wallen wir wie auf dem Meer, Ein Schif wankend hin und her, Klugheit ſieht, ſich bei den Stuͤrmen, Vor den Klippen zu beſchirmen; Und ſchaut als ein Steuerman, Wie man ſich erhalten kan. Klugheit braucht die Seelenkraͤfte, Den Verſtand zu dem Geſchaͤfte, Handelt nichts in blinder Wuth, Wie ein albern Thore thut; Man
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Die Klugheit.
All ihr Denken und ihr Tichten,
Geht dahin das zu verrichten,
Woraus ihre Wollfahrt fließt,
Und was der entgegen iſt,
Suchet ſie ſtets zu vermeiden,
Sie ſcheut kein bedorntes Leiden,
Wenn ſie auf der rauhen Bahn,
Nur dreinſt Roſen brechen kan.
Die verwirrten Leidenſchaften,
Die in unſrer Seele haften,
Machen oft den Menſchen blind,
Gleichen einem Wirbelwind
Der uns ploͤzlich nieder ſchmeiſſet,
Wie in einem Strom fortreiſſet,
Der uns bringt mit Angſt und Weh,
Jn die Kummer-volle See.
Wenn die Leidenſchaften raſen,
Jn uns einen Sturm aufblaſen,
Wallen wir wie auf dem Meer,
Ein Schif wankend hin und her,
Klugheit ſieht, ſich bei den Stuͤrmen,
Vor den Klippen zu beſchirmen;
Und ſchaut als ein Steuerman,
Wie man ſich erhalten kan.
Klugheit braucht die Seelenkraͤfte,
Den Verſtand zu dem Geſchaͤfte,
Handelt nichts in blinder Wuth,
Wie ein albern Thore thut;
Man
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